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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund
Autoren: A. A. Fair
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ich fuhr sofort dorthin, um den benötigten Schlüssel für das Schließfach zu holen. Ich hatte die Tür noch nicht richtig geöffnet, da versetzte mir jemand einen meisterhaft gezielten Schlag gegen den Kopf. Als ich nach einer Weile wieder zu mir kam, entdeckte ich die Leiche hinter dem Wandbett. In großer Aufregung eilte ich nach unten und erstattete Ihnen telefonische Meldung. Vorher hatte ich in dem Kostüm nach dem Schlüssel gesucht und ihn auch tatsächlich in der beschriebenen Tasche gefunden. Am Union-Bahnhof angekommen, öffnete ich das Schließfach, doch es war völlig leer.«
    »Sie haben also sofort die Polizei angerufen und sie über alles informiert«, stellte Sellers in ironischem Tone fest. »Damit sind Sie außer Verdacht, freut mich für Sie.«
    Ich fuhr mit meinem Bericht fort: »An Miss Otis hatte ich aber noch einige Fragen zu richten; auch wollte ich den ganzen Fall aufklären, bevor die Presse darüber informiert war, denn sicher hätten die Zeitungen jedes Wort begierig aufgegriffen und derart aufgebauscht, daß den noch erforderlichen Ermittlungen ein schlechter Dienst erwiesen worden wäre. Aus all diesen Gründen konnte ich die Polizei nicht postwendend benachrichtigen.«
    Sellers wandte sich an Bertha: »Ich glaube, das bedeutet, daß Sie von jetzt an allein werden arbeiten müssen, meine Liebe.«
    »Wie soll ich das auffassen?« fragte Bertha erschrocken.
    Sellers warf sich in Positur: »Nach all dem, was Mr. Lam uns eben vorgetragen hat, machte er sich der Mitwisserschaft an einem Verbrechen schuldig. Es wird sich wohl kaum vermeiden lassen, daß er in den nächsten Jahren ein recht einsames Dasein führen muß.«
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte Bertha entsetzt.
    »Das macht das Maß voll«, antwortete Sellers. »Jetzt wird er hochgehen. Endlich schließt sich der Ring um diesen Meisterstrategen.«
    Sellers erhob sich, doch ich forderte ihn auf: »Nehmen Sie bitte noch einen Moment Platz, Inspektor, und lassen Sie uns vernünftig miteinander reden.«
    »Man höre sich so was an!« sagte Sellers, mich verachtend ansehend. »Sie haben eben vernünftig genug geredet, Ihre persönliche Sache liegt so klar wie nie zuvor.«
    Dennoch wagte ich mich einen Schritt weiter: »Da ich keinerlei Beweise in Händen hatte, mußte ich mich vorher von der Richtigkeit überzeugen, ehe ich Sie, und damit offiziell die Polizei, ins Vertrauen zog. Ich wollte unbedingt vermeiden, Ihnen ungegorenen Wein vorzusetzen.«
    »Was sind Sie doch für ein Engelchen«, sagte Sellers.
    Nun holte ich zu einem neuen Vorstoß aus: »Inspektor, hören Sie doch einmal auf mich und lassen Sie Miss Otis hier. Ich garantiere dafür, daß sie keinen Fluchtversuch unternehmen wird. Auf diese Weise schalten wir auch die Presse bis zur endgültigen Klärung aus. Arbeiten Sie bitte nur ein paar Stunden mit mir zusammen, und der wirkliche Täter wird hinter Schloß und Riegel sein.«
    Sellers grinste und sagte: »Es gibt nichts mehr aufzuklären, so klar wie dieser hat für mich lange kein Fall mehr gelegen. Auf, jetzt geht’s ins Präsidium mit euch beiden.«
    Schnell versuchte ich, ihm von einer anderen Seite beizukommen: »Haben Sie doch ein Herz, Sellers!«
    »Ach was«, stieß er hervor. »In meinem Beruf ist allein der Kopf maßgebend und nicht das Herz.«
    »Wenn Sie dieses Mädchen hier verhaften und etwas darüber in die Zeitungen dringt, dann ist der Mörder bestens gewarnt, und er wird sich der Ergreifung sofort durch die Flucht entziehen.«
    »Was wollen Sie eigentlich noch? Den Mörder habe ich doch gerade hier gefaßt. Vielleicht sind es sogar zwei. Wissen Sie, was nämlich auch sein kann, Mr. Lam?«
    »Reden Sie nur weiter«, sagte ich bissig.
    »Gehen wir mal davon aus, daß Sie gerade in der Wohnung dieses Flittchens waren, als Ethel Worley Sie dort durch ihr plötzliches Auftauchen überraschte. Um ungehindert zu entkommen, versetzten Sie ihr einen Schlag gegen den Kopf, schlugen aber kräftiger zu, als es Ihre Absicht war. Damit diese unerwünschte Zeugin nun keinen Lärm schlägt, knebelten Sie sie. Ich weiß nur noch nicht, ob Sie sie nicht gar vorsätzlich erdrosseln wollten. Es wäre zu gefährlich, würde man auch nur eine Möglichkeit außer acht lassen. Wie gesagt, ich muß an alles denken, denn seit Sie Berthas Geschäftspartner geworden sind, hat sie jedenfalls nichts als Ärger mit Ihnen gehabt.«
    »Dieser Frontalangriff gegen mich ist viel zu grotesk, und es wäre nichts als Zeitverschwendung, wenn
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