Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
Vom Netzwerk:
höre nicht mehr auf.“ Seine Stimme zitterte bereits.
    „Stört mich nicht.“
    Streicheln über seine Haare, über seine Wangen. Himmel, die Tränen rannen ihm unter den Lidern heraus.
    „Als wir hier ankamen und du reglos im Boot lagst, dachte ich, du seist tot. Leske hat deinen Puls gefühlt und mir gesagt, dass du noch lebst und bloß von der Erschöpfung und den Kugeln so matt bist. Da habe ich auch geweint. Vor Erleichterung.“
    Mihály rang nach Luft, versuchte nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten. Josias schlang die Arme um ihn, setzte ihn auf und bettete seinen Kopf an seine Schulter.
    „Hier bist du sicher. Leske besteht darauf, dass ich noch ein halbes Jahr bei ihm arbeite. Wegen der Unkosten, sagt er. Aber dann sind wir beide frei. Er stellt uns gefälschte Empfehlungsschreiben auf neue Namen aus. Du kannst dich in einer anderen Stadt niederlassen. Mit mir als Gesellen.“
    Gott, jetzt schluchzte er auch noch. Genügte es nicht, dass er Josias’ Hemd durchnässte?
    Sich halten lassen, die starken Arme eines anderen um sich spüren und wissen, dass man geborgen war. Dieser Wunsch hatte ihn jeden Augenblick im Kerker begleitet.
    Irgendwann hörten die Tränen auf, zu fließen. Josias wischte ihm das Gesicht trocken und sah ihn aus ebenfalls rot geschwollenen Augen an. „Da dies hier ein Badehaus ist und Leske mir eine der kleinen Stuben zur Verfügung gestellt hat, könnte ich dich endlich waschen.“ Sein Blick glitt über Mihálys Oberkörper und er rümpfte die Nase. „Nachdem dir Leske die Schultern eingerenkt hat, wollte ich dich erst zur Ruhe kommen lassen und danach hast du wie ein Toter geschlafen. Sogar zum Essen und Trinken wolltest du nicht wach werden. Ich habe dir Brühe löffelweise eingeflößt, damit du mir nach all der Mühe nicht noch verhungerst.“
    „Du hast mich gefüttert?“
    „Nicht nur das.“ Josias lupfte die Decke. Um Mihálys Unterleib schlangen sich in mehreren Lagen Tücher. Eine Windel wie bei den Schwerverletzten im Lazarett. Für diese Arbeiten waren ihm von Vlad Knechte zugewiesen worden.
    „Musst nicht rot werden.“ Josias hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Viel ist ohnehin nicht aus dir rausgekommen. Außerdem wusste ich dadurch, dass du noch funktionierst.“ Beim Zwinkern löste sich die letzte Träne. Sie lief über Josias’ Wangen und Mihály schaffte es, sie aufzufangen, bevor sie vom Kinn tropfte.
    „Leske meint, deine Schultern werden schon wieder.“ Behutsam strich Josias über langsam braun werdendes Blau. „Ich habe sie dir mit Beinwellsalbe eingecremt. Leske ist mit solchen Dingen ziemlich gut ausgestattet. Er hat mir erzählt, dass einige der Rezepturen noch von deinem Vater stammen.“
    Leske. Josias sprach ununterbrochen von ihm. „Ist er dein neuer Geliebter?“
    Josias‘ Hand rutschte von seiner Schulter. „Er sagte, du würdest ihn kennen.“
    „Nein. Aber wenn es mir besser geht, zieh ich meiner Wege.“ Irgendetwas stimmte nicht mit der Situation. Warum sollte Josias ihn retten, wenn er einen anderen liebte? Aus Mitgefühl? Aus Schuld?
    „Dir haben sie mehr als nur die Schultern ausgerenkt, oder?“
    Zwischenzeitlich seine Fußgelenke, doch das hatte er unter Jacquiers Sessel selbst wieder hinbekommen.
    Josias legte seine Hände an Mihálys Wangen. „Leske ist alt. Er hat mit deinem Vater gelernt und ist dir zum letzten Mal im Gasthaus begegnet. Das hat er mir jedenfalls erzählt. Er ist Bartis Bruder und wir verdanken ihm eine ganze Menge.“
    Da war noch mehr. Es stand in Josias‘ Blick und wollte sich nicht offenbaren.
    „Schweigen ist lügen, Josias.“
    „Verdammt.“ Josias biss sich auf die Lippen. Er sah sich um, ballte die Fäuste und stand schließlich auf. „Ich will es dir jetzt nicht sagen, verstehst du?“
    Nein, tat er nicht.
    „Es gibt einiges, über das ich im Moment nicht mit dir reden will. Nimm es hin.“
    „Ist es dein Geliebter?“
    Josias schloss die Augen. „Nein. Kein Geliebter.“
    „Was sonst?“
    „Hast du mir nicht zugehört?“ Hell funkelte der Zorn in seinen Augen. „Du lebst. Dank ihm. Freu dich einfach.“
    „Ich trau mich noch nicht.“ Er streckte die Hand nach Josias aus. Auch wenn Josias einen anderen gefunden hatte, konnte ihm niemand verbieten, diesen wunderschönen jungen Mann zu lieben. Nur über die Augen. Er wusste selbst, dass sein Körper nichts mehr wert war. Eifersucht musste man sich leisten können. Er konnte es nicht.
    „Nimm erst einmal ein Bad. Danach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher