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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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Barti glühen ließ, musste tiefer in ihm sein.
    Mihály sprach von einer Art Wundfieber und fütterte Barti zum Ende hin mit einer Lösung aus Bilsenkraut, Opium und Rotwein. Wenigstens schlief Barti mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
    Leske drehte den Becher in der Hand. Er war voll. Ebenso wie der Krug. „Szábo macht sich gut als Bader.“
    „Fein. Dann bezahle ihn für seine Dienste an den Gästen und uns.“ Bis jetzt sah Mihály für seine Arbeit dasselbe wie er: nichts.
    „Die Gäste mögen ihn“, erzählte Leske dem Weinbecher. „Und das Zähneziehen gelingt ihm schneller als mir. Ich frage mich, ob ich mich nicht langsam zurückziehen und einem Jüngeren das Heft überlassen sollte.“
    „Denkst du an Mihály?“ Er war Wundarzt. Kein Bader.
    „Wäre für ihn zwar kein gesellschaftlicher Aufstieg, aber er hätte sein Auskommen.“ Leskes Blick trennte sich von dem Becher und fand Josias’. „Du hättest auch dein Auskommen oder willst du bis in die Ewigkeit die Hure für mich geben?“
    „Noch fünf Monate.“ Die Zeit verflog und Schafswollfettsalbe gehörte zu seinen besten Freunden.
    Stöhnend stemmte sich Leske im Zuber hoch. Eingefallen sah sein Körper aus und alt. Ob er noch die Kraft besaß, ihn zu zwingen?
    „Gib mir mal ein Handtuch und dann sag deinem Süßen, dass er heute Abend zu mir kommen soll. Ich hätte etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen.“
    „Dein Leben geht weiter.“ Warum waren alte Männer nur stets dermaßen triefelig? Josias reichte dem Bader ein Tuch und rieb ihn zusätzlich die Haare trocken. „Du wirst den Tod deines Bruders verwinden …“ und wieder der Saukerl werden, der ahnungslose Lehrlinge vögelt.
    „Werde ich“, knurrte der Alte. „Aber das ändert nichts daran, dass ich lange genug im Geschäft bin und es mir verdient habe, müde zu werden.“
    Ein Vorteil seines Planes sprang ins Auge. War Mihály der Bader, und das möglichst bald, platzte der Handel mit Leske und Josias konnte sich endlich auf den Mann konzentrieren, den er wirklich in sich spüren wollte.
    Josias ließ Leske allein, der damit begann, dem Weinkrug alte Geschichten zu erzählen.
    Den Vormittag über hatte er damit zugebracht, ein Gestell ähnlich wie Mihálys zu bauen.
    Bisher war er wegen der Aufregung um Barti und der vielen Arbeit nicht dazu gekommen und Mihály drängte ihn nicht. Doch nun wurde es Zeit, dass er sich endlich wieder um seinen Rücken kümmerte. Nicht nur auf dem Bett, sondern richtig.
    Mihály war von seinen Krankenbesuchen noch nicht zurück. Gab es für ihn bei den Gästen nichts mehr zu tun, bot er auf dem Marktplatz unter dem Namen Andor Nagy seine Dienste an. Die Leute standen Schlange, um sich von ihm verarzten zu lassen. Wurde er in ein Bürgerhaus gerufen, gab er abends eine Runde, zu der er auch Leske einlud. Sonst gingen sich die beiden aus dem Weg.
    Er würde nicht schlecht staunen, dass Leske ihn zum Nachfolger machen wollte.
    Josias öffnete den Laden. Dicke Schneeflocken schwebten träge aus dem Grau und legten sich kühl auf seine Hände.
    Hinter ihm flog die Tür auf. Der Luftzug ließ die Flocken vor ihm in wilden Wirbeln tanzen.
    „Einen Kinderarm geschient, zwei Backenzähne gezogen und einer Oma den Kopfschmerz aus dem steifen Genick massiert.“ Mihály klopfte den Schnee von seinen Schultern. „Alles in allem habe ich genug verdient, um mit dir bei nächster Gelegenheit einen Abend in der Schenke zu verbringen.“ Zwei kalte, schneefeuchte Arme schlangen sich um ihn und ebenso kalte und schneefeuchte Lippen schmiegten sich an seinen Hals. „Sag dem alten Hurenbock von Bader, dass auch dir eine Pause zusteht.“ Mihálys eisige Nasenspitze schnüffelte sich hinter Josias Ohr. „Wir trinken, schwanken nach Hause, küssen uns und sehen, was passiert. Klingt das gut?“
    Es klang wundervoll. Bloß dass er jetzt schon wusste, wie der Abend ausging. Mit der entsprechenden Menge Wein würde er in Mihálys Armen sanft einschlummern und am Morgen mit schlechtem Gewissen und dröhnendem Kopf aufwachen.
    „Was ist das denn?“ Mihály ließ ihn los. Er hatte das Gestell entdeckt. „Nein, Josias. Vergiss es. Ich will dich da nicht draufschnallen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte das frisch geschreinerte Kreuz hasserfüllt an. „Ich will dich nie wieder auf irgendeine Bank schnallen.“
    Stundenlang hatte Josias gesägt und genagelt. Sogar einen Lederaufsatz besaß das Kreuz. Der Sattler war nicht im Geringsten an
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