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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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dicken Festungsmauern zu verkriechen.“
    Das Ziel ihrer Flucht. Die Festung des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Wenn sie öfter mit Hinterhalten wie dem heutigen rechnen mussten, konnte es noch einige Zeit dauern, doch Dávid mit der bitteren Wahrheit zu konfrontieren, war grausam. Die Hände Dávids zitterten immer noch, auch wenn dank des Kusses sein Blick etwas von der Resignation verloren hatte. Gäbe es nur Menschen wie ihn, würde die Welt keine Kriege kennen.
    Mihály zog den Verband stramm. Für diesen Tag waren sie fertig. „Weißt du, wohin ich mich zurückziehen möchte?“
    Dávids Augen leuchteten. „In mich?“
    Tief und innig. Doch nicht an diesem Ort, der nur mit Planen vor fremden Augen abgeschirmt war. Aber etwas Schönes, Berauschendes brauchten sie beide nach diesem schlimmen Tag. Dávid nahm seine Hände nach hinten, als er ihm sein Schnäuzchen erneut hinhielt. Das fremde Blut trocknete bereits an ihnen. „Ob wir einen Ort finden, an dem wir ineinander einschlafen können?“
    Zarte, kostende Küsse. Wie er Dávids Liebkosungen liebte.
    „Nähe bis zum Morgengrauen“, seufzte Dávid sehnsüchtig.
    „Dann sollten wir uns beeilen.“ Lang währte die Nacht nicht mehr. Noch einmal stupsten sich ihre Zungen an, dann drang Mihály tief in Dávids Mund. Nur als Vorgeschmack auf das, was er gleich mit seinem längst sensiblen Geschlecht tun würde.
    Dávid zuckte zurück. „Hast du das gehört?“
    Der Ruf eines Käuzchens, das Wimmern der Verwundeten. Sonst nichts Ungewöhnliches.
    „Da.“ Dávid sah sich um. Die Planen bewegten sich im Luftzug. Hinter ihr standen Schatten.
     

    *
     
    Das Eichhörnchen zuckte mit dem Puschelschwanz, beobachtete ihn und hopste näher. Josias saß ganz still, obwohl sich sein krummer Rücken an den Baumstumpf drückte und schmerzte.
    Wieder einen Hopser auf ihn zu. Als ob das Tier ahnte, dass er ihm nichts tun würde. Bei Anna kam alles, was Fleisch lieferte, in den Topf. Josias fragte nie nach, was zwischen Pastinaken und Zwiebeln stückchenweise im Sud schwamm. Im Zweifel hatte er es wenige Momente vorher noch gestreichelt. Seine Mutter machte kein langes Federlesen, wenn es darum ging, satt zu sein und am Leben bleiben zu können. Dafür teilte sie auch hin und wieder mit dem Dorfschulzen das Lager. So wie in diesem Augenblick. Deshalb saß er hier. Im Wald und allein. Das Gekeuche des Schulzen konnte er sich nicht anhören, ohne dass ihm schlecht wurde. Anna ging es nicht anders. Josias hatte seine Mutter öfter dabei erwischt, wie sie sich hinterher übergab.
    Ob ihr Leben anders verliefe, wenn sein Vater nicht der Leibhaftige wäre? Anna schwieg sich aus, wenn er sie nach seinem Vater fragte. Dabei brannte er vor Neugierde, warum sie sich mit dem Teufel eingelassen hatte. Sicher war er ein besserer Liebhaber als der Schulze und das bisschen Schwefel konnte nicht halb so schlimm wie der Schweinemist riechen, der dem Schulzen überall dranklebte.
    Das Eichhörnchen wagte noch einen vorsichtigen Schritt zu ihm hin.
    Noch ein bisschen und er könnte das Tier berühren. Wie niedlich es die Nase in die Luft streckte und schnupperte.
    Hinter den Haselnusssträuchern knackten Zweige.
    Das Eichhörnchen huschte mit keckernden Lauten auf die nächste Eiche. Wäre er nur halb so geschickt und flink gewesen, wäre er ihm gefolgt. Das lauter werdende Lachen gehörte zu Joscha und Bela. Den Söhnen des Schulzen.
    Aufstehen. Schnell. Saß er, wenn sie ihn fanden, waren ihre Füße zu schnell auf der Höhe seines Gesichtes. Seine Nase schmerzte noch von der letzten Begegnung mit ihnen.
    Sein Rücken war steif. Verdammt, er hatte zu lange bewegungslos dagesessen.
    „Das Teufelsbalg!“ Joscha boxte sich in die Hand. „Wo ist deine Hurenmutter? Will sie ihren kleinen, buckligen Bastard nicht beschützen?“
    „Sie reitet deinen Vater.“
    Das gehässige Lachen der Brüder verstummte.
    „Er hat’s gern, wenn nicht jedes Mal er es ist, der aufbockt.“ Zwischen seinen Schulterblättern sammelte sich der Schweiß. Dennoch biss er sich nicht auf die Zunge. „Ist sicher auch für eure Ziege eine Erholung oder nimmt er ab und zu eine Sau, wenn es aus seinem stinkenden Schwanz tropft?“
    Gott, er war tot. Die Blicke der Brüder sagten nichts anderes.
    „Lust, deinen Vater zu besuchen?“ Bela sprach leise aber der Hass in seiner Stimme ließ Josias’ Herz gefrieren. „Ich bin sicher, er freut sich, seinen Sohn überm Fegefeuer zu braten. Ist sicher ein gutes
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