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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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von der Gestalt, dem Gang und der Kleidung her erinnerten sie an Erdenmenschen. Als sie dann nicht mehr weit voneinander entfernt waren, gab es keinen Zweifel mehr. Kostja stürmte auf sie zu: Endlich traf er auf Bewohner seines Planeten!
    Die beiden Männer waren ungefähr gleich groß und etwa dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt. Gekleidet waren sie wie tausend andere auch, wenn sie zu einem ländlichen Spaziergang aufbrechen: mit Jeans, Pullover, Jacke und Sportschuhen.
    »Grüß dich, Kostja, endlich haben wir dich gefunden! Wir heißen Viktor und Alexej«, stellten sie sich vor. »Wie hat es dich bloß hierher verschlagen? Erzähl mal, was du vorhast, vielleicht können wir dir helfen!«
    In diesem Augenblick kam auch Viola heran. Das Mädchen hatte sich extra Zeit gelassen, um bei dieser ersten Begegnung nicht zu stören.
    »Guten Tag, Mädchen«, wandten sich die Männer nun auch an sie. »Danke, daß du Kostja ein bißchen geholfen hast, sich hier zurechtzufinden. Wo ist übrigens der Krake? Er war doch vorhin noch bei euch?«
    Die Kinder erzählten, einander unterbrechend, wie sie soeben in den Wirbelsturm geraten waren und Mühe hatten, sich wieder zu befreien. Die Männer hörten zu, musterten mal den Jungen, mal das Mädchen und wechselten hin und wieder einen schnellen Blick. Aber auch Viola betrachtete die beiden verstohlen. Sie hatte bisher nur wenige Erdenmenschen zu Gesicht bekommen, und wenn, dann hauptsächlich von weitem. Diese hier wirkten nicht gerade ungewöhnlich, doch hatten sie einen merkwürdig harten Blick, der nicht zu dem freundlichen Ton passen wollte, in dem sie sprachen.
    Kostja berichtete inzwischen von dem Tunneleingang zu Hause. Die Männer sahen sich erneut kurz an.
    Dann war Kostja bei dem Kraken und der Haliotisperle angelangt.
    Viola hingegen wurde ihren unangenehmen Eindruck nicht los. Wo nur war sie diesem eiskalten, stechenden Blick schon mal begegnet… Die Massaren?!

    In diesem Moment hielt der Junge jäh inne. Er setzte sich sacht in Bewegung und schwebte davon.
    »Halt, wo willst du hin?!« riefen die Männer wie aus einem Mund.
    Doch Kostja wandte sich nicht einmal um und setzte seinen Weg fort.
    Viola wollte Kostja zunächst aufhalten, plötzlich aber spürte sie so etwas wie einen Funken in ihrem Gehirn aufflammen, und eine Stimme in ihrem Innern wiederholte behar­rlich: Geh weg, dreh dich nicht um, sieh zu, daß du fortkommst!
    Die Männer machten Anstal­ten, den Kindern zu folgen, doch dann blieben sie plötzlich stehen und schlugen, wie auf Kommando, die entgegen­gesetzte Richtung ein.
    Die Kinder aber gingen unbeirrt weiter. Schließlich langten sie an der Stelle an, wo der Strudel sie ereilt hatte.
    Dort war es jetzt ruhig, aller­dings herrschte ein gewaltiges Durcheinander. An einigen Gerümpelbergen vorbei bogen die beiden, einem inneren Befehl gehorchend, nach links ab, dann noch einmal nach links, und danach liefen sie immer geradeaus. Allmählich fiel die Erstarrung von ihnen ab. Als sie eine bestimmte Strecke zurück­gelegt hatten, tauchte plötzlich Prim wieder auf, feuerrot wie ein glimmendes Holzscheit und in Begleitung zweier Männer. Das dumpfe Gefühl in den Köpfen der Kinder war auf einmal wie weggeblasen, sie schüttelten sich, als hätten sie einen Alptraum gehabt, und schauten einander fragend an: Was war bloß soeben mit ihnen los gewesen?

DIE ERDENMENSCHEN
    Prim stürzte freudig auf die Kinder zu und umarmte sie, indem er sie mit je zwei seiner Fangarme umschlang. Und obwohl er dabei sehr vorsichtig war, bekamen Viola und Kostja einen Vorgeschmack von seiner Kraft. Sie spürten, wie es einem Widersacher ergehen würde, der in den Griff eines Kraken geriet. Sie hatten sich kaum von Prim befreit, als sie auch schon, und zwar nicht weniger kräftig, von den beiden Erdenmenschen umarmt wurden. Nach dieser stürmischen Begrüßung sahen die Kinder mindestens genauso zerstrubbelt aus wie vorhin nach dem Strudel.
    »Erklär uns endlich, was das alles zu bedeuten hat«, bat Kostja den Kraken. »Mir dreht sich regelrecht der Kopf, und ich begreife überhaupt nichts mehr. Erst haben wir uns verloren, dann sind wir uns wiederbegegnet, wir trafen zwei Männer von der Erde, und hier…«

    »Das ist ganz einfach«, erwiderte der Achtfüßer, der sich als Held des Tages fühlte. »Als wir in diesen Strudel gerieten, habe ich mich sofort an einen Anker geklammert, der mir zum Glück unter die Tentakel kam. Das machen wir Kraken rein instinktiv,
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