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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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die Wendeltreppe wieder hinunter. Jorian lief also zur Basis des anderen Turms, dessen Tür nicht verschlossen war.
    Hastig stieg er die Treppe empor. Als er das Dach erreichte, stieß er fast mit Vanora zusammen, die ihm atemlos entgegenstürzte; das durchsichtige Kleid klebte ihr nass am Körper. Boso folgte ihr zähnebleckend.
    »Verschwinde nach unten und hol Hilfe!« rief Jorian und sprang auf die Brücke. Die nassen grauen Steine unter seinen Füßen vibrierten im Sturm wie eine Geigensaite.
    Die Brücke war nicht ganz so schmal, wie sie von unten aussah. Der Steg war vier Fuß breit, und zu beiden Seiten erhob sich eine gut hüfthohe Brüstung, die allerdings Schießscharten hatte.
    Die Schwerter trafen mit heftigem Klirren aufeinander, das jedoch in einem Donnerschlag unterging. Die beiden kräftigen Männer standen sich auf der hohen Brücke gegenüber, noch atemlos vom Treppensteigen; sie starrten sich in die Augen und hieben wild aufeinander los. Einen Augenblick wichen sie schweratmend zurück, dann ging es weiter. Wegen der Enge und der Glitschigkeit der Steine fanden die Füße kaum Halt.
    Die Waffenarme bewegten sich wie Kolben, bis Jorian erste Ermüdungserscheinungen feststellte. Der Wind heulte und trieb den Regen fast waagerecht vor sich her. Beide Kämpfer mussten sich oft während des Zuschlagens an der Brüstung abstützen.
    Jorian fand seine Reiterklinge etwas zu lang für diesen Kampf, zumal der Griff für zwei Hände zu kurz war. Boso kämpfte gut, während Jorians Gegenzüge ein wenig langsam kamen. Boso parierte sie mühelos, so kompliziert Jorians Angriffe auch waren. Andererseits hielt Jorians längere Klinge Boso auf Abstand, so dass er die größere Geschwindigkeit seines Schwerts nicht ausnutzen konnte.
    Plötzlich machte sich ein neues Geräusch bemerkbar. Zu dem Donnern und dem Pfeifen des Windes und der summenden Vibration der Brücke kam etwas Neues – ein tiefes Grollen, verbunden mit einer unangenehmen Bewegung, als habe ein Erdbeben begonnen. Von unten klang Gepolter, Klappern, Rasseln, Krachen, Kreischen und Heulen herauf. Hinter Jorian kreischte Vanora: »Der Turm stürzt ein!«
    Jorian blickte zu Boso hinüber, der sich einige Schritte zurückgezogen hatte. Sein Gesicht war bleich, und das Haar klebte ihm auf der niedrigen Stirn.
    Jorian riskierte einen Blick nach hinten. Vanora stand wenige Schritte von ihm entfernt neben einer Bastion des Turms.
    »Warum bist du nicht nach unten gegangen …?« begann Jorian, doch im nächsten Augenblick bewegten sich die Steine unter seinen Füßen. Mit einem furchteinflößenden Knirschen begannen sich beide Türme und die sie verbindende Brücke zur Seite zu neigen, über das regengepeitschte Wasser des Volkina-Sees.
    Jorian sprang auf die Brüstung nahe der Turmspitze. »Spring so weit du kannst!« brüllte er.
    Als er seinen Körper anspannte, warf er einen letzten Blick auf Boso. Dieser kümmerte sich nicht mehr um Jorian, sondern starrte auf ein Wesen, das hinter ihm aufgetaucht war. Einer der Bastionssteine der Brücke war zerplatzt und hatte sich in das Wesen verwandelt. Fünf Fuß groß mit dürren Beinen und einem gewaltigen kürbisgroßen Kopf, in dem ein froschähnliches Maul gähnte. Das Ungeheuer war nackt, und seine Haut wirkte feucht wie die eines Froschs.
    Mehr sah Jorian nicht, denn die Türme neigten sich immer tiefer über das Wasser. Mit mächtigem Satz sprang er ins Leere, spürte den Wind durch sein Haar pfeifen und den Regen im Gesicht – und überlegte noch, dass es doch seltsam war, dass der Regen anscheinend nach oben fiel; aber natürlich überholte er die Tropfen auf ihrem Weg nach unten. Dann sah er das schiefergraue Wasser näher kommen. Platsch!
    Als er die Oberfläche erreichte, war ihm zumute, als hätte ihm ein Riese mit einem Paddel über den Kopf geschlagen. Links und rechts von ihm strampelten Gestalten im Wasser. Er erkannte Vanora, die hastig zum Ufer schwamm.
    Auf der anderen Seite strampelte sich Boso ab und schrie um Hilfe.
    Jorian erreichte mit zwei Schwimmstößen den Mann, der immer wieder unterging, obwohl er verzweifelt zu schwimmen versuchte. Jorian hakte einen Arm unter Bosos Kinn, klemmte sich den Mann fest und schwamm auf dem Rücken zum Ufer. Nach wenigen Metern schon spürte er Grund unter den Füßen und zerrte Boso an Land. Der schwere Mann lag mit geschlossenen Augen im Schlamm, hustete und spuckte Wasser und atmete keuchend. Schließlich sah sich Jorian um.
    Der Trollturm war nur
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