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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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müssen.«
    »Keetley weiß, daß Ruth Otis in der vergangenen Nacht das Gift aus Doktor Quays Praxis holte. Er ist ihr nachgefahren und hat beobachtet, wo sie es hinterlegte.«
    Keetley sah mich grimmig an und fragte: »Was wollen Sie mir denn damit in die Schuhe schieben?«
    »Sie haben nur mit mir zu sprechen«, befahl Sellers.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Inspektor, wovon eigentlich die Rede ist. Eine Ruth Otis kenne ich überhaupt nicht.«
    »Sie ist bei Doktor Quay Assistentin.«
    »Ach ja, Doktor Quay. Der hat hier auf der gleichen Etage seine Praxis.«
    »Also, wie ist das nun?« fragte Sellers. »Sind Sie der Otis nachgefahren?«
    Keetley lachte und sagte: »Ganz bestimmt nicht. Ich kann meine Zeit besser verwenden, als irgendwelchen Frauen durch die Stadt nachzulaufen.«
    Ich sagte zu Sellers: »Das müssen wir ganz eindeutig klarstellen. Nageln Sie ihn auf seine Aussage fest. Er darf für später keine Ausweichmöglichkeiten haben, dieser Punkt ist äußerst wichtig.«
    Keetley sah mich mit einem vernichtenden Blick an: »Allmählich werden Sie mir widerlich, Lam.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, erwiderte ich. »Aber im Augenblick geht es darum, ob Sie Miss Otis in der vergangenen Nacht nachgefahren sind oder nicht.«
    »Obwohl der Inspektor bestimmt hat, daß Sie sich aus der Unterredung herauszuhalten haben, will ich Ihnen antworten: Ich bin ihr nicht nachgefahren.«
    »Sie sind ihr nicht zum Union-Bahnhof gefolgt?«
    »Nein.«
    »Sie haben nicht beobachtet, wie sie ein kleines Päckchen in ein Schließfach legte?«
    Lächelnd sagte er: »Nein, bestimmt nicht. Es tut mir leid, Lam, daß ich Sie enttäuschen muß. Falls Sie mich für ein Ablenkungsmanöver in eigener Sache mißbrauchen wollen, dann sind Sie an der falschen Adresse.«
    Sellers ergriff wieder das Wort: »Meine Aufgabe ist es, alles genau nachzuprüfen. Haben Sie bitte Verständnis dafür. Und nun will ich Ihnen mal etwas verraten: Ethel Worley, die als Sekretärin bei dem Grundstücksmakler Ballwin tätig ist, wurde heute morgen in Ruth Otis’ Wohnung ermordet aufgefunden; auch das bewußte Giftpäckchen entdeckten wir dort - nur fehlten an seinem Inhalt zwei Gramm. Sollte Ihnen irgend etwas über Miss Otis im Zusammenhang mit dem Gift bekannt sein, so ist es jetzt an der Zeit, daß Sie Rede und Antwort stehen.«
    Keetley fuhr sich mit der Zunge über die Lippen: »Ich weiß nichts über Miss Otis.«
    Während Keetley und Sellers sich mit stummen, mißtrauischen Blicken musterten, schob ich mich unauffällig hinter Keetley in die Nähe des Radioapparates, der auf dem Tisch stand, und schaltete ihn, ohne ein Geräusch zu verursachen, ein. Dann sagte ich zu ihm: »Ich wollte Sie nur einer schwerwiegenden Lüge überführen, Keetley. Ein Mann unserer Detektei hat Sie nämlich heute nacht beschattet.«
    »Da hat er Ihnen aber ein Märchen aufgetischt.«
    Ich sagte zu Sellers: »Es handelt sich um Jim Fordney, den Sie als äußerst zuverlässig kennengelernt haben. Er würde niemals einen unwahren Bericht abgeben.«
    Der Hinweis auf Fordney hatte Sellers’ Interesse gesteigert. »Sie behaupten also, daß Fordney Mr. Keetley nachgefahren ist und sich davon überzeugt hat, wie Mr. Keetley Miss Otis bis zum Bahnhof unter Beobachtung hielt.«
    »Genau das!«
    Keetley fragte: »Woher will man denn wissen, daß in dem Päckchen der Otis Gift enthalten war, Inspektor?«
    Sellers sagte: »Die Frage ist nicht ganz unberechtigt, Lam.«
    »Fordney kann das Päckchen genau beschreiben«, sagte ich ausweichend.
    »Mit anderen Worten«, sagte Keetley nervös lächelnd, »Miss Otis behauptet das einfach.«
    »Auch einen Detektiv soll man nicht überfordern«, sagte ich.
    Sellers wollte gerade etwas sagen, als sich plötzlich eine Stimme aus dem Radioapparat meldete: >Können Sie den Mund bitte etwas weiter aufmachen?<
    »Wo kommt das her?« fragte Sellers.
    Keetley wandte sich schnell um und wollte den Apparat wieder abstellen, aber ich packte ihn beim Handgelenk.
    »Bitte spülen Sie... <, sprach die Stimme weiter.
    Keetley stieß mich gewaltsam zur Seite.
    Nun hörte man eine weibliche Stimme sagen: >Herr Doktor, das tat aber weh... <
    Keetley schaltete den Apparat ab.
    »Wer hat da gesprochen?« fragte Sellers ganz energisch.
    Kategorisch erklärte Keetley nun: »Sollten Sie irgendwelche Fragen an mich zu richten haben, Herr Inspektor, so stehe ich Ihnen jederzeit im Polizeipräsidium zur Verfügung. Hier jedoch ist mein Privatbüro. Ich
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