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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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Also halt ’ s Maul und sei einfach nur dankbar.“
    „Was hat mein Vater mit dir zu schaffen gehabt?“ Wie konnte sich Ádám Szábo mit einem Zuhälter und Hurenbock wie Leske einlassen und dafür auch noch sterben? Gott, wie er diesen Mann hasste, der sich hochmütig die grauen Strähnen aus dem Gesicht schleuderte.
    „Willst du das wirklich wissen, Mihály? Denke sorgfältig über meine Frage nach, denn was du hören wirst, könnte dich erschüttern.“
    „Behandele mich nicht wie ein Kind!“ Dass man vor Wut rote Flecken sehen konnte, war erstaunlich. Sie tanzten in Mihálys Blickfeld und verwischten die Sicht auf Leske.
    „Setz dich.“ Leske zog den Stuhl vom Tisch. Er selbst nahm neben seinem Bruder Platz. Wie gerne wäre Mihály stehen geblieben, doch die Schwäche in seinen Beinen ließ es nicht zu. Leske wartete, bis er es sich bequem gemacht hatte.
    „Seit ich deinen Vater zum ersten Mal sah, begehrte ich ihn.“
    Verdammte Sodomiten! Hatte man nirgends vor ihnen Ruhe?
    „Bis dahin war ich es gewohnt gewesen, den Röcken hinterherzusteigen, aber als Ádám mit seinen schwarzen Locken und dem glühenden Blick vor mir stand, wusste ich, dass mich dieser Junge niemals loslassen würde.“
    „Das hat er offenbar dennoch getan.“ Sein Vater und seine Mutter waren bis zu ihrem frühen Tod ein glückliches Paar gewesen.
    Leske lächelte. „Dein Vater mochte mich. Sehr. Wir waren nicht nur Gefährten während der Arbeit, sondern auch sehr enge Freunde. Aber wenn er in der Arbeit steckte, nahm Ádám nichts anderes mehr wahr. Später, als er sich selbstständig machte und vom einfachen Bader zum Wundarzt aufstieg, hat sich das nicht geändert. Die wenigen Annäherungsversuche meinerseits übersah er oder zog sie ins Lächerliche.“ Leskes Hand wanderte zu seiner Stirn, rieb darüber, wirkte müder, als der Mann es plötzlich tat. Leske und sein Vater. Der Gedanke wollte sich nicht denken lassen.
    „Er heiratete schließlich, war glücklich, bekam dich zum Sohn geschenkt und bildete dich aus, als du gerade mal laufen konntest. Wenn es sich ergab, reiste ich ihm hinterher. Ich ließ es wie ein Zufall aussehen. Er freute sich, wir tranken zusammen und lachten, aber nie waren seine Frau oder du dabei. Und plötzlich war ich alt.“
    Gab es ein trauriges Zwinkern? Leske ließ seufzend die Hand sinken und starrte durch die Luft einen Punkt seiner Vergangenheit an, der ihm nicht zu gefallen schien.
    „Ich hatte mein Auskommen, unterhielt die Badehäuser, scherte mich nicht um die verkommene Moral derjenigen, die meine Zuber als ehrenwerte Bürger betraten und oft genug als Schweine verließen. Es war mir recht. Dadurch klingelte Geld in meiner und Attilas Kasse. Aber alles, was dein Vater besaß, war mir verwehrt geblieben. Einen Menschen an seiner Seite zu spüren, den man aufrichtig lieben konnte. Eines Tages kam er mit dir zu Besuch. Du warst bildhübsch, jung und hast dich im Zuber von den Mädchen verwöhnen lassen. Ich hielt es nicht mehr aus. Wollte unbedingt, dass Ádám seine Distanz aufgab. Wollte wenigstens einen Kuss, eine innige Umarmung von ihm. Als du längst zuhause warst, blieb er noch auf einen Schluck bei mir. Wir kramten in alten Geschichten und ich wartete, bis er auf dem Weg zum Pinkeln schwankte. Dann gestand ich ihm nicht nur meine Liebe, ich zwang sie ihm auch auf.“
    Leske sah ihm für einen Moment in die Augen, bevor sein Blick wieder abschweifte.
    „Ich war größer und stärker, hatte zu viele Jahrzehnte warten müssen und mit der Leidenschaft kam die Wut. Ich drückte ihn zu Boden und ritt ihn wie ein Besessener, was ich in diesem Moment auch war. Als er schrie, stopfte ich ihm einen Lappen in den Mund. Erst als er blutete und ich mich das zweite Mal in ihm ergossen hatte, ließ ich ihn frei.“ Langsam, mit zitternden Fingern, zog er sein Hemd hoch und zeigte die Narben, die Mihály bereits kannte. „Dein Vater rappelte sich auf, schnappte das Messer, mit dem wir eben noch unser Brot geteilt hatten, und verpasste mir zwei bleibende und verdiente Erinnerungen an diesen Abend. Er agierte schnell und präzise. Ich konnte mich nicht wehren, wollte es vielleicht auch nicht.“
    „Du hast meinen Vater vergewaltigt?“ Für Hass und blinde Wut war er zu schwach. Alles, was er empfand, war Ratlosigkeit.
    Leske nickte. „Kaum sah er mich fallen, wischte er das Blut von seinem Arsch und brüllte mich an, wo mein Operationsbesteck wäre. Der Hass aus seinem Blick war verschwunden.
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