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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin
Autoren: Gunter Tschauder
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Buontalenti als Führer eingeladen, der dem Venezianer, die schönsten Werke vorführte und darüber mit Sachverstand berichtete.
    Noch einmal blitzten beim Großherzog der Toskana und seiner Gemahlin Großherzogin Bianca Cappello die Kunstschätze und deren Würdigung auf. Noch einmal leuchtete der Stolz in ihren Augen.
    Erstaunt über soviel Schaffenskraft, die den Venezianern bis dahin verborgen geblieben war, schilderte der Botschafter seiner Regierung in der Lagunenstadt die vortrefflichsten Ergebnisse der forschenden Arbeit. Bianca erhielt den Brief, bevor er abgesendet wurde, zum Lesen und bedankte sich mit Tränen in den Augen.
    „… ist es mir unverständlich und nur auf eine bösartige Propaganda zurückzuführen, dass wir nicht schon zuvor von den guten Ergebnissen der Werkstätten in Florenz vernommen haben“, schrieb Gussoni nach Venedig. „Nicht nur, dass uns die prachtvollen Gegenstände verborgen geblieben wären. Auch wurden bei uns dadurch eigene Erkenntnisse und ein Weiterkommen in unseren berühmtesten Fertigkeiten wie der Glasbläserkunst, aber auch anderen, verhindert.
    Der Alleskönner, Buontalenti, der in Florenz und Pratolino die schönsten Gebäude geschaffen hat, ist nun auch schon seit einer Weile Meister in den Fonderie des Großherzogs. Er hat es bereits im Jahre 1568 geschafft, Bergkristall zu schmelzen. Er hat das Porzellan neu erfunden, sodass es seitdem ein eigenes Medici Porzellan gibt, das in nichts den berühmten Vorfahren aus China und Indien nachsteht. Seit 1573 arbeitet er mit dem Augsburger Goldschmied Giacomo Bilivert zusammen. Ein hervorragender Meister seines Faches, der gemeinsam mit Buontalenti die edelsten Träumereien geschaffen hat aus Mediciporzellan und Gold, aus Emaille und Lasurstein, aus Jaspis, Perlmutt verziert mit Perlen, Rubinen und Granatstein. Selbst besser als venezianische Glasbläser der Insel Murano arbeiteten die Künstler in den Werkstätten.
    Welch grandiose Kunstwerke sind uns bisher verborgen geblieben, weil man nur den falschen und schlechten Nachrichten Glauben schenkte. Es ist an der Zeit, der Wahrheit die Ehre zu geben und die Nachrichtenüberbringer, die nur das Schlechte erkennen wollen, zu verjagen und zu hängen.“
    In einem Gespräch mit Gussoni versuchte Bianca herauszufinden, wie und warum so etwas möglich war? Sie sprach über ihren Werdegang und die Flucht aus der Unterdrückung durch die Stiefmutter.
    „Ja“, gestand Gussoni, „Eure Flucht hat seinerzeit viel Wirbel ausgelöst.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. „Seitdem wurde alles, was ursprünglich mit Florenz zusammenhing, abgewertet und man wollte es nicht sehen.“
    Die Nachricht aus der Toskana nach Venedig von einem Venezianer Botschafter ließ Biancas Herz noch einmal voller Stolz aufblühen. Es war die Nachricht an das Haus Cappello, seht an, was Bianca geschaffen hat.
    Sie glaubte auch an die Macht der Liebe, mit der sie ihren vergrämten Ehemann zurückholen könnte. Vor allem aber glaubte sie an die Macht der Kunst, sei es in der Malerei, der Bildhauerei, der Musik und der Baukunst. Die Anwesenheit Gussonis und die bildhaften Erklärungen des Alleskönners Buontalenti, die Begeisterung des Botschafters in seinem Brief, vor allem aber die Betrachtung der handfesten Werke der toskanischen Kunst, würde ihrem Ehemann die Kraft verleihen, noch einmal zu einem glücklichen Leben zu finden. Bianca war überaus glücklich an diesem Tage voller Inspiration, voller Ausstrahlung der Werke der größten Künstler dieser Zeit. Sie wirkten wie heilsamer Balsam auf Körper und Seele. Wir werden noch viele Jahre gemeinsamen Glückes verbringen, mit diesen Worten versuchte sie, den Ehemann aufzubauen. Das Gelingen dieses Versuches schien ihr unzweifelhaft sicher.
     
    Nach dem Besuch des Botschafters Gussoni gab sich Francesco weiter seiner in eine Sucht ausartende Leidenschaft hin, künstliche Edelsteine und Gold zu schaffen. Mit Stolz präsentierte er all seine großartigen Erfolge. Die Misserfolge verschwieg er jedermann gegenüber. Doch waren sie es, die ihn am meisten quälten. Er fiel in einen Strudel der Melancholie, der Traurigkeit, der immer mehr die Züge einer bedrohlichen Apathie annahmen. Vermischt mit ihrem eigenen unglückseligen Zustand, vergingen die Tage Biancas in nutzlosen Grübeleien und verzehrenden Selbstvorwürfen.
    Mit scharfen Gewürzen und eiskalten Speisen versuchte der Großherzog die eingeatmeten Dämpfe, die aus den Retorten austretenden und
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