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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Übernatürliche zu Hilfe nahm. Nein, eher lernt ein Pferd das Geigenspielen, als dass ich mich wieder auf eure geheimnisvollen Künste verlasse.«
    Karadur sah das nicht ein. »Am unwissendsten ist stets der, der alles weiß. Ohne meine geheimnisvollen Künste hättest du längst keinen Kopf mehr für den Verstand, dessen du dich rühmst. Ein ethisch denkender Mann erkennt an, was anzuerkennen ist, und …«
    Aber Goania unterbrach ihn: »Lass den Jungen in Ruhe, lieber Kollege. Er hat seine Entscheidung getroffen, die von seinem Standpunkt aus richtig ist. Wenn er unser Alter erreicht hat und ihm das Blut nicht mehr so heiß durch die Adern fließt, locken ihn unsere Geheimnisse vielleicht mehr. Was ist Euer erster Schritt, o Jorian? Die Gesichtslosen Fünf fordern, dass wir morgen früh Metouro verlassen, damit wir durch einen anderen Zauber nicht noch die ganze Stadt in Gefahr bringen.«
    Jorian grinste. »Ich habe ein Pferd und ein Schwert – beides von annehmbarer Qualität –, aber kein Geld. Das muss ich mir also als erstes besorgen, und dazu brauche ich einen Hut.«
    »Einen Hut?« fragte Karadur »Vielleicht findest du einen oben in Vorkos Zimmer. Aber wie kann ein Hut …«
    »Wart’s ab.« Jorian stand auf und ging zur Treppe.
    »Jorian!« rief Vanora und eilte ihm nach. »Verlässt du uns?«
    »Bald.«
    »Nun … äh … ich bin eine kräftige und nützliche Reisebegleiterin, wie du weißt …«
    Jorian schüttelte den Kopf. »Ich danke dir, Vanora, aber ich habe andere Pläne. Unsere Bekanntschaft war sehr interessant. Na, na, nicht weinen, Mädchen, davon kriegt man nur eine rote Nase. Ich muss morgen fort …«
    Er lief die Stufen hinauf und kehrte bald mit Vorkos Hut zurück.
    »Wie seid Ihr in sein Zimmer gekommen?« fragte Goania.
    Jorian lächelte. »Wisst Ihr nicht, dass ich nur eine Handbewegung zu machen brauche, damit sich alle Schlösser vor mir öffnen?«
    Goania blickte zu dem Tisch hinüber, an dem Vanora mit tränenüberströmtem Gesicht saß. »Sie hat gefragt, ob sie wieder Euer Liebchen werden darf, und Ihr habt sie abgewiesen?«
    »Richtig. Dreimal bin ich wegen dieser jungen Frau fast umgebracht worden, und das ist zweimal zuviel. Ich bin kein Held – nur ein einfacher Handwerker, und … schon gut, Vater Karadur, das andere behalte ich für mich.«
    Karadurs harter Blick milderte sich, und der alte Zauberer sagte: »Aber der Hut, wie …?«
    »Kommt nachher mal auf den Marktplatz, dann seht ihr, was ich mache. Hat nicht der Philosoph Archaemo gesagt, dass der fähige Mann auch seine Fehler und Schwächen zu seinem Vorteil ausnutzt? Lebt wohl!«
     
    Eine halbe Stunde später schlenderten Karadur, Goania, Boso und Vanora über den Marktplatz. Der Regen hatte aufgehört, obwohl sich das Licht der Lampen noch in mancher Pfütze spiegelte. Eine Menschenmenge drängte sich um den Drexisbrunnen. Als die vier näher kamen, sahen sie, dass das Volk Jorian umringte, der auf dem Brunnenrand saß.
    »… und so endet die Geschichte von König Fusinian dem Fuchs und der verzauberten Schaufel. Und die Moral ist, dass Dummheit größeren Schaden anrichtet als Bösartigkeit.«
    Jorian fächelte sich mit Vorkos Hut Luft zu, denn die Nacht war warm. »Möchtet ihr mehr hören? Zum Beispiel die Geschichte von dem ehemaligen König Forimar und der wächsernen Frau? Ja? Dann wollen wir doch mal sehen, ob ihr die Wortmühle nicht etwas in Gang bringt …«
    Er ließ den Hut herumwandern, und Münzen klimperten hinein. »Noch ein bisschen mehr Anregung, gute Herrschaften; Geld ist Schmiere, die das Uhrwerk des Geschichtenerzählers in Gang hält. Ah, so ist es besser.
    Nun, also, wie berichtet wird, wollte, nachdem König Forimar der Ästhet zu Gunsten seines Bruders Fusonio abgedankt hatte, ein Mann ein Wachsfigurenkabinett in Kortoli einrichten. Dieser Mann, er hieß Zevager, bat den früheren König, eine Skulptur von Seiner Hoheit machen und ausstellen zu dürfen, und da …«
     
     
     
    ENDE
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