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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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schmunzelte über seinen Enthusiasmus, doch beängstigte mich die Vorstellung, dass er jeden Moment auf den Jäger treffen würde.
    Unsere Schritte verlangsamten wir, nachdem der Bandit uns passiert hatte. Wir trabten gemütlich auf den Baum zu.
Wo sind die anderen?,
überlegte ich, als ein Brüllen hinter mir meine Aufmerksamkeit forderte. Ich blickte mich um und erschrak bei dem Anblick, der sich mir bot. Ich hatte den Seelenjäger erwartete, wie er aus dem Wald herauspreschte, doch es war jemand anderes, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Tefan sprintete mit erhobener Waffe auf uns zu.
    „Zad!“, schrie er mit düsterer veränderter Stimme. „Bleib stehen! Ich mach dich platt!“
    Ich schluckte schwer und schaute verwirrt zu meinem Partner.
    „Oh nein“, flüsterte dieser und nahm erneut die Beine in die Hand. Ich verstand in diesem Moment nur Bahnhof. Was sollte das? Hatte der Jäger Tefan erwischt und ihn irgendwie gewandelt? Zad hatte bereits einige Meter Vorsprung, bevor ich wieder klar im Kopf wurde und das Tempo erhöhte. Noch nie hatte ich jemanden so schnell rennen sehen, wie den Banditen, der vor einer Sekunde an mir vorbeigerauscht war. Mich hatte er links liegen gelassen, schien sich komplett auf Zad zu konzentrieren. Ich beschleunigte weiter und verfolgte die beiden.
    „Bleib stehen!“, brüllte Tefan immer wieder und schwang das Schwert. Wie sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte die Geschwindigkeit der beiden nicht halten und so vergrößerte sich der Abstand zum Banditen sekündlich.
    Die Strecke zwischen ihnen schrumpfte hingegen stetig. Sie waren an Herrn Weide vorbei und stürzten auf den Riss in der Kuppel zu.
    Nein, nicht in den Wald!,
schoss es mir panisch in den Sinn.
    Als ich den Baum passierte, schnellte ein Arm hervor. Mit kräftigem Griff wurde ich an der Schulter festgehalten und hinter den Stamm gezerrt. Stolpernd kam ich in Laras Armen zum Stehen.
    „Was machst du?!“, brüllte ich sie an. „Siehst du nicht, was da passiert? Er wird ihn aufschlitzen!“
    Hektisch deutete ich in Richtung der Kuppel.
    „Es ist alles in Ordnung, glaub mir“, gab sie besänftigend von sich. In mir brodelte es heiß. „In Ordnung?!“, schrie ich, „hast du sie noch alle?!“
    „Er kommt“, setzte uns Knox in Kenntnis. Das kleine blaue Kerlchen hatte ich in meiner Verwirrung noch gar nicht wahrgenommen.
    „Auf den Baum. Los!“, forderte er.
    „Bitte was?!“, stieß ich wütend hervor. „Wir müssen Zad helfen. Tefan ist vollkommen durchgedreht und trachtet nach seinem Leben!“
    Ich hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sich kräftige Zweige um meinen Körper wanden. Mit einem Ruck verlor ich den Boden unter den Füßen und wurde in die Höhe befördert. Ich zappelte wild mit Armen und Beinen, sodass der Baum wahrlich mit mir zu kämpfen hatte. „Lass mich gefälligst runter!“, befahl ich, doch dies änderte rein gar nichts. Ich hing kopfüber, wurde an den Beinen weiter hinauf ins Blätterwerk gehievt. Lara erschien in meinem Sichtfeld und hatte den Zeigefinger auf ihren Mund gepresst. „Pssst“, machte sie und lächelte.
    Sind hier denn alle durchgedreht?,
fragte ich mich erbost.
Dort unten rennt ein Bandit, der anscheinend gerade einen Job beim Seelenjäger angenommen hatte, mit erhobenem Schwert hinter meinem Partner her, um ihn zu lynchen. Der Chef höchstselbst folgt in wenigen Metern Abstand und ich soll mich ruhig verhalten?
    Meine Fluchtversuche wurden von unzähligen Zweigen unterbunden, nachdem ich auf einem dicken Ast abgeladen wurde. Lara und Knox folgten kurz darauf. Auch die Fee gesellte sich dazu. Sie war allerdings im Alleingang zu uns gestoßen und nicht mit dem Baumlift hochgezerrt worden.
    Als ich wieder lospoltern wollte, schob sich ein Ast zwischen meine Zähne und ließ mich zwangsläufig verstummen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen, wand ich mich in den hölzernen Fesseln. Die Einsicht, dass ich rein gar nichts an der gegenwärtigen Situation ändern konnte, kam spät, aber sie kam. Aus weit aufgerissenen Augen starrte ich Lara wütend an, bevor ich den Blick auf die Kuppel unter uns richtete.
    Zad hatte am Riss haltgemacht und schaute sich unschlüssig um, während Tefan, wie ein Berserker, auf ihn zuraste. Meine Augen weiteten sich bei jedem Schritt, den er sich meinem Partner näherte.
    „Hab ich dich!“, rief der Bandit und entlockte meiner Kehle ein panisches Quieken. Der Atem beschleunigte sich, mein Herz donnerte
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