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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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spürt einen Blick im Rücken, der einen beobachtet, doch wenn man sich umdreht – nichts! Dann wieder irren Fünkchen durch die Luft, und ehe man sie noch richtig wahrnimmt, sind sie verloschen. Oder ein Schatten geistert an einem vorüber, als stamme er von einem Menschen, doch nein, es ist nur ein Trugbild. Und dann diese Stille! Eine tödliche Stille! Kusmitsch kannte im allgemeinen keine Furcht; monatelang streifte er kreuz und quer durch die Taiga, ging sogar allein auf Bärenjagd. Das war sein Zuhause, dort wußte er Bescheid. Aber hier? Keinerlei Spuren, keine Geräusche, und doch schien immer jemand in der Nähe zu sein. Eine unerklärliche Angst erfaßte einen an diesem Kap.
    Sie banden sich aus Sicherheitsgründen aneinander fest – sollte dem einen etwas zustoßen, könnte der andere ihm zu Hilfe kommen. Nachdem sie sich eine Weile so vorangetastet hatten, gelangten die beiden an einen großen Felsbrocken, der sich blaugrau im Dunst abzeichnete. Der Geologe, ein wenig erschöpft, lehnte sich dagegen, um zu verschnaufen und eine Zigarette zu rauchen, als plötzlich die Stütze nachgab. Und ehe Viktor Stepanowitsch noch einen klaren Gedanken fassen konnte, zog es ihn auch schon ins Innere des Steins, er stürzte in die Tiefe wie in eine Höhle…
    »Ich wollte ihn am Strick festhalten«, sagte Kusmitsch, »stemmte mich dagegen, so sehr ich konnte, aber ich hatte keine Chance! Im Gegenteil, ich wurde mit aller Macht hinterhergezogen. Natürlich hätte ich die Leine schnell lösen können, aber ich konnte doch meinen Gefährten nicht im Stich lassen! Nun ja, und so sind wir beide hier gelandet.« Der Jäger seufzte. »Ein seltsamer Ort ist das. Aber wir haben uns halbwegs eingerichtet. Bloß furchtbar langweilig ist es. Man kommt sich weder tot noch lebendig vor.«
    Nachdem Kusmitsch seinen Bericht beendet hatte, mußte Kostja seine Geschichte erzählen. Dann war Viola an der Reihe. Sie hatte es am schwersten, denn Viktor Stepanowitsch überschüttete sie mit Fragen. Ihn als Wissenschaftler interessierte die kleinste Einzelheit.
    So unterhielten sie sich mehrere Stunden lang. Prim hatte sich längst zusammengerollt, denn er war erschöpft von den Ereignissen des Tages. Schließlich verstummten auch Kostja und Kusmitsch, sie hingen ihren Gedanken nach. Das Mädchen und der Geologe aber redeten und redeten, sie fanden noch lange kein Ende.

DIE ZWILLINGE
    Als Viola dem Geologen alles über den Synchrotunnel, das Elmenland und den Planeten Irena erzählt hatte, sagte er zufrieden:
    »So, jetzt ist mir wenigstens klar, auf welche Weise ich mit Kusmitsch hierher gelangt bin.«
    Der Jäger entgegnete ein bißchen spöttisch:
    »Na großartig. Hoffentlich weißt du jetzt auch, wie wir wieder zurück zur Erde kommen? Meine Alte wird sich inzwischen Sorgen machen.«
    Viktor Stepanowitsch schüttelte betrübt den Kopf. Er fühlte sich schuldig für das, was er seinem Gefährten da eingebrockt hatte.
    »Warten wir’s halt ab«, sagte Kusmitsch gutmütig, »uns wird schon was einfallen.«
    Viola, müde von der langen Unterhaltung, setzte sich zu Kostja. Der Jäger aber flüsterte, mit einem Blick auf die Kinder:
    »Schau nur mal, wie ähnlich sie sich sind. Als wären sie Geschwister.«
    »Niemals, Kusmitsch, sie stammen doch von verschiedenen Planeten. Mehr noch, aus verschiedenen Welten… Aber davon abgesehen, hast du trotzdem recht, sie ähneln sich. Sehr sogar, fast schon wie Zwillinge.«
    Nach diesen Worten verstummte Viktor Stepanowitsch plötzlich und fing zu grübeln an. Ihm war ein wichtiger Gedanke gekommen. Er konnte ihn nur noch nicht richtig einordnen.
    Kostja riß den Geologen aus seinen Überlegungen:
    »Können Sie mir halbwegs verständlich sagen, wie all diese Dinge zusammenhängen?« fragte er. »Viola hat mir zwar alles mögliche erzählt, aber in meinem Kopf herrscht ein einziges Durcheinander. Diese Antiweit mit ihren Doppelgängern kommt mir wie Zauberei vor.«
    »Ein wenig ist es auch so, Kostja. Ich will versuchen, die Sache zu erklären.«
    Viktor Stepanowitsch stand auf. Er ging ein paar Schritte auf und ab, als wollte er eine Vorlesung vor seinen Studenten halten.
    »Ihr müßt euch ein dickes Blatt Papier vorstellen«, begann er, genau wie vor kurzem Ilsor, der Arsak vom Planeten Rameria, als er dem Jungen Chris den Tunnel beschrieben hatte. »Auf der Vorderseite befindet sich die eine Welt, auf der Rückseite eine andere, die Anti-Welt. Anti bedeutet entgegengesetzt.«
    »Klasse«, rief
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