Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
schrille Lachen von Frauen war zu hören; es gab mehrere Frauengruppen, von denen einige die Spitzhüte registrierter Zauberinnen trugen. Andere wiederum waren wohl auf die eine oder andere Weise mit Zauberern liiert. Er wunderte sich über Karadurs Bemerkung, man müsse einen absoluten Zölibat beachten, wenn man in diesem Beruf eine hohe Position erreichen wolle.
    In einem kleinen, kaum erleuchteten Zimmer saßen Zauberer an Tischen, kauten getrocknete Erbsen und tranken Wein und Bier. Jorian drängte sich in den Raum und belegte einen leeren Platz. Die drei Männer am Tisch waren in eine hitzige Diskussion verwickelt. Sie nickten Jorian geistesabwesend zu und ließen sich nicht stören.
    »… da die astrale Bewegung im Kreis verläuft, muss doch jede azotische oder magnetische Emission, die das Medium nicht trifft, an seinen Ausgangspunkt zurückkehren, oder nicht?«
    »Aye«, sagte ein anderer. »Aber Ihr müsst zugeben, dass das dodekadische System als komplette und zyklische Zahl in den universalen Naturanalogien unweigerlich die dreizehnte anzieht und absorbiert, während …«
    Jorian fand es so entsetzlich, sich dieses unverständliche Gerede anhören zu müssen und dabei völlig ignoriert zu werden, dass er den Tisch verließ, sobald er sein Bier ausgetrunken hatte. Draußen blieb er vor der Anschlagtafel stehen. Nach der Auktion kam ein Rundgespräch über das Thema ›Unsichtbarkeit‹, gefolgt von einem Abendessen und dem Kostümball.
    Am nächsten Morgen stand eine Debatte über den Vorschlag der Altruisten auf dem Programm, die Geheimniskrämerei um die Zauberei aufzugeben und sie der Öffentlichkeit allgemein zugänglich zu machen. Dann war ein Mittagessen zu Ehren von Aello geplant, der sich als Präsident verabschiedete. Am Nachmittag waren mehrere Fachvorträge vorgesehen, einschließlich des Versuchs, ein Ungeheuer aus der dreiunddreißigsten mulvanischen Hölle herbeizulocken. Ein kleiner roter Stern nach diesem Experiment deutete an, dass es sich um eine gefährliche Vorführung handelte.
    Am morgigen Abend kam dann das formelle Bankett, bei dem Preise an verdienstvolle Zauberer vergeben wurden, gefolgt von einer Rede Dr. Yseldias aus Mezouro, des Ehrengastes. Madame Yseldia wollte über neueste Erkenntnisse bei der Lenkung fliegender Besenstiele berichten. Nach dem Essen folgte eine Reihe geschlossener Versammlungen, zu denen nur Meisterzauberer Zutritt hatten.
    Am dritten und letzten Tag fanden morgens Fachvorträge statt, gefolgt von der Generalversammlung, bei der ein neuer Präsident gewählt werden sollte, ebenso der Ort des nächsten Konklave.
    Als er diese Informationen verdaut hatte, wandte Jorian dem Brett den Rücken. Im nächsten Augenblick entdeckte er Vanora in einer Gruppe Frauen und zuckte zusammen. Das große knochige Mädchen trug ein langes Kleid aus smaragdgrüner Seide und eine kleine runde Kappe auf dem langen, schimmernden Haar. Sie ähnelte kaum noch dem heruntergekommenen Wesen, das er in Othomae zurückgelassen hatte. Trotz der Unregelmäßigkeit ihrer Züge wirkte sie fast hübsch, auf jeden Fall attraktiv.
    »Guten Morgen, Fräulein Vanora!« sagte er.
    »Ach, Jorian!« rief sie und nahm seinen Arm. »Hast du dem König der Könige wirklich die alte Truhe abgenommen?«
    »Aye, und wir sind mit heiler Haut davongekommen. Wie geht es dir?«
    Sie verzog das Gesicht. »Dieses Scheusal Boso … Aber Goania ist ein Schatz. Ich bleibe nur ihretwegen mit ihm zusammen.« Sie berührte den Stoff ihres Kleides. »Sie hat mir das geschenkt.«
    »Sehr hübsch. Habe ich nicht eben Boso im Ballsaal gesehen?«
    »Aye, er ist hier Aufpasser – Rausschmeißer, derselbe Posten, den er schon im Silbernen Drachen in Othomae hatte. Aber reden wir nicht von mir – die letzten sechs Monate sind bei mir ruhig verlaufen. Was hast du für Abenteuer erlebt? Ich hörte, du bist mehrmals nur um Haaresbreite entkommen.«
    Jorian verzog das Gesicht. »Die meisten Eskapaden hätte ich am liebsten gar nicht erlebt, als sie passierten, so lustig sie sich auch hinterher anhören.«
    »Wahrscheinlich willst du damit sagen, du warst zu Tode geängstigt?«
    »Das ist die lautere Wahrheit. Immerhin bin ich kein Abenteurer, sondern ein einfacher Handwerker, der sich am liebsten … aber ehe ich dich mit einer vierstündigen Schilderung meiner Taten langweile, kannst du mir sicher etwas zu essen besorgen. Wir sind heute früh von Thamo nach Metouro geritten und von dort direkt hierher, ohne auch nur einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher