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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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und wieder Arsenik bezog. Der nächste Schritt war, daß ich mir dieses Büro hier zulegte und zu nächtlicher Stunde ein Mikrofon in Doktor Quays Praxis einbaute. Um den Hauptzweck meines ständigen Hierseins gut abzuschirmen, habe ich mich mit dem ganzen übrigen Zauber umgeben, den Sie bei mir sehen.«
    »Und was haben Sie auf diese Weise herausbekommen?« fragte Sellers wißbegierig.
    Keetley zögerte einen Augenblick, sagte aber dann: »Und nun werde ich Ihnen mein Material vorführen. Ich hoffe allerdings, daß Sie so klug sein werden, nicht eher davon Gebrauch zu machen, bis alles geklärt ist.«
    »Machen Sie bitte weiter, Mr. Keetley«, sagte Sellers in höflichem Ton.
    Keetley ging zu dem großen Büroschrank, der schon lange meine Aufmerksamkeit erweckt hatte, holte aus der Tasche einen Schlüssel, öffnete eine Tür und deutete auf ein Regal mit Tonbandspulen. »Auf diesen Tonbändern habe ich die Gespräche aufgenommen, die in Doktor Quays Praxis geführt wurden. Auch wenn ich nicht im Büro war, ließ ich alles aufnehmen, was in Doktor Quays Praxis gesprochen wurde. Einige der Tonbänder blieben ganz unbesprochen, viele enthielten nur belanglose Unterhaltungen mit Patienten, wie Sie gerade eben eine gehört haben. Aber auf diesen hier ist zum Beispiel etwas, das Sie bestimmt interessieren wird. Auf diesem Band befindet sich nämlich die entscheidende Phase des ganzen Falles. Natürlich sind ein paar Verzerrungen und Unschärfen in der Tonwiedergabe, die sicher von der ungünstigen Aufstellung des Mikrofons herrühren, aber dennoch werden Sie die Stimmen wiedererkennen.«
    Er holte aus dem Schrank ein Tonbandgerät heraus, legte das Band auf und sagte: »Nun hören Sie gut zu.«
    Im Anfang konnten wir nur das leise Brummen des Verstärkers vernehmen, doch plötzlich ertönte Ruth Otis’ Stimme, klar verständlich und lebensecht. Sie sagte: »Doktor Quay, Mrs. Ballwin ist gekommen. Ich bat sie, etwas zu warten, aber sie besteht darauf, sofort mit Ihnen zu sprechen.«
    »Führen Sie sie ins Labor.«
    »Das wird nicht gut gehen, Herr Doktor, denn der Patient im Wartezimmer wird sich bestimmt beschweren«, sagte Ruth Otis.
    »Ich sage Ihnen doch, daß Sie sie ins Laboratorium bringen möchten.« -
    »Der Herr hat eine feste Zeit mit Ihnen vereinbart; trotzdem sind schon zwei Patienten vor ihm behandelt worden, und... «
    »Nun sehen Sie schon zu, daß Sie Mrs. Ballwin ins Labor führen.«
    »Jawohl, Herr Doktor.«
    Es entstand eine Pause. Dann sagte Doktor Quay mit salbungsvoller Stimme offenbar zu dem Patienten, den er gerade im Behandlungsstuhl hatte: »Es tut mir schrecklich leid, daß ich Sie um eine kurze Unterbrechung der Behandlung bitten muß, aber diese Patientin leidet unter großen Schmerzen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich für ein paar Minuten entschuldigen würden.«
    Daraufhin wurde es für kurze Zeit still. Keetley benutzte die Pause, um uns zu erklären: »Ich habe nach und nach in alle Räume der Quayschen Praxis Mikrofone eingebaut. Er geht jetzt in das Laboratorium. Das folgende Gespräch findet also dort statt.«
    Man hörte deutlich das Geräusch einer Tür, die geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann sagte Doktor Quay zu Daphne: »Ich habe kaum Zeit, ich bin sehr beschäftigt. Kannst du nicht... «
    »Ich verlange, daß du diese Mistbiene endlich hinauswirfst, die möchte ich hier nicht mehr sehen«, sagte Daphne Ballwin mit erregter Stimme.
    »Sie ist aber äußerst zuverlässig und kümmert sich sehr um die Praxis, Daphne. Sie... «
    »Ich bestehe darauf, daß du sie an die frische Luft setzt!«
    »Laß es dir doch erklären, Daphne. Draußen wartet ein Patient seit...«
    »Wirfst du sie heute noch hinaus - ja oder nein?«
    »Gewiß doch, Liebling.«
    »Das klingt schon besser, mein Süßer. Gib mir einen Kuß!«
    Den Kuß hatte das Abhörgerät nicht erfaßt. Keetley kommentierte scherzhaft: »Diese Sorte ist geräuschlos.«
    Sellers schien in den Lautsprecher hineinkriechen zu wollen.
    Nun ging die Unterhaltung der beiden weiter: »Liebling, ich mußte dich unbedingt sofort sprechen«, sagte Daphne. »Endlich hat sich die Gelegenheit ergeben, auf die wir so lange gewartet haben. Da mußte ich dich doch sofort aufsuchen. Ich glaube nämlich, daß wir die Sache schon heute abend durchführen können.«
    »Weiter, weiter«, drängte Dr. Quay. »Beschränke dich bitte auf das Wichtigste. Worum handelt es sich?«
    »Die Leute von der Zesty-Fabrik, die auch eine
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