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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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brummte Viktor. »Ich bin doch nicht hier, um Steinplatten zu schleppen!«
    Alexej quälte sich verbissen weiter ab, doch auch ihm war anzusehen, daß er dieses schwere Ding am liebsten sonstwohin geschmissen hätte.
    Zum Glück für die Massaren hielten die Verfolgten bald darauf an einer Lichtung an. Vor einem seltsamen Gebilde mit einer Tischlampe obendrauf.
    »Wenn nicht diese Lampe wäre, würde ich das Ding für eine Hundehütte halten«, flüsterte Viktor.
    Als sie bemerkten, daß der Krake im Innern der »Hundehütte« verschwand, rückten sie im Schutz des Steins ein gutes Stück näher an sie heran.
    Dann gab einer der Männer den Kindern etwas, die Massaren konnten nur nicht genau erkennen, was es war. Jedenfalls handelte es sich um einen kleinen Gegenstand, der augenblicklich zwischen den Händen des Jungen oder auch des Mädchens verschwand, wer wollte das auf die Entfernung schon unterscheiden.
    »Wir sind wieder zu spät gekommen«, schimpfte Alexej. »Bestimmt war das die geheimnisvolle Haliotisperle, von der dieser Kostja erzählte!«
    Inzwischen war einer der Erdenmenschen zur Behausung des Kraken gegangen. Die Massaren hielten den Atem an, um nicht entdeckt zu werden. Doch der Mann schien nichts zu merken, er flüsterte bloß eine Weile mit dem Achtfüßer. Dann kehrte er zu seinem Gefährten zurück, der nach allen Seiten hin Ausschau hielt und sich schließlich irgendwohin entfernte.
    Die Massaren quetschten sich jetzt buchstäblich an die Erde. Sie legten die Steinplatte über sich, um nicht doch noch aufzufallen.
    »Da haben wir’s, nun können sie uns richtig in die Zange nehmen«, fluchte Viktor.
    Sie warteten etwas ab, bevor sie einen weiteren Blick riskierten. Doch was sie diesmal sahen, schien ihnen über alle Maßen bedenklich.
    »Wir dürfen nicht länger zögern«, rief Viktor, »sie führen ganz eindeutig etwas im Schilde! Sieht aus, als wollten die Kinder das Elmenland verlassen. Zwar ist das bisher noch niemandem gelungen, doch wir hatten es ja auch noch nie mit einem Kraken zu tun, der so ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Und die Perle ist bestimmt ein richtiges Zauberding.«
    Er schwieg kurz und sagte gleich darauf entschlossen:
    »Hör zu, ich zähle jetzt bis drei, dann werfen wir die verdammte Platte ab und nehmen uns diese Bälger vor. Wir müssen die Perle unbedingt an uns bringen!«
    Alexej nickte zustimmend. Der Plan gefiel ihm.
    »Also eins… zwei… drei – los!« flüsterte Viktor, und beide stemmten sich unter die Steinplatte. Doch wie erstaunt waren sie, als sich ihr Schutzschild keinen Zentimeter vom Fleck rührte.
    »Was ist denn nun los!« zischte Alexej wütend. »Entweder wir sind völlig saft- und kraftlos nach dieser elenden Schlepperei, oder irgendwer hält das Ding oben fest!«
    Da erinnerte sich Viktor an den zweiten Erdenmenschen, der vorhin weggegangen war.
    »Der Kerl muß uns bemerkt haben«, sagte er wütend. »Er hat einen Bogen geschlagen und ist klammheimlich auf unsere Platte geklettert. Groß und kräftig wie er ist, drückt er jetzt den Stein nieder.«
    »Da können wir ja noch von Glück reden, daß wir uns im Elmenland befinden«, fügte Alexej gallig hinzu. »Sonst müßten wir womöglich auf unserer Beerdigung tanzen. Wird Zeit, daß wir von hier verschwinden!«
    Sie begannen, die Energie ihrer Wellen umzugruppieren, und wanden sich ganz langsam, wie Schlangen, unter ihrem Stein hervor.
    Als die Massaren ihre ursprüngliche Gestalt wiedererlangt hatten, konnten sie nur noch die fremden Männer sehen und den zu einer riesigen feuerroten Glocke aufgeblähten Kraken. Die Kinder aber schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Gleich darauf verspürten die Massaren wieder das unwiderstehliche Bedürfnis, den Ort zu verlassen. Sie machten wortlos kehrt, wandten den Erdenmenschen, an denen sie plötzlich jegliches Interesse verloren hatten, den Rücken und trotteten dorthin zurück, von wo sie gekommen waren.
    Als sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnten, wurde ihnen bewußt, daß der Krake sie abermals hypnotisiert hatte.
    »Ohne diesen Kerl, der sich mit seinem ganzen Gewicht auf unseren Stein gelegt hat, wäre die Haliotisperle jetzt in unserem Besitz«, rief Viktor wütend.
    »Nicht nur die Perle hätten wir, sondern auch die beiden Vögelchen!« schimpfte Alexej.
    »Das beste wird sein, wir melden diesen Vorfall gar nicht erst«, schlug Viktor vor. »Sonst kriegen wir bloß gehörig eins aufs Dach,
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