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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens
Autoren: Laura Walden
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Buschweg?«
      »Das wollte ich Sie auch gerade fragen. Es ist ja eine scheußliche Geschichte, was diese Schmierfinken vom Chronicle behaupten: dass Sie gar nicht Peter Newmans Sohn seien, sondern dass er eine uneheliche Tochter habe. Aber warum ist er gleich von seinem Amt zurückgetreten? Ich hätte ihn gern in einem Prozess wegen Verleumdung vertreten. Es ist doch sonst nicht seine Art zu kneifen.«
      »Weil es die Wahrheit ist.«
      »Gut, aber was ändert es? Er hat Sie doch adoptiert - und wo ist seine ominöse Tochter?«
      »Hier!«
      William Brewer fuhr herum. »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr! Das würde ja bedeuten, dass ... wenn Sie seine Tochter wären, dann müsste er Lilys Sohn ...«
      »Welche Lily?«
      »Lily Ngata, die Frau auf dem Denkmal, ist meine Großmutter und Peter Newmans Mutter.«
      »Moment einmal, das musst du mir in aller Ruhe erklären.«
      »Später«, erwiderte Vivian streng, bevor sie beide Männer unterhakte und ihren Schritt beschleunigte.
      Matui saß in seinem Sessel auf der Veranda.
      »Was ist denn das für eine Abordnung?«, fragte er munter, als er die drei kommen sah. Dann stutzte er. »Das ist doch nicht etwa der Anwalt?«
      »Doch, ich bin es, alter Junge. Es war nicht richtig, dass du damals spurlos verschwunden bist«, erwiderte William Brewer streng.
      »Ich hatte einen guten Grund. Ich musste jemanden in Auck-land treffen, und danach konnte ich nicht mehr zurückkommen. Ich hatte genug von den Pakeha und habe mich mit ein paar Alten auf den Berg zurückgezogen. Doch nun komm zu mir, mein Freund! Erzähl, wie es dir ergangen ist.«
      Dann wandte er sich Frederik zu. »Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Bist du endlich zur Vernunft gekommen und machst ihr einen Antrag, wie es sich gehört?«
      Über Vivians Gesicht huschte ein breites Grinsen. »Das hast du alles verschlafen, Matui. Fred und ich werden heiraten und nach Dunedin gehen. Man hat ihm dort eine lukrative Stelle angeboten.«
      »Und so, wie es aussieht, haben sie auch was für dich.« Frederik holte ein zerknittertes Schreiben aus der Tasche und reichte es ihr.
      Sehr geehrter Mister Newman, Sie fragten, ob wir auch etwas Geeignetes für Ihre Frau hätten. Ja, gerade suchen wir eine Reporterin, die über die Angelegenheiten der Frauen berichtet. Meinen Sie, dass...«
      Vivian umarmte Frederik überschwänglich. »Ja, ich will!«
      »Und weiß dein Vater ... ich meine ... Ziehvater schon, dass du sie heiratest?«
      »Ja, und er hat mir einen Brief für dich mitgegeben, Vivi.« Frederik reichte ihn ihr, aber sie legte ihn ungelesen zur Seite.
      »Also, dass Lily einen Sohn hatte und dass es der Bischof von Auckland ist, das schockiert selbst mich. Und ich bin von Berufs wegen so einiges gewöhnt«, seufzte der Anwalt.
      »Er war derjenige, den ich damals in Auckland getroffen habe«, bemerkte Matui mit leiser Stimme und begann zu erzählen.
     
     

Auckland, April 1885
     
    Die Reise nach Auckland war für Matui beschwerlich. Die Wege im Norden waren holprig und matschig. Letzteres besonders dann, wenn es viel geregnet hatte, und in den letzten Tagen war es feucht und kühl gewesen. Die Kutsche war mehrfach stecken geblieben, sodass die Reisenden einige Wege sogar zu Fuß hatten zurücklegen müssen.
      So erreichte er die Stadt erst am Tag, an dem das Treffen mit Peter stattfinden sollte. Immer wieder zerbrach er sich den Kopf mit der Frage, warum Lily vor ihm gegangen und es ihr nicht vergönnt gewesen war, ihren Sohn in die Arme zu schließen.
      Er trug schwer an seiner Tasche, denn er hatte ein paar persönliche Dinge von Lily sowie das Geld eingepackt, das sie einst bei Junes Habseligkeiten gefunden hatte. Lily hatte ihm schon vor langer Zeit eingeschärft, dies ihrem Sohn zu übergeben, wenn sie vor ihm sterben sollte. »Ach, Lily«, hatte er dann stets geseufzt, »das ist unmöglich. Ich bin ein alter Mann und du das blühende Leben!«
      Ächzend saß er bereits seit Stunden in einer der Hafenspelunken, weil es dort warm und trocken war, während ein eisiger Wind über die Bucht fegte und der Regen auf die Kaimauern prasselte. Dafür konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, weil die Seeleute, die hier aus aller Herren Länder versammelt waren, fast alle fortwährend rauchten. Außerdem sprachen sie eifrig dem Alkohol zu, sodass ein lautes Stimmengewirr den engen Raum erfüllte.
      Matui schaffte es aber selbst an diesem Ort, seinen Gedanken
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