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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit
Autoren: S.B. Sasori
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Fehlgriff, und ein lebensgefährlicher dazu. „Pack die Frau ein und hänge sie wieder auf.“
    „Bitte?“ Silas klappte der Kiefer hinunter. „Das kannst du nicht von mir erwarten.“
    Und ob er das konnte. Dafür bezahlte er ihn schließlich.
    Mihály schippte dem Jungen eine weitere Silbermünze zu. „Ab in die Karre mit ihr und sieh zu, dass dich niemand sieht. Für heute brauche ich dich nicht mehr.“
    Draußen färbte sich der Himmel grau. Die halbe Nacht war er in den Aufzeichnungen seines Vaters versunken gewesen und das Wenige an Schlaf, das ihm theoretisch geblieben wäre, hatte er mit sinnloser Fäulnis vergeudet. Er schlug den Körper in die Decke ein und half Silas, ihn auf die Handkarre zu hieven. „Kein Wort zu deinem Meister, wie immer.“ Herr Barti ging hoffentlich davon aus, dass Silas brav in seinem Bett lag, statt ehemalige Erhängte zurückzuhängen.
    Der Junge schob seine Last fluchend durch den Gang und bog hinter dem Eisengatter links ab. Da er die Straße aus naheliegenden Gründen nicht nehmen konnte, blieb ihm nur das holperige Ufer. Hoffentlich war er schnell genug zuhause, um von seinem Meister nicht vermisst zu werden.
    Vor einem halben Jahr hatte Silas ihn dabei erwischt, wie er ein ertrunkenes Mädchen aus der Donau fischte. Der Junge war ihm nachgeschlichen.
    Gerade, als Mihály Haut und Fleisch des Brustkorbes zurückgeklappt und festgeklammert hatte, war Silas lautlos aus dem Schatten des Ganges getreten, um gegen eine entsprechende Bezahlung seine Hilfe und sein Schweigen anzubieten. Seitdem waren sie Verbündete. Leider benötigte der Apotheker seinen Gesellen tagsüber, sonst hätte Silas ihm auch beim Zähneziehen und Amputieren helfen können.
    Mihály wählte ein Stück Seife aus Schafsfett, schwappte einen Eimer Wasser über die Pritsche und schrubbte den Schaum mit einer Wurzelbürste ins Holz. Den Leichengeruch konnte er nur während der Untersuchung ertragen, und das auch nur schwer. Ein zweiter Schwall Wasser spülte die Pritsche sauber.
    Reichte die Zeit, um noch ein wenig zu schlafen? Der Himmel wurde stetig heller. Besser, er ging zu Sara ins Gasthaus und ließ sich ein Frühstück vorsetzen. Dort würde er zweifelsfrei auf die Herren Doktoren treffen, die seit Wochen Visegrád und damit auch den König heimsuchten.
    Ob ihnen bewusst war, dass der Fluss des Blutes im Takt des Herzschlages vor sich ging? Während ihres letzten Vortrages hatten sie schwarze und gelbe Gallensäfte unterschieden, obwohl sie beide im selben Atemzug zugegeben hatten, nie einen Menschen von innen gesehen zu haben.
    Durften sie auch nicht. Sie waren studiert. An Universitäten befasste man sich nur theoretisch mit Blut und allem, was damit zusammenhing.
    Mihály zog sich das Wams aus und streifte das Hemd über den Kopf. Alles an ihm roch nach altem Tod.
    Im linken der beiden Weidenkörbe lagen die feineren Seifen mit Lavendel, Rosmarin oder Salbeiduft. Die Morgenluft war eisig, als er zügig zum Ufer ging. Auf drei rannte er in den Fluss.
    Teufel noch mal, war er kalt. Von oben bis unten seifte er sich ein und träumte dabei von Saras Badezuber, randvoll mit heißem Wasser, den sie ihm wenigstens einmal in der Woche zur Verfügung stellte.
    Großzügig verteilte er den Schaum in seinen Haaren und unter den Achseln.
    Zu viel Arbeit, zu wenig Gelegenheit, seine Forschungen voranzutreiben. Alles musste im Geheimen geschehen. Verflucht noch einmal.
    Arme und Beine, Brust und Bauch. Wo er hinkam, schäumte es.
    Zwischen seinen Backen, zwischen seinen Beinen. Auch was sich dort abspielte, war geheim. So geheim, dass er es nur in seinem Kopf stattfinden lassen konnte.
    Seine Finger gaukelten ihm Zärtlichkeit vor. Schlossen sich nass und glitschig um seinen Schwanz, massierten sein Gehänge und taten so, als würden sie es nur waschen wollen. Welch eine Heuchelei. Er zwang sich, an sie zu glauben, obwohl die Lüge von ihm selbst stammte und gute drei Jahre alt war.
    Breitbeinig stand er mit den Füßen im Wasser und sah einem kalten Herbsttag entgegen. Dabei sehnte er sich nach der Wärme eines anderen Mannes. Nach festen Berührungen, nach harten Stößen, die seinen Leib erzittern ließen.
    Nacht für Nacht glitt seine Hand zwischen seine Schenkel. Ein Einschlaf-Ritual. Nacht für Nacht häufte er Sünde auf sich. Mit seinen Gedanken, mit seinen Träumen und Sehnsüchten.
    Sein Griff wurde fester. Zwischen Seife und Haut pulsierten prall gefüllte Adern und das Blut in ihnen sang ihm zu,
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