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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
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wandte sie sich nach rechts. Das Gebüsch wurde dichter, aber es blieb licht genug, um gute zwanzig Meter weit sehen zu können.
    Hatte Kaldenbach auf diesem Weg Anne und Albi hierhergebracht? Wie hatte er das angestellt? Er konnte Anne vielleicht tragen, aber Albi war zu schwer.
    Fran konzentrierte sich auf den Weg vor ihr. Jedes Detail konnte entscheidend sein. Spuren waren verwischt worden, aber hier und da war ein Stück Reifenabdruck übrig geblieben. Etwa in der Mitte des Pfades und recht breit. Ein Schubkarren. Ja, damit war es ohne Probleme möglich, hundert Kilo zu transportieren. Der Wald wurde lichter, eine alte Buche kam in Sicht, rechts neben ihr begann wieder dichtes Gebüsch.
    »Geh zu dem Gebüsch.«
    Fran zuckte zusammen. Er konnte sie immer noch sehen? Oder schon wieder?
    »Du musst dich durchzwängen.«
    Sie zögerte einen Moment. Wo, verdammt, hatte er die Kameras installiert? Sie suchte kurz die Buche ab, konnte aber nichts entdecken.
    »Worauf wartest du? Wir haben nicht ewig Zeit.«
    Er hatte es eilig, er hatte einen Zeitplan. Gut. Wieder ein Punkt, der Stress erzeugen konnte. Sie drückte vorsichtig die Blätter und Zweige auseinander, ließ sich dabei Zeit.
    Kaldenbach reagierte sofort. »Du sollst nicht so rumtrödeln, oder muss ich Anne und Albi bestrafen?«
    »So, wie du bestraft worden bist? Ich kenne deine Narben.« Sie verlieh ihrer Stimme so viel Wärme, wie es ihr möglich war.
    Kaldenbach atmete heftig. Albis Schrei ließ Fran fast das Trommelfell platzen. Sie riss sich das Handy vom Ohr.
    Kaldenbach schimpfte. Sie konnte ihn deutlich hören.
    »Was erlaubst du dir? Das alles geht dich einen Scheißdreck an. Noch einmal so eine Scheiße, und ich schneide deinem Bespringer die Eier ab, ist das klar? Und zwar mit einer Rippenschere. Die kennst du doch? Damit knacken die Totenärzte den Brustkorb!«
    Fran schloss die Augen und hob das Handy zum Mund, nahm all ihre Kraft zusammen. »Entschuldige, kommt nicht wieder vor.«
    Kaldenbach war in einem kritischen Stadium. Nur mit allergrößter Mühe konnte er den Vulkan beherrschen, der in seiner Seele brodelte und kurz vor dem Ausbruch stand. Wenn es zum Ausbruch käme, würde er alles zerstören, was in seiner Reichweite war, egal, ob er dabei draufging oder nicht.
    Fran wühlte sich durch das Dickicht, Dornen stachen in ihre Haut, Äste rissen an ihren Kleidern, sie fühlte sich schon jetzt schuldig. Kaldenbach hatte Albi furchtbare Schmerzen zugefügt, weil sie Psycho-Spielchen gespielt hatte. Aber es hatte Kaldenbach abgelenkt.
    »Halt.«
    Fran blieb wie angewurzelt stehen.
    »Genau vor dir.«
    Fran sah nur einen Busch mit roten kleinen Früchten und grünen dicken Blättern. Sie schaute genauer hin. Fasste die Blätter an. Das konnte nicht wahr sein.
    »Nicht schlecht, was?«
    »Genial«, entfuhr es Fran, und sie meinte es ernst.
    Der Busch war falsch, aber so gut imitiert, dass es niemandem auffallen würde, solange er nicht mit der Nase draufgestoßen wurde.
    Der Busch neigte sich zur Seite, dahinter kam eine kleine Erhöhung zum Vorschein, die bewachsen war mit Gras und Moos und sich bewegte.
    »Es war mal eine Falltür. Ich habe sie umgebaut.« Der Bunker existiert auf keiner Karte, weil er exklusiv für einen kleinen Zirkel reicher Leute gebaut wurde. Ein paar Nazis haben hier das Kriegsende ausgesessen und sind dann mit ein paar Kilo Gold und einem Säckchen Diamanten nach Südamerika ausgewandert.«
    Der Einstieg in die Unterwelt. Fran fror. Noch konnte sie einfach wegrennen, die Kollegen rufen. Das war nur eine Illusion, Wunschdenken. Ihr wurde übel. Es gab kein Zurück mehr.
    Sie setzte einen Fuß vor den anderen, hangelte sich die steile Betontreppe hinab, in den vergessenen Bunker, der schon einmal Anhänger eines leibhaftigen Teufels beherbergt hatte. Heute lauerte hier der Tod. Nein, es war etwas Schlimmeres als der Tod. Es war die Qual, die Erniedrigung, die Entmenschung, für die Kaldenbach stand. Er war Opfer, hatte ebenfalls unsagbar gelitten, aber er hatte sich entschieden, Täter zu werden.
    Die Treppe führte in einen gut beleuchteten Flur. Fran hörte ein Summen, das mussten Lüftungsaggregate sein, sie waren etwa vier Meter unter der Erde, eigentlich nicht viel, und doch hätte sie genauso gut auf einer Raumstation sein können, das Ergebnis war dasselbe: Niemand konnte sie sehen, hören, erreichen.
    Zu beiden Seiten gingen Räume ab.
    »Halt!«, bellte Kaldenbach.
    Fran erstarrte. Er stand plötzlich vor ihr,
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