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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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konnte – zu den jüngeren Kongressteilnehmern gehörten – Lehrlinge und Helfer. Die älteren Zauberer und Zauberinnen zogen es vor, sich auf die Bänke an den Wänden zu setzen. Nach etwa einer Stunde stieg der Zeremonienmeister auf die Plattform, hob seine Liste und rief: »Herr Teleinios aus Tarxia!«
    Ein Lehrling im Kostüm eines Dämons aus der Vierten Ebene schritt langsam an den Preisrichtern vorbei und stieg am anderen Ende von der Plattform.
    »Herren Annys und Forion aus Solymbria!«
    Ein Drache aus Tuch und lackiertem Holz, von zwei Lehrlingen getragen, die die Beine des Ungeheuers bildeten, paradierten vor den Richtern.
    »Fräulein Vanora aus Govannian!«
    Vanora, geröteten Gesichts, aber noch sicher auf den Beinen, marschierte in der Verkleidung einer Meerjungfrau über die Plattform. Das Kostüm bestand aus einem knielangen Kleid aus durchsichtiger grüner Gaze. Künstlicher Seetang war in ihr langes schwarzes Haar geflochten, außerdem trug sie grüne Handschuhe mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern, und Lider, Lippen und Zehennägel waren grün angemalt.
    »Dr. Vingali aus Istheun …«
    So ging es drei Stunden lang. Schließlich gewann Vanora einen dritten Preis. Als das Orchester zu spielen begann, ging Jorian zu Vanora, um ihr zu gratulieren. Boso hielt sich stirnrunzelnd im Hintergrund.
    Vanora sagte gerade zu ihren Bewunderern: »Das ist eine kortolische Volka. Wer von euch kann danach tanzen?«
    »Ich war einmal Fachmann darin«, sagte Jorian und reichte ihr den Arm. Er nickte höflich Boso zu und sagte: »Mit deiner freundlichen Erlaubnis …«
    »Ach, der soll doch in die nächste Inkarnation verschwinden! Keinen Schritt kann er tanzen!« Vanora zerrte Jorian auf die Tanzfläche.
    Und los ging es. Obwohl Vanora ziemlich viel getrunken hatte, tanzte sie noch ausgezeichnet. Doch die Volka ist eine lebhafte Sache, und als die Musik schwieg, waren Jorian und Vanora in Schweiß gebadet. Sie suchten einen Erfrischungstisch auf, wo Vanora einen großen Kelch mit geeistem Wein leerte.
    »Lieber Jorian, Schatz«, sagte sie. »Ich war eine Närrin, dass ich mich damals in Othomae so über die Schlangenprinzessin aufgeregt habe. Als hätte ich Dirne etwas dazu zu sagen, mit wem du die Matratze teilst. Aber das ist nun mal mein Fluch, ich beschimpfe alle vernünftigen Männer und lege mich mit Schweinen wie Boso ins Bett.«
    Jorians Blick glitt über ihren Körper. Vanora trug nichts unter dem durchsichtigen Gewand, so dass Jorian Mühe hatte, sich auf seine verlorene Estrildis zu konzentrieren. Das Blut pochte ihm in den Lenden.
    »Schweig«, sagte er. »Ich bin sicher, dass ich mehr Spaß mit dir als mit ihr hatte. Wenigstens schleuderst du einen Mann nicht gleich aus dem Bett.«
    »Oh, hat sie das getan?«
    »Nein, aber es war nahe dran. Und die Stellungen dieser Mulvanier! Aber komm, es ist stickig hier.«
    »Ja. Bist du schon oben auf den Befestigungen gewesen?«
    »Nein. Gehen wir.«
    Der Mond stand im ersten Viertel. Im Süden ballten sich Wolken zusammen, durch die von Zeit zu Zeit Blitze zuckten.
    »Ist es nicht warm für die Jahreszeit?« fragte er und legte ihr einen Arm um die Hüfte.
    »O ja, wahrscheinlich wird es bald regnen.« Sie drehte sich langsam um und neigte den Kopf zurück. »Wie war das mit den mulvanischen Stellungen?«
     
    Kurz darauf schlichen sie durch den Korridor, an dem Zimmer 23 lag. Jorian hämmerte das Blut in den Schläfen.
    Er flüsterte: »Ich habe Karadur den ganzen Abend nicht gesehen. Wenn er in unserem Zimmer ist, müssen wir’s in deinem versuchen.« Er bewegte den Griff und stellte fest, dass die Tür verschlossen war. Vorsichtig steckte er den Schlüssel ins Schloss, den er am Empfang bekommen hatte, und machte auf. Plötzlich erstarrte er. Der Ausdruck der Lust auf seinem Gesicht wich dem der Wachsamkeit des Jägers.
    Er schob die Tür ein Stück auf, bis er hindurchschlüpfen konnte. Mit einer Handbewegung bedeutete er Vanora zurückzubleiben. Im Wohnzimmer war es dunkel, doch im Schlafraum brannte eine Kerze. Stimmen klangen durch die angelehnte Zwischentür.
    »Hier ist unsere Schriftrolle«, sagte eine Stimme. »Bei allen Göttern und Dämonen! Es ist eine Version des großen Gegenzaubers von Redivar, der seit Urzeiten verlorengeglaubt ist.«
    »Da haben wir unsere Antwort!« dröhnte die tiefe Stimme des Zauberers Vorko. »Wie ich die Dinge sehe, müssen wir in drei Etappen vorgehen. Die erste beginnt morgen bei der Debatte, da muss dieser
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