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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens
Autoren: Laura Walden
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hat mir erlaubt, kurz mit ihm zu sprechen ...«
      Der Seemann warf einen Blick in seine Liste und sah Matui schließlich empört an.
      »Nein, Freundchen, du kommst mir nicht zu den Kabinen. Nachher willst du stehlen.«
      Matui ballte die Fäuste und beschimpfte den Mann auf Maori. Er nannte ihn einen dummen Pakeha, der keinen blassen Schimmer habe.
      Sämtliche Umstehende drehten sich um und gafften ihn an. Der Seemann bekam einen hochroten Kopf.
      »Ist ja gut«, zischte er. »Du wartest hier.« Er winkte einen jungen Matrosen herbei. »Geh und hol diesen Passagier her. Er hat Besuch.« Dann musterte er Matui von Kopf bis Fuß. »Wen darf er denn anmelden?«
      Matui wusste nicht, was er sagen sollte. Peter hatte doch nicht das geringste Interesse daran, ihn kennenzulernen, einen Maori-Freund seiner Mutter.
      »Sagen Sie ihm, es gehe um eine Nachricht seiner Mutter.«
      Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er Peters blasses Gesicht auftauchen sah. Matui nahm all seinen Mut zusammen, rief
      »Mister Newman!« und winkte den verdutzten Peter zu sich heran. »Wollen wir das Schiff verlassen, damit wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten können? Ich bin Matui, der Ihnen den Brief geschrieben hat«, fügte er hinzu.
      »Ich wüsste nicht, was wir zu reden hätten«, entgegnete Lilys Sohn schroff.
      »Es geht um Ihre Mutter.«
      »Sie soll mich in Ruhe lassen. Ich habe es mir anders überlegt. Ich will sie nicht sehen. Und keiner wird mich zwingen, dass wir uns treffen. Wartet sie da draußen? Dann bestellen Sie ihr, ich habe kein Interesse.«
      Matui durchrieselte ein eisiger Schauer. Wie gut, dass Lily das erspart geblieben ist, schoss es ihm durch den Kopf. Nicht auszudenken, sie wäre nach Auckland gereist und ihr eigener Sohn hätte versucht, sich an ihr vorbei auf das Schiff zu schleichen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Das war gemein, das war nicht mehr mit der Erziehung des Jungen und dem Einfluss der Familie seines Vaters zu erklären. Das war herzlos. So etwas grenzte an einen Charakterfehler.
      »Mister Newman, wenn Sie mich nicht augenblicklich begleiten, mache ich hier einen Aufstand. Dann werden sie mich vom Schiff werfen, aber ich werde Sie vorher so beschimpfen, dass man Sie auf diesem Schiff kennen wird. Gute Reise!«, zischte Matui.
      Peter wurde noch blasser. »Ich komme mit, aber nur unter einer Bedingung. Ich muss sie nicht sehen.«
      »Sie werden sie nicht sehen. Das kann ich Ihnen schwören«, entgegnete Matui und schnappte nach Luft. Am liebsten hätte er dem Bengel eine Ohrfeige verpasst. Der kann seiner Mutter doch nicht das Wasser reichen, dachte Matui erbost.
      Immerhin folgte ihm der junge Mann jetzt stumm die Gangway hinunter. Der Regen hatte wieder eingesetzt.
      »Kommen Sie!« Matui steuerte schnellen Schrittes auf eine der Hafenkneipen zu. Murrend begleitete Peter ihn.
      »Das ist ja ekelhaft«, schnaubte der junge Mann, als sie an einem Ecktisch Platz nahmen.
      »Tja, es kann eben nicht überall auf der Welt alles so ordentlich sein wie bei Ihnen in Dunedin, junger Mann.«
      Peter sah ihn empört an. »Wie reden Sie mit mir, und wer sind Sie überhaupt? Und was wollen Sie mir sagen? Machen Sie schnell, ich würde gern in meine Kabine gehen.«
      »Ich bin einer der so genannten Maori-Freunde Ihrer Mutter.« Matui kämpfte mit sich. Wie gern hätte er dem überheblichen Bengel die Wahrheit gesagt, aber Lily hätte niemals gewollt, dass man ihn über seine wahren Wurzeln aufklärte. Also schluckte Matui hinunter, was er gern hinzugefügt hätte: Und ich bin Ihr Großonkel, junger Mann!
      »Und sie hat Sie geschickt, damit Sie so lange auf mich einreden, bis ich mit um die nächste Ecke komme, wo sie auf mich wartet, nicht wahr?«
      »Ihre Mutter ist weder in Auckland, noch hat sie mir den Auftrag erteilt, Sie aufzusuchen. Das habe ich aus freien Stücken getan und weil ich Ihnen etwas zu übergeben habe.« Matui griff in seine Tasche und legte das in Tücher eingewickelte Geld auf den Tisch.-
      Peter blickte leicht angewidert auf das Bündel.
      »Nun werfen Sie schon einen Blick hinein!«
      Zögernd tat Peter, was Matui verlangte. Als er das viele Geld sah, wurde sein Blick noch überheblicher als zuvor. »Mein Vater und meine Großeltern haben mir genügend hinterlassen.«
      Matui aber bebte vor Zorn. »Was sind Sie nur für ein arroganter Kerl! Wie alt sind Sie? Neunzehn? Zwanzig? Und Sie benehmen sich wie ein verstockter alter
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