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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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denn im Ozean gibt es ja gleichfalls Stürme, und was für welche! Falls uns so ein Orkan überrascht, wenn wir uns gerade an der Oberfläche oder in Ufernähe befinden, gnade uns Gott! Dann heißt es, sich sofort irgendwo festsaugen, sonst sieht man seine heimische Grotte nie wieder oder wird, was noch schlimmer ist, an Land geworfen.«
    »Wir haben gesehen, wie du auf dem Anker an uns vorübergesaust bist«, sagte Viola lachend. »Wie ein Cowboy auf einem wilden Mustang. Bloß die Sporen haben gefehlt!«
    »Jedenfalls konnte mir dieser Wirbel kaum etwas anhaben«, erwiderte der Krake. »Er mußte mich loslassen, und ich bin ziemlich schnell wieder auf meinen Füßen gelandet. Dann hab ich mich sofort auf die Suche nach euch gemacht, weil ja nur ich den Weg zu den Erdenmenschen kenne. Doch nichts da – ihr wart wie vom Erdboden verschluckt. Ich überlegte kurz und eilte schließlich, so schnell ich konnte, zu den beiden hier. Wir waren nämlich schon fast am Ziel, bevor der Strudel uns trennte. Danach suchten wir euch zu dritt, und es ist mir gelungen, eine telepathische Verbindung zu euch aufzunehmen. Das war auch gar nicht so schwer, denn du hattest den Massaren gerade von mir erzählt, Kostja…«
    »Also waren das Massaren?!« riefen die Kinder wie aus einem Mund.
    »Mir kam doch gleich der Verdacht«, fügte Viola hinzu. »Sie hatten ganz böse Augen. Außerdem tauchten sie auf, wie aus dem Boden gestampft, erkundigten sich gleich nach dir, Prim.«
    »Und ich Dummkopf hätte ihnen beinahe die Sache mit der Perle verraten«, sagte Kostja betrübt. »Wahrscheinlich wollten sie dir die Muschel abnehmen.«
    »Deshalb hab ich ja die Hypnose angewandt«, erklärte der Krake. »Obwohl ich das bisher noch nie versucht hatte. Ich wußte lediglich aus Erzählungen der Alten, daß wir über eine solche Gabe verfügen. Sie haben mir erklärt, wie das funktioniert.« Und etwas eitel ergänzte er: »Denn auch bei uns gibt es Schulen. Die alten Kraken unterrichten die jungen, geben die Überlieferungen von einer Generation an die andere weiter, und das geht schon über viele Jahrhunderte so.«
    »Jedenfalls hast du das ganz toll hingekriegt«, rief Viola begeistert.

    »Das will ich meinen«, sagte Prim und lachte. »Ich hab die Massaren in die entgegengesetzte Richtung geschickt, dort können sie suchen, bis sie schwarz werden. Die werden mir meine Perle nicht wegnehmen!«
    Die beiden Männer, die diesmal wirklich von der Erde stammten, standen lächelnd dabei und stellten sich schließlich vor. Der eine von ihnen hieß Viktor Stepanowitsch. Er war Geologe und Biochemiker und ging leidenschaftlich gern auf Exkursion, wie er sagte. Obwohl schon über die Fünfzig, war er doch schlank und muskulös, so daß er viel jünger und sehr energisch wirkte.
    Der andere Mann wurde einfach Kusmitsch genannt. Er war ein Jäger aus Sibirien und begleitete den Geologen stets auf seinen Streifzügen durch die Taiga. Hochgewachsen und ein bißchen tapsig, erinnerte er an einen mittelgroßen Bären. Vor allem zu Hause verhielt sich das so. In der Taiga dagegen war Kusmitsch wie ausgewechselt. Niemand kannte sich im Wald so gut aus wie er.
    Kurz, die beiden waren unzertrennlich, und so konnte es nicht verwundern, daß sie auch gemeinsam in den Synchrotunnel gelangt waren. Und zwar am Todeskap, einem von den Einheimischen so genannten seltsamen Ort.
    Viktor Stepanowitsch, der Geologe, hatte eines Tages davon gehört. Dieses Kap lag ein Stück weg von ihrer Gegend. Es war ständig in undurchdringliche Finsternis gehüllt, und wer es wagte, sich ihm zu nähern, wurde von großem Grauen erfaßt. Arme und Beine waren plötzlich wie gelähmt, das Herz erstarrte gleichsam zu Eis. Das Geheimnisvolle dieses Ortes interessierte den Geologen, und er bat Kusmitsch, ihn dorthin zu begleiten. Der Gefährte, in seinem tiefsten Innern abergläubisch wie alle alteingesessenen Taigabewohner, sträubte sich, versuchte Viktor Stepanowitsch von seinem Vorhaben abzubringen. Als der andere jedoch drohte, allein aufzubrechen, stimmte Kusmitsch widerstrebend zu. Ohne mich geht er vor die Hunde, dachte er, das kann ich nicht zulassen! Ich werde mich ihm anschließen, möglicherweise kann ich ihn unterwegs noch zum Umkehren bewegen. Und überhaupt, vielleicht wird es gar nicht so schlimm.
    Sie rüsteten zum Aufbruch und fanden schließlich das geheimnisvolle Kap. Tatsächlich war alles ringsum in dichten Nebel gehüllt. Ein düsterer, unheimlicher Ort! Man geht und
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