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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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Schatz", begann meine Großmutter und trat einen Schritt auf mich zu, "du warst meine erste Wahl, denn bei dir war ich sicher, dass du die Botschaft sofort verstanden hättest ..."
    "Aber?", hakte ich nach, als sie stockte.
    "... aber ich habe es nicht geschafft zu dem tiefen Punkt deines Unterbewusstseins vorzudringen. Zu schwach war mein Geist, zu gefährlich ihn nur am Rande zu platzieren. Bei ihm", sie zeigte auf Zad, "war es ganz anders. Eine Art Tunnel stand mir offen, ein Übergang zwischen Bota Ëndërr und der euren Welt. Er ist der Engel Samandriel, ob er es nun einsieht oder nicht. Auch wenn sein wacher Geist dies nie wahrhaben wollte, sein Unterbewusstsein wusste es besser. Nur durch diese starke Bindung konnte ich weit genug vordringen, um den Hilferuf abzusetzen."
    Alle starrten Zad an, der verschämt zur Seite sah.
    "Du willst es noch immer nicht glauben, oder?", hakte die Träumerin nach.
    Zad sah verstohlen erst über seine eine dann über die andere Schulter. Es schien als wolle er sich davon überzeugen, ob dort nun Flügel waren oder nicht.
    "Doch", gestand er, "tief im Inneren weiß ich es nun und glaube daran, dennoch verspüre ich eine größere Verbundenheit mit der anderen Welt und möchte gemeinsam mit Ben dorthin zurückkehren."
    Er ergriff meine Hand und grinste mich breit an.
    Ich lachte und stahl mir einen flüchtigen Kuss, bevor ich mich wieder meiner Oma zuwandte.
    „Dann wird jetzt alles wieder so wunderbar, wie es zuvor in Bota Ëndërr war?“, wagte ich mich vorsichtig vor.
    Sie nickte und legte ihre Hände auf meine Wangen. Ich spürte die Berührung nicht körperlich, doch durchlief mein Gesicht ein sanftes Kribbeln. Gütige warme Wellen wogten durch mich hindurch und ließen mich erschaudern, bevor sie einen Schritt zurücktrat und den Kontakt löste.
    „So schön es ist, euch alle zu sehen und so gerne ich euch im Schloss willkommen heißen würde, müssen wir Abschied nehmen.“
    „Warum?“, fiel ich ihr ins Wort.
    Wieder lächelte sie gutmütig und fuhr fort: „Es gibt, wenn ihr nicht durch den Wald der süßen Träume wollt – wovon ich einfach mal ausgehe – nur einen weiteren Übergang zu der anderen Welt“, erklärte sie.
    Als Oma den Wald erwähnte, durchfuhr mich ein beklemmendes Gefühl. Ich würde alles tun, um nicht ein weiteres Mal durch diesen Wald zu müssen. Erst recht nicht, wo sich jetzt dieser Seelenjäger im Inneren befand. Sie schien es unseren Gesichtern anzusehen, denn sie nickte und berichtete weiter: „Das dachte ich mir. Ihr müsst also zurück zum schwarzen Turm.“
    „Das ist aber eine Ecke weg, oder?“, fragte der Bandit.
    „So ist es, dennoch ist Eile gefragt, denn der Turm beginnt zu bröckeln“
    „Was?“ Ich riss die Augen weit auf und starrte meine Großmutter ungläubig an.
    „Leider ja“, bestätigte sie. „Der Turm setzte sich Stück für Stück aus den düsteren Gedanken des Seelenjägers zusammen. Jetzt, wo er wieder hinter der Barriere eingeschlossen ist, beginnt der Verfall. Ich kann nicht sagen, wie weit dieser Vorgang bereits fortgeschritten ist, doch ihr solltet keine Zeit verlieren. Kommt ihr zu spät und der Turm existiert nicht mehr, bleibt euch nur der Weg durch den Wald der süßen Träume.“
    „Langsam, aber stetig verläuft der Prozess“, rief Herr Weide zu uns herüber. „Drei riesige Steine sind bisher zu Boden gegangen, sagt Wisper!“
    Mir wurde ganz schummerig, sodass ich mich an Zads Arm klammern musste. Drei Steine erscheinen nicht viel, bei einem Turm dieser Größe, allerdings waren erst ein paar Minuten verstrichen, seit der Riss geschlossen worden war.
    „Ich korrigiere: Vier Steine!“, meldete sich der Baum ein weiteres Mal.
    „Ihr müsst los“, drängt die Träumerin.
    „Mist!“, fluchte Lara, „Hat man hier denn nicht mal ein paar Minuten Ruhe?“
    „Es tut mir leid“, gab meine Oma zu und schüttelte sachte den Kopf.
    „Quatsch, das braucht Ihnen doch nicht leidtun, Sie können ja nichts dafür“, winkte Lara ab.
    Oma nickte und machte dann eine Handbewegung, als wolle sie uns wegscheuchen. Dies entsprach wahrscheinlich sogar der Wahrheit, denn das Wedeln wurde ungeduldiger.
    „Los, geht schon“, forderte sie uns auf.
    „Komm“, sagte Zad, nahm meine Hand und zog mich fort.
    „Machs gut mein Junge. Ich vermisse dich jetzt schon“, rief sie und winkte. „Euch andere natürlich auch“, beeilte sie sich, hinterher zu schieben.
    „Ich begleite die Meute lieber noch bis zum
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