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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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Turm, die kann man ja keine Minute allein in Bota Ëndërr herumstaksen lassen“, kommentierte Knox und schüttelte verzweifelt das Haupt.
    „Is klar“, rief ich und lachte.
    Lara, Tefan und der Krix folgten uns eilig, wie ich sah, als ich über die Schulter zurückblickte. Im Hintergrund flirrte das Abbild meiner Großmutter und begann zu verblassen. Ich erwiderte ihre Geste und winkte.

Die Zeit läuft
    Mit strammem Schritt gingen wir durch die Landschaft. Tefan, der behauptete den Weg zum Turm zu kennen, lief voran. Knox stoppte, sah sich um und erhob Einwände gegen die eingeschlagene Richtung.
    „Natürlich sind wir hier richtig“, beharrte Tefan, nachdem der Krix dessen Entscheidung angezweifelt hatte.
    „Sind wir nicht“, hielt Knox dagegen. „Wir müssen dort entlang“, gab er zurück und zeigte mit energischen Gesten in die entgegengesetzte Richtung.
    „Das kann nicht sein“, erboste sich der Bandit und ließ das Schwert in den Rasen vor sich schnellen. Mit einem genervten Seufzen stützte er sich schwer auf den Knauf. „Du vertust dich, glaub mir doch“, sprach er den Krix direkt an. Knox schüttelte energisch den Kopf. Seine Glöckchen ließen das altbekannte Lied der Unvernunft erklingen. „Wenn wir hier weitergehen, werden wir direkt am Schloss auskommen!“
    „Blödsinn! Zum Schloss müssten wir die Bergkette passieren!“
    „Die haben wir doch längst durch Gestans Portal überwunden, du Stumpfhirn!“
    Sollten die beiden so weiter machten, würden wir noch hier stehen, wenn von dem schwarzen Turm nur noch ein Staubkörnchen übrig wäre. Wem von beiden ich mehr glauben schenkte war schwer zu sagen. Sowohl Knox als auch Tefan kannten sich in diesem Land gut bis sehr gut aus. Was sollte ich dazu sagen? Das Argument, dass wir durch die Bergkette müssten, um zum Schloss zu gelangen, erschien mir logisch. Dass wir die Hürde dieses Gebirges durch den Zauber der Fee bereits überwunden haben sollten, klang ebenso plausibel.
    Lara stieß gegen meinen Arm und schaute mich fragen an. Was sollte ich tun? Ich zog, wie so häufig, die Schultern hoch und schüttelte unwissend den Kopf. Sie seufzte und wandte sich erneut den beiden Streithähnen zu. Ich richtete meinen Blick ebenfalls zu Knox und dem Banditen. Ihre Stimmen bewegten sich in einer Tonlage, die knapp vor der Hysterie wiederzufinden war. Sie schienen sich gegenseitig hochzuschaukeln, doch was genau gesprochen wurde, bekam ich bereits nur noch am Rande mit. Das Surren ihrer Stimmen ließ meine Gedanken in eine unbestimmte Richtung entschwinden. Verträumt schaute ich mir die Berge an, den wundervoll blauen und wolkenlosen Himmel.
    Ich schloss die Augen, sog die Luft tief in die Lungen und genoss den Ruf der Freiheit. Ich streckte mich und erhob mich mit geschmeidigen Flügelschlägen in die Höhe. Mit majestätisch anmutenden Bewegungen schraubte ich meinen mit braunen Federn besetzten Körper dem Himmel entgegen. Unbewusst hatte sich meine Hand in die Hosentasche verirrt und das gläserne Amulett umschlossen. Während ich gedankenverloren den Himmel betrachtete hatte, war das Bild eines Adlers vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Als eben solch ein gigantischer Raubvogel stob ich dem Blau über mir entgegen. Der Schrei des Steinadlers verließ meine Kehle, den Blick richtete ich zu den am Boden wartenden Freunden. Ich stieß weitere misstönende Rufe aus, als ich über die verdatterten Gesichter unter mir zu lachen begann. Laras Kinnlade hätte man auf dem Rasen wiedergefunden, wäre sie nicht angewachsen. Mit großen Augen verfolgte sie meinen Flug. Ich fühlte mich frei und ungebunden - wie ein Vogel eben. Das Beste daran war, dass es absolut einfach ging. Ich musste nicht denken, brauchte mich nicht auf den Flügelschlag oder sonstiges konzentrieren. Alles funktionierte, wie von selbst, als hätte ich in meinem Leben nie etwas anderes gemacht. Die Zeit kam mir in den Sinn, und vor allem das knappe Maß selbiger. Ich bremste das überschwängliche Fliegen von Loopings und besah mir das Land unter mir.
    Mit Erleichterung stellte ich fest, dass Tefan Recht hatte und wir sowohl die Bergkette als auch die gruselige Spinnenhöhle nicht passieren mussten, um zum Turm zu gelangen. In einiger Entfernung sah ich Wisper, der auf dem weiten Feld vor den Resten des düsteren Bauwerkes stand. Im Sturzflug eilte ich dem Boden entgegen. Im Gegensatz zum Fliegen funktionierte das Landen nicht rein instinktiv. So kam es, dass ich mich mehrere Male
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