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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens
Autoren: Laura Walden
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strahlte sie an.
      »Verzeih mir«, flüsterte Peter. »Bitte, verzeih mir.«
      Da hörte sie den Vikar wie von ferne sagen: »Und wir freuen uns, dass zu diesem Fest und Ehrentag Emily Ngatas Sohn, Peter Newman, ihre Enkelin Vivian Taylor und besonders ihr Onkel, Matui Hone Heke, gekommen sind. Und jetzt darf ich Sie bitten, werter Matui, das Denkmal zu enthüllen.«
      Leichtfüßig wie ein junger Spund sprang der alte Maori von seinem Stuhl auf und trat auf das Denkmal zu. Feierlich nahm er das Tuch fort und murmelte etwas auf Maori, bevor er sich wieder setzte, aber nicht ohne Peter anerkennend zuzunicken.
      Während die Zuschauer applaudierten, ergriff Vivian mit der Rechten Matuis Hand, mit der Linken die von Peter und drückte sie beide fest.
      »Ich habe gewusst, dass er eines Tages vernünftig wird, tama«, flüsterte Matui.
      Vivian aber kämpfte tapfer gegen die Tränen an. Was würde Mom sagen, wenn sie mich hier zwischen meinem Vater und meinem Urgroßonkel sitzen sähe?, dachte sie, während sie den Blick nicht von der kunstvoll geschnitzten Lily Ngata lassen konnte. Matui hatte wirklich ein wahres Wunderwerk vollbracht.
      Zum Abschluss der Feier wurde ein Lied gesungen. Beseelt stand Vivian danach auf und wollte Matui vom Stuhl helfen, was der bestimmt entrüstet ablehnen würde, doch er rührte sich nicht. Als sie in seine weit aufgerissenen Augen blickte, wusste sie sofort, was geschehen war, doch bevor sie überhaupt reagieren konnte, traten zwei fremde Männer auf ihn zu.
      »Sind Sie Matui Hone Heke?«, fragte der eine von ihnen. »Wir wussten, dass Sie heute hier sind, und haben ein paar Fragen. Es betrifft einen Toten, den wir kürzlich in Oneroa gefunden haben. Wir haben herausbekommen, dass Sie damals einen kleinen Jungen in Russell nach Henry Carrington gefragt haben. Wir haben nicht zu hoffen gewagt, Sie noch lebend ...« Der Mann kam ins Schwitzen und stockte.
      »Sie sind unser einziger Zeuge ...«, ergänzte der andere.
      Ein Lächeln erhellte Vivians Gesicht. »Zu spät, meine Herren, Matui Hone Heke ist gerade von uns gegangen.«
      Was für ein Teufelskerl, dachte sie nicht ohne Stolz. Unsere Ahnen haben ganze Arbeit geleistet. Sie haben ihn zu sich geholt, nachdem er seine Mission erfüllt hatte und bevor er sich unangenehmen Fragen stellen musste.
      Frederik hatte den Arm um ihre Taille gelegt. »Es tut mir so leid«, flüsterte er. Seine warme Hand, seine tiefe Stimme gaben ihr Trost.
      »Er hat es so gewollt«, erwiderte Vivian. Sie strich dem alten Mann zärtlich über die faltigen Wangen und fragte sich, ob da oben wohl Makere und Lily schon auf ihn warteten.
     
     

Nachwort
     
    Da ich dieses Buch angefangen habe, gleich nachdem ich an den Orten des Geschehens recherchiert hatte, war es jeden Tag wie eine kleine Reise im Geist zurück nach Neuseeland. Auch wenn Der Schwur des Maori-Mädchens vorwiegend in der Gründerzeit Neuseelands spielt, die magischen Blicke, dieses einzigartige Wasser und die Luft in den Northlands werden sich kaum gravierend verändert haben.
      Natürlich ist die Geschichte, wie immer in meinen Familiensagas, frei erfunden. Allerdings hat es den so genannten Fahnenmastkrieg tatsächlich gegeben, der von März 1845 bis Januar 1846 dauerte. Auslöser waren in der Tat Hone Hekes Aktionen. Seine Männer und er haben den Fahnenmast wirklich im Morgengrauen des elften März zum vierten Mal gefällt. Ich habe mich diesbezüglich ziemlich genau an den historischen Fakten orientiert. Auch das Treffen in Te Waimate zwischen den Häuptlingen, die nicht auf Hone Hekes Seite standen, und dem Gouverneur, dem Bischof, den Befehlshabern der Truppen und den Geistlichen hat so stattgefunden.
      Die Familie Carrington entspringt natürlich meiner puren Fantasie. Zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, gab es zwar eine Missionsstation in Paihia, aber der damals dort tätige Missionar hat meinen Quellen zufolge ein eher beschauliches Leben geführt. Hier gibt es keine Ähnlichkeiten mit Menschen, die dort einst gelebt haben.
      Monate, nachdem ich die Geschichte von Matui und Makere fertig konzipiert hatte, fiel mir in einem Museumsshop in Russell zufällig ein neuseeländisches Jugendbuch von Anne de Roo in die Hände. Es handelt von einem Jungen, der von Missionaren adoptiert wurde und vom Charisma Hone Hekes fasziniert ist. Das war natürlich ein Wahnsinnsfund, denn genau dieser Konflikt der Kulturen war bei meinem Matui angelegt. Und auch
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