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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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mich Mühe kostete, den Krix auf dem Rücken zu halten.
    „Yee-ha!“, rief dieser und gab mir mit den Fersen die Sporen.
    „Geht’s noch?“, fragte ich ihn genervt.
    „Oh, Tschuldigung. Ich meinte natürlich nicht ‚Yee-ha’, sondern, danke, dass du mich trägst. Meine Füße bringen mich echt um“, gestand er kleinlaut.
    Wir trabten hinter dem Banditen her, sodass das blaue Kerlchen sich wahrhaftig, wie auf einem Pferd vorkommen musste. Hin und wieder meinte ich, seine Zähne aufeinander schlagen zu hören.
    Wisper kam in Sicht. Tefan stand bereits neben ihm und winkte uns ungeduldig zu sich.
    „Beeilt euch.“
    „Der Turm.“
    „Keine Zeit.“
    „Schnell. Lauft!“
    Hunderte von wispernden Stimmchen rauschten durch die Stille, als auch wir an den Baum heran waren.
    Wisper selbst schien im Halbschlaf und gönnte uns nur den Blick in
ein
offenes Auge. Er murmelte schläfrig vor sich hin.
    „Ihr solltet auf sie hören“, riet er mit belegter tiefer Stimme.
    „Er zerfällt.“
    „Eilt euch!“
    Ich schaute an dem Stamm vorbei und ließ Knox erschrocken fallen.
    „Ach du Sch …“, setzte ich an.
    „Schönen Dank für die sanfte Landung“, motzte der Krix, rappelte sich vom Boden auf und klopfte sein Hinterteil sauber.
    Der Turm, wenn man ihn denn noch als einen solchen identifizieren konnte, war beinahe verschwunden. Ein Haufen Steine, in den irgendwer eine unnütz wirkende Tür eingesetzt hatte, traf es wohl eher.
    „Viel Glück ihr Helden“, gab uns Wisper mit auf den Weg.
    „Ich bleibe. Das schafft ihr mit mir Anhängsel nie im Leben“, gestand Knox.
    Tefan nickte. „Er hat recht. Beeilt euch!“
    Keiner von uns hegte Zweifel an den gesagten Worten. Ich drückte den Krix schnell zum Abschied, schlug Tefan dankbar auf die Schulter und nickte Lara und Zad zu.
    Diese bestätigten meine stumme Aufforderung und verabschiedeten sich eilig von den beiden, welche offensichtlich in Bota Ëndërr bleiben wollten.
    Wir nahmen die Beine in die Hand und stürmten über das Feld. Haken schlagend sprinteten wir an den Findlingen vorbei und hielten auf den zu einer Ruine geschrumpften Turm zu.
    Die Holztür stand noch zwischen ein paar schwarzen Steinen eingefasst. Das war allerdings auch schon alles, was von dem düsteren Turm übrig war. Einer der dicken Steine löste sich in diesem Augenblick und donnerte auf das Feld. Wie die, die ihm bereits vorangegangen waren, löste auch er sich in Luft auf, nachdem er den Boden berührte. Im Prinzip hätten wir auch um die verbliebene Steinansammlung herumlaufen können, um in das ehemalige Innere zu gelangen. Diese Alternative wäre schneller und einfacher gewesen, dennoch riet ein feines Stimmchen in mir, den regulären Weg zu nehmen.
    Ich rannte als Erster die Stufen hinauf und warf mich gegen die Tür. Zu meiner Erleichterung sprang sie ohne Probleme auf, sodass ich ungehindert hindurchlaufen konnte.
    Lara und Zad ereilte das gleiche Schicksal, wie mir ein paar Sekunden zuvor. Mit voller Wucht donnerten sie gegen eine der Scheiben im Glaslabyrinth und entlockten den anderen Besuchern spitzte Freudenschreie.
    „Autsch“, kommentierte Lara und rieb sich die Stirn. Ein breiter roter Abdruck war an der Stelle zu erkennen, wo ihr Kopf schmerzliche Bekanntschaft mit dem Glas gemacht hatte.
    „Wollte ich auch gerade sagen“, gestand Zad mit dumpfer Stimme, da er seine Hände um die Nase gelegt hatte.
    „Wir sind zurück!“, rief ich freudig, den pochenden Schmerz am Schädel ignorierend, aus.
    „Wir haben es tatsächlich geschafft“, stellte Lara ein wenig verblüfft fest. Sie schien nicht damit gerechnet zu haben, dass wir in den Turm gelangen würden, bevor er sich gänzlich in Luft auflöst hätte.
    „Juchhu!“, schrie Zad, nahm mich in die Arme und hob mich freudig in die Höhe. Würde ich nicht ein paar Kilogramm mehr als er wiegen, hätte er mich sicher, wie ein Baby in die Luft geworfen. Lara schmiss sich gegen ihn, brachte Zad ins Wanken, was uns schlussendlich der Reihe nach zu Boden gehen ließ. Wie drei kreischende Kinder turnten wir aufeinander herum und freuten uns des Lebens. Die anderen beiden noch mehr als ich, denn schließlich war ich derjenige, der schnaufend unter ihnen lag.
    Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Den Seelenjäger eingesperrt, Bota Ëndërr befreit und sogar den Weg zurück mit Bravour gemeistert. Letzteres zwar in allerletzter Sekunde, aber wir wollten ja nichts auf die Goldwaage
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