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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut
Autoren: Sabine Klewe
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verschwunden war. Sie entdeckte ihn, ins Gespräch mit einem Mann vertieft, den sie noch nie gesehen hatte. Der Fremde lehnte an einem der Streifenwagen und hatte die Hände lässig in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. Lydia runzelte die Stirn. Ein neuer Staatsanwalt?
    Danny de Vito winkte ihr.
    Sie trat zu den beiden und stellte fest, dass der Fremde sie an den jungen Paul Newman erinnerte. Nur dass seine Augen nicht stahlblau waren, sondern braun.
    »Das ist Kriminalhauptkommissar Christopher Salomon«, erklärte ihr Chef. »Ihr neuer Partner, Louis. Seien Sie nett zu ihm. Er ist aus Köln.«
    Lydia unterdrückte mühsam einen Fluch. »Ich dachte …«, begann sie. Ihr Magen meldete sich plötzlich wieder vehement zu Wort. Säure fraß sich ihre Kehle hinauf. Sie hatte eine Vereinbahrung mit Weynrath. Was dachte dieser Scheißkerl sich dabei, sich einfach nicht daran zu halten und ihr diesen Schönling aufs Auge zu drücken? Wollte er damit seine Macht demonstrieren?
    »Ich weiß, was Sie dachten, Louis«, fuhr Weynrath dazwischen. »Vergessen Sie’s. Glauben Sie mir, Salomon ist genau der Richtige für Sie. Sie beide werden ein wunderbares Paar abgeben.« Er grinste anzüglich.
    Lydia ignorierte seine kindliche Freude. Sie würde sich nicht die Blöße geben, hier vor allen Kollegen eine Diskussion mit ihm anzufangen. Sie würde Paul Newman schon loswerden. Auf ihre Art. Rasch wechselte sie das Thema.
    »Wie viele Leute kriege ich für die Moko?«
    »Meier und Schmiedel. Und der Köster kann die Akte führen.«
    »Meier, Schmiedel und Köster?« Lydia sah ihn ungläubig an, Salomon zeigte zum ersten Mal eine Regung und zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »Gibt es damit ein Problem?« Weynrath fingerte ein Taschentuch aus der Jacketttasche und fuhr sich damit über die Stirn.
    »Drei Leute für einen Mord mit einer noch nicht identifizierten Leiche, die grausam verstümmelt wurde? Allerdings gibt es da ein Problem.«
    »Fünf Leute«, korrigierte Weynrath. »Mit Ihnen und dem Kölner sind es fünf.«
    Er zwinkerte Salomon zu, der jedoch ernst blieb.
    »Verdammt, das reicht nicht!«, fluchte Lydia. »Und das wissen Sie ganz genau.«
    »Das sehe ich anders. Sobald Sie rausgefunden haben, wer die Frau ist, haben Sie Ihren schönen kleinen Kreis von Tatverdächtigen. Vielleicht hat sie ja sogar nur einen Bruder. Dann geht das ratzfatz.«
    »Ist Ihnen vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass auch etwas ganz anderes dahinterstecken könnte? Die Leiche ist noch nicht mal ausgegraben, und Sie wissen bereits, was passiert ist!«
    »Okay, okay.« Weynrath hob abwehrend die Hände. Er schaute sich suchend um und entdeckte einen jungen Kollegen, der etwas linkisch eine der Lampen im Wagen verstaute.
    »Hey, Sie!«
    Der junge Beamte sah verwirrt zu ihnen herüber, nicht sicher, ob er gemeint war.
    »Ja, Sie«, schrie Weynrath. »Nun kommen Sie schon.«
    Der Mann knallte die Wagentür zu und trat näher. Er hatte glatt gekämmtes, rotblondes Haar und ein rundes Kindergesicht.
    »Wie heißen Sie, junger Mann?«
    »Kommissaranwärter Sebastian Mörike.«
    »Oh, ein Dichter.« Weynrath lachte schallend. Mörike blinzelte verängstigt. »Verstehe ich nicht.«
    »Macht nichts, mein Freund«, erklärte Weynrath jovial. »Sie dürfen sich freuen. Ab sofort gehören Sie zur ›Moko Kameltreiber‹. Frau Louis wird Ihnen sagen, was Sie zu tun haben.« Er blickte triumphierend in die Runde. »Viel Vergnügen allerseits!«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen marschierte er auf seinen BMW zu, stieg ein und brauste davon.
    »Netter Zeitgenosse«, stellte Salomon fest.
    Lydia zuckte mit den Schultern. Eine erneute Schmerz-welle wogte durch ihren Schädel, und sie biss sich auf die Unterlippe. Was für ein beschissener Morgen. Eine Leiche ohne Gesicht, eine Mordkommission, die aus drei Kommissaren, einem grinsenden Kölner und einem Praktikanten bestand, und ein Chef, der von nichts eine Ahnung hatte, aber alles besser wusste. Am liebsten hätte sie ihre Dienstwaffe gezückt und Weynraths schickem Wagen ein paar Kugeln hinterhergeschickt.
    Mörike sah sie verunsichert an. »Was soll ich jetzt tun?«
    Lydia zwang sich, ein paarmal tief ein- und auszuatmen. »Finden Sie raus, wer die Tote entdeckt hat.«
    »Das weiß ich.« Ein Funken Stolz blitzte in seinen blauen Augen auf.
    »Und?«
    »Eine junge Frau, die oben in Erkrath wohnt. Sie war joggen, und dabei ist ihr aufgefallen, dass etwas auf der Lichtung lag.«
    »Und wo steckt
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