Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
die Standardwerke müssen alljährlich aktualisiert werden.«
    Von Erinnerungen überwältigt, schmiegte sie sich lächelnd an ihn. »Bisweilen glaube ich, manches wäre leichter, wenn wir beide ständig unterwegs wären, wenn wir kämpfen und metzeln und unseren Verstand gebrauchen müßten. Wenn wir Spaß hätten.«
    »Damals waren wir viel jünger, Talea. Ich trug noch nicht soviel Verantwortung wie heute als Juniorpartner von Clodsahamp. Wir hatten kein Zuhause, keine Familie.«
    »Du bist einundvierzig, Jon-Tom. Das kann man kaum alt nennen.«
    Er versteifte sich ein wenig. »Das habe ich nicht gesagt. Übrigens, Mick Jagger müßte mittlerweile...« Er wechselte das Thema. »Ist ja auch egal. Damit wissen wir aber immer noch nicht, was hier los war.«
    Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich etwas Falsches zusammengemischt. Vielleicht habe ich ein munteres Liedchen falsch gepfiffen. Vielleicht hat ein anderweltliches Wesen von einer Jahre zurück liegenden Begegnung, die du längst vergessen hast, einen Groll gegen dich zurückbehalten.«
    »Ich könnte in den Akten nachsehen«, murmelte er nachdenklich, »aber soweit ich mich erinnern kann, sind alle alten Konflikte gelöst, alle Geldschulden bezahlt.«
    »Bist du dir sicher, daß du keine wichtigen Gottheiten oder Geister beleidigt hast? Bist du vielleicht einem leicht zu kränkenden Fürsten der Finsternis auf die Zehen getreten?«
    »Selbst wenn es irgendwo ein ernsthaftes Problem geben sollte, würde das provozierte Wesen mit mir streiten, nicht mit dir.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete sie. »Ich weiß nur, was in meiner Küche los war. Solange du den Grund nicht kennst, kann es jederzeit von vorn losgehen.« Sie schauderte leicht.
    »Das weiß ich.« Er legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Interdimensionale Erscheinungen des reinen Bösen treten nicht zufällig auf. Es muß einen Grund geben.« Er preßte die Lippen zusammen. »Es muß an etwas liegen, was ich getan habe. Oder nicht getan habe.«
    Sie schwiegen. Nach einer Weile schaute Talea hoch. »Hör mal.«
    Jetzt, wo sie schwiegen und wo der Tumult aufgehört hatte, vernahm man ein leises, rhythmisches Stöhnen. Ein höchst widerwärtiges, unheimliches, beängstigendes An- und Abschwellen von Worten, die nahezu unverständlich waren. Das Geräusch entstammte nicht der Unterwelt, sondern kam von oben. Aus der oberen Etage.
    Jon-Tom folgte dem Blick seiner Gemahlin. Sie sahen sich vielsagend an.
    »Das ist es also«, sagte sie im Brustton der Überzeugung. »Du hast keine paranormalen Fürsten gekränkt, und es handelt sich auch nicht um einen Zufall. Die Gepanzerten sind daran unbeteiligt, und die Feindseligen Äußeren Wächter der Nahen Verdammnis desgleichen. Es ist viel schlimmer.« Sie hob den Blick zu dem unmenschlichen Mißklang empor.
    »Jon-Tom, du mußt dir mit dem Jungen etwas einfallen lassen.«

II
    Als er die in den Stamm des interdimensional erweiterten Baums hineingeschnittene Wendeltreppe emporstieg, wurde die Musik, wenn man den Lärm denn so nennen wollte, ständig lauter. Tatsächlich war einiges von dem, was den plumpen, geräuschdämmenden Zauber durchdrang, geradezu grauenhaft. Die unbeholfenen Texte ließen Jon-Tom jedenfalls zu- sammenzucken.
    Als er vor dem Zimmer stand, vermochte er den Lärm hinter der Tür besser zu würdigen. Jon-Tom schätzte, daß er irgendwo zwischen ohrenbetäubend und gehirnschädigend angesiedelt war. Sich innerlich wappnend, hämmerte er gegen die schwere Tür.
    »Buncan! Laß den Krach sein, und mach auf! Ich muß mit dir reden.«
    Er bekam keine Antwort. Entweder konnte sein Sohn ihn bei dem Radau nicht hören, oder er tat nur so. Der Instrumentalpart war gar nicht so schlecht, fand Jon-Tom, aber wie gewöhnlich sang Buncan herzzerreißend falsch. Tatsächlich sang er so schlecht, daß sein Vater im Vergleich zu ihm wie ein Heldentenor der Mailänder Scala geklungen hätte.
    Er hämmerte erneut gegen das Holz. »Hörst du mich, Buncan? Laß das Gejaule sein, und mach die Tür auf!«
    Irgend etwas drang durch die Barriere heraus. Jon-Tom wich zur gegenüberliegenden Wand des Korridors zurück und beobachtete mit Interesse, wie ein zwei Fuß langer weißer Wal zum Vorschein kam, nach rechts und links schaute und dann den Korridor entlangschwamm, bis er verschwand. An einer Schnur zog er ein kleines Holzboot hinter sich her, das mit einem halben Dutzend als Seemänner verkleideter Mini-Kobolde bemannt war, die gequält
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher