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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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noch ein riesiger Steinhaufen. Unter einigen Blöcken ragten menschliche Hände und Füße hervor. Rings um die Insel standen Hunderte von Zauberern und ihre Helfer im Wasser – das ihnen bis zu den Fußgelenken, Knien, Hüften oder sogar bis zum Kinn ging. Einige wühlten in den Ruinen herum. Verletzte stöhnten.
    Der Regen hatte sich abgeschwächt; es nieselte nur noch. In der Nähe stand Vanora nackt am Ufer und wrang ihr dünnes Kleid aus.
    »Jorian!« Er blickte auf und sah Karadur und Goania auf sich zukommen.
    »Was ist geschehen, bei den neunundvierzig mulvanischen Höllen?« rief er.
    Karadur war zu erschöpft und zu erschreckt, um zu antworten, aber Goania erklärte: »Ihr wisst doch, woher der Trollturm seinen Namen hat? Nun, als Vorko seinen Gegenzauber sprach, wurde dadurch nicht nur Aellos Schutzzauber aufgehoben, sondern auch der alte Spruch des Synelius, der die Trolle zur Zeit des Tyrannen Charenzo in Stein verwandelte. Da das Schloss teilweise mit diesen Steinen erbaut wurde und sie sich jetzt wieder in Trolle verwandelten, brachen die Mauern ein, in denen plötzlich viele Lücken klafften. Offenbar befanden sich die meisten Trollsteine auf der Südseite; deshalb sind die Türme in diese Richtung gefallen.«
    »Ich habe so ein Wesen oben auf der Brücke gesehen«, sagte Jorian.
    »In den unteren Regionen müssen es Hunderte gewesen sein.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Karadur hat den Dämon Gorax aus seinem Ring befreit und ihn auf die Trolle angesetzt, woraufhin alle in die Neunte Ebene zurückgekehrt sind. Ich nehme an, das Erwachen aus ihrem Zauberschlaf inmitten eines zusammenbrechenden Schlosses hat ihnen mehr Angst eingeflößt, als wir vor ihnen hatten.«
    »Wie seid Ihr entkommen?«
    »Als Karadur berichtete, was er von Vorkos Gegenzauber wusste, erfasste Aello sofort die Lage. Er kreischte, wir sollten schnellstens den Turm verlassen. Die meisten sind gerettet. Zum Glück ist das Wasser zwischen Insel und Seeufer flach. Vorko und seine Helfer allerdings scheinen zu den Opfern zu gehören; wenigstens habe ich nichts mehr von ihnen gesehen.«
    »Und Aello?«
    »Ich fürchte, der ist in den Ruinen umgekommen. Er ging in die Küche und die Dienstbotenquartiere, um die Leute noch rechtzeitig herauszuholen. Aber was ist mit ihm?« Sie deutete auf Boso, der nun langsam wieder zu sich kam.
    »Ich habe ihn aus dem See gezogen. Er wollte Vanora oben auf dem Dach aus Eifersucht erschlagen. Ich kämpfte gerade gegen ihn auf der Brücke, als das Gebäude zusammenbrach.«
    »Ihr habt ihn bekämpft und ihm dann das Leben gerettet?«
    Jorian schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ja, warum mache ich solche Dummheiten? Aber naja, ich war sowieso nicht scharf darauf, den armen Kerl umzubringen.« Er sah sich um und entdeckte einen hellen Gegenstand im flachen Wasser. Es war Bosos Schwert. Jorian nahm es an sich.
    »Meine Klinge liegt irgendwo im See«, sagte er. »Willst du deswegen noch das Gesetz anrufen, Boso, oder wollen wir die Sache vergessen?«
    Boso richtete sich auf, schüttelte den Kopf und murmelte: »Mein Rücken tut weh!«
    »Na, wie dem auch sei, steh auf! Wir haben Arbeit!«
     
    Als es Abend geworden war in Metouro, saßen Jorian, Karadur und Goania in der Taverne, in der auch Vorko gewohnt hatte. Karadur hatte seinen geliebten Turban verloren und behalf sich mit einem Lappen, den er sich um den Kopf wand. Boso und Vanora hatten am übernächsten Tisch Platz genommen.
    Jorian sagte: »Ich habe getan, was deine Altruisten von mir verlangten, Doktor, auch wenn eure verfluchte Truhe jetzt in den Ruinen des Schlosses verschüttet ist. Da ich meinen Teil des Handels erfüllt habe, möchte ich von dem Zauber befreit werden.«
    »Der ist längst aufgehoben, mein Sohn. Da Vorko ihn aussprach, hat sein Tod alles ausgelöscht. Aber wir müssen an deine Zukunft denken. Wenn du wirklich mein Lehrling werden willst, kann ich in fünfzehn bis zwanzig Jahren einen erstklassigen Zauberer aus dir machen – falls ich nicht vorher in meine nächste Inkarnation eingehe.«
    »Nein, vielen Dank. Ich habe eigene Pläne – zuerst will ich mal meine kleine Estrildis zu mir holen.«
    »Wie willst du das schaffen – ohne die Hilfe der Zauberei?«
    »Das weiß ich nicht, alter Knabe, aber ich finde schon einen Weg. Auf unserer Reise habe ich bemerkt, dass ich immer dann Erfolg hatte, wenn ich mich auf meine weltlichen Kräfte verließ, dass es mir aber stets schlimmer ging als vorher, wenn ich das
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