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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin
Autoren: Gunter Tschauder
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nicht voreilig handeln, nicht den Falschen betreuen. Der Saft war für Ferdinando, wenn er käme. Noch bevor er ihr etwas anhaben könnte, würde sie den Kardinal zu einem Glas Saft einladen und Francesco verschonen. Wenn er den Unterdrücker aus Rom los wäre, könnte er wieder gesunden.
    Francesco ruhte in seinem Bett, sein Kopf war rot, seine Augen geschwollen, Fieberanfälle schüttelten ihn, Hustenkrämpfe plagten ihn.
    Sein hübsches Gesicht wirkte trotz der Röte wie eine blasse Maske, in die Traurigkeit eingraviert war. Es war das Spiegelbild einer unglücklichen Seele, ihm selbst nicht erklärbaren Gefühlen unterworfen. Und sie hatte ihm nicht helfen können.
    In einer ruhigen Minute lächelte er seine Frau an und reichte ihr die Hand.
    „Bianca, ich sehe, unsere beiden Leben zu Ende gehen.“
    Bianca überlegte überrascht, warum beide Leben? Sie war davon nicht betroffen. Ferdinando würde sie nicht in die Hände fallen. Francesco sprach weiter und Bianca mühte sich, seine Worte zu verstehen.
    „Verzeih mir die letzten Wochen, verzeih mir meine mürrische Art. Ich bin sehr krank, ich spüre es. Meine Lebensuhr läuft ab, ich möchte noch einmal einen tiefen Kuss von dir.“
    Sie küsste seine kalten Lippen, sein Atem roch, als wenn er Knoblauch gegessen hätte. Knoblauch aber war in der Familie untersagt.
    „Schau einmal, dort auf dem Tisch steht ein schmackhaftes Stück Kuchen. Den haben mir meine Bediensteten gebracht.“
    Teller und Gabeln lagen bereit. Sie reichte ihrem Gemahl ein Stück davon.
    „Nimm auch ein Stück, er schmeckt wirklich gut.“
    „Von wem ist er?“
    „Er wurde in unserer Küche gebacken.“
    Sie nahm ein Stück Kuchen. „Köstlich. Sie aß das Stück auf. Wer hat den gebacken?“
    „Ich werde unserer Köchin sagen, sie solle uns das Rezept geben.“
    Bianca neigte sich zu ihm und küsste ihn.
    In diesem Moment empfing sie erneut der Liebe süßer Quell, vergaß die bösen Tage und Stunden. Liebevoll richtete sie ihn auf und küsste ihn so zart und auch leidenschaftlich, wie sie es immer getan hatte.
    Erst nach langer Zeit ließ sie von ihm ab, legte ihn zärtlich wieder zurück in die Kissen und nahm beruhigt auf einen Stuhl am Bett Platz.
    „Ich hoffe nicht, dass du dich jetzt, meine geliebte Bianca, angesteckt hast“, lächelte er müde.
    „Traurigkeit kann anstecken“, meinte sie lächelnd, „aber ich lass mich nicht anstecken, mein geliebter Francesco. Auch wenn es so kommen sollte, wäre das nicht mein Unglück. Wenn du dahingehst, möchte ich mit dir gehen, auf dass wir zusammen diesen unwirtlichen Platz verlassen. Versprich mir, wenn deine Seele den Körper verlässt, dass sie auf mich wartet, ich verspreche dir das Gleiche.“
    Er lächelte erneut und versprach es.
    Seine Krankenpflegerin kam. „Eure Durchlaucht“, sprach sie Bianca an, „Euer Gatte braucht Ruhe, um sich zu erholen. Könntet Ihr ihn bitte alleine lassen.“
    Bianca lächelte: „Natürlich. Erhol dich gut“, sagte sie zu ihrem Gemahl.“
    Die Pflegerin bettet ihn zum Schlafen.
     
    Noch in der Nacht erkrankte Bianca. Fieber hatte ihren Körper ergriffen, Sie war heiß und dennoch fror sie. In ihrem Bauch schien sich eine wilde Horde von Käfern zu tummeln, dann glaubte sie, man schnitt ihr mit einer rauen Glasscherbe die Magenwände und die Därme heraus. Am nächsten Tag vernahm sie von Lena, ihr Gatte sei an diesem frühen Morgen des 20. Oktober 1587 verschieden. Sie war zu schwach, um an sein Totenbett zu gehen. Erst musste sie selbst gesund werden. Im Bett liegend nahm sie das Frühstück zusammen mit Lena ein.
    „Lena, es geht mir schlechter als gestern“, sagte sie, „lass einen Medikus kommen. Er soll nicht zu lange warten.“
    Die Zofe entfernte sich. Bianca legte sich im Bett zurück. Sie wollte noch ein wenig ruhen, bevor der Arzt käme.
    Sie wurde plötzlich wieder wach. Es war ihr übel. Die Kopfschmerzen hatten rasend zugenommen. Sie glaubte an der Tür hätte es geklopft. Sicher der Arzt, dachte sie und rief mit schwacher Stimme: „Bitte kommt herein, Dottore. Die Tür ist offen.“
    Die Klinke bewegte sich und die Tür wurde aufgestoßen. Im Rahmen stand Kardinal Ferdinando d’Medici.
    „Der Tag der Tage ist gekommen“, sagte er mit ernstem Gesicht.
    Obwohl in ihren letzten Atemzügen erkannte ihn die Großherzogin und mit einem Lächeln auf den Lippen flüsterte sie:
    „Also du …”
    Mit diesem Lächeln auf den Lippen verschied sie.
    Bianca wurde an einem
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