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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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aufgebracht gegen den Brustkorb und doch konnte ich nur hilflos zusehen.
    Das Schwert schwang nach Vorne und versenkte sich in Zads Brust. Der Getroffene schrie den Schmerz hervor und ging kraftlos zu Boden. Tränen schossen in meine Augen und ich wimmerte betroffen.
Das kann nicht sein! Nicht so! Ich glaube das nicht!,
rotierten die Worte des Unverständnisses durch meinen ansonsten leeren Geist. Lara war an mich herangerutscht und hielt mich an sich gepresst. Ich nahm sie nur am Rande wahr, starrte ich doch weiterhin auf das grausige Bild an der Kuppel.
    Zad lag auf dem Rücken, das Schwert steckte senkrecht in seiner Brust. Blut sprudelte aus der Wunde und färbte den Rasen rot. Tefan hatte die Hände in die Hüften gestemmt, blickte zufrieden auf das Ergebnis seiner Tat und grinste hämisch. Ich schloss die Augen, hoffte, dass alles nur ein Traum gewesen wäre, wenn ich sie wieder öffnete. Vorsichtig blickte ich durch den Tränenschleier zu den beiden, doch das Bild hatte sich nicht verändert.
    „Halte noch einen Augenblick durch“, flüsterte Lara.
    „Genau. Es musste sein“, tutete Knox in dasselbe Horn.
    Es musste sein?!
Hätte ich mich bewegen können, wäre der blaue Wicht sofort vom Baum geflogen.
Es musste sein?!
Ich brodelte innerlich, mein Kopf hatte mit Sicherheit die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Ich schwitzte. Ich brauchte dringend etwas zum Dampf ablassen. Ich wollte jemanden erwürgen, irgendetwas zerstören, musste etwas tun, um die Wut Bahnbrechen zu lassen. Wie von Sinnen schüttelte ich mich, versuchte die Äste abzustreifen, aber da war nichts zu machen.
    Ich stockte, als der Seelenjäger ins Blickfeld kam. Wütend schnaufend erreicht er Tefan und Zad.
    „Danke, dass du dies bereits für mich erledigt hast“, sprach er den Banditen mit rauer Stimme an. „Dann werde ich mir das holen, was ich brauche, bevor es aus seinem Körper entschwindet.“
    Er stellte sich breitbeinig über Zads Körper und ließ die Klingen im Licht aufblitzen.
    Ich wollte schreien, ihn vernichten. Reichte es denn nicht, dass mein Partner brutal vor meinen Augen zu Tode kam? Konnte er ihm nicht seinen Frieden lassen, sondern musste auch noch Zads Seele in sich aufnehmen?
    Regenbogenfarbene Schlieren bildeten sich über dem geschundenen Körper und stiegen kräuselnd in die Höhe. Als der Luftstrudel die Klingen des Düsteren berührten, rief Lara neben mir: „Jetzt!“
    Ich wusste nicht, wie mir geschah. Die hölzernen Fesseln lösten sich. Ebenso der dicke Ast, auf dem wir saßen.
    Mit einem Affenzahn schossen wir durch die Luft.
    Sie hatten bereits alles vorbereitet?,
wirbelten die Gedanken durch meinen Kopf, während wir auf das breite Kreuz des Jägers zurasten.
    Der Rammbock, auf dem wir saßen, war mit Flechten an einen von Herrn Weides Ästen befestigt. Bis zu dem großen Moment hatte der Baum diesen zurückgehalten. Als er freigegeben wurde, schoss er mit gewaltigem Schwung durch die Lüfte. Meine Tränen flogen seitwärts von den Wangen, die Lider hielt ich eng zusammengepresst, um meine Augen vor dem Zugwind zu schützen. Binnen Sekunden hatte der Rammbock sein Ziel erreicht. Ein heftiger Ruck durchfuhr mich, als er gegen das Rückgrat des Seelenjägers donnerte. Dieser hatte von all dem überhaupt nichts mitbekommen und schrie überrascht auf, als er durch den Riss segelte. Weit in den Wald der süßen Träume wurde sein Körper befördert, wie mir das schnell verklingende Schreien bewies. Lara und Knox griffen zu und rissen mich vom Rammbock, bevor dieser den Rückweg antrat.
    In diesem Moment wurde mir alles klar. Tefans zufriedenes Grinsen bestätigte meine Annahme. Vorsichtig zog er das Schwert aus Zads Körper, wischte das Blut an seiner Hose ab und verstaute die Waffe. Erwartungsvoll schaute ich zu Zad, neben dem ich mich in die Hocke gelassen hatte. Die tanzenden Lichter kräuselten sich in die Wunde zurück, welche sich sogleich zu schließen begann. Unkontrolliert begann er zu atmen und schlug die Augen auf. Mein Herz tanzte und die Knie zitterten vor Freude. Mit einem Ausruf der Erleichterung warf ich mich auf den am Boden liegenden Körper. Fest hielt ich Zad in einer Umarmung gefangen und übersäte ihn mit Küssen. An den Lippen blieb ich hängen, als er den Kuss stürmisch erwiderte. Ich war so glücklich, dass ich hätte platzen können vor Freude. Meine Finger rasten über jeden Punkt an Zads Körper. Ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen sollte, so aus dem Häuschen
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