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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
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Bewusstsein. Sie tastete nach dem Handy, es lag nicht auf dem Nachttisch. Stöhnend richtete sie sich auf und stellte fest, dass das Licht noch brannte. Schlaftrunken schüttelte sie den Kopf, damit ihr Blick klar wurde. Das Handy lag auf dem Boden, es musste ihr aus der Hand gefallen sein, als sie vor Erschöpfung eingeschlafen war. Sie hatte versucht, Mutter zu erreichen, aber niemand war drangegangen. Bei Anne war die Mailbox gelaufen.
    Sie griff zu, hielt sich das Handy ans Ohr, es musste Albi sein, er hatte sich noch nicht gemeldet, er war überfällig, hoffentlich hatte er gute Neuigkeiten.
    »Hallo Franziska.«
    Sie kannte die Stimme nicht.
    »Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du hörst mir zu und machst gar nichts, oder du schlägst Alarm und lässt den Anruf zurückverfolgen, was nichts bringen würde, weil ich über das Internet telefoniere. Machst du jetzt nichts, gebe ich dir die Möglichkeit, mit mir über Menschenleben zu verhandeln.«
    Der Anrufer schwieg.
    Panik ergriff Fran. Sie atmete kontrolliert ein und aus, pumpte Sauerstoff in ihr Hirn, so, wie sie es vor einem gefährlichen Sprung tat. Sie musste klar denken können.
    »Ich habe einiges anzubieten«, sagte die fremde Stimme, die weich und warm klang. »Ich könnte so eine nette Bombe wie die in meinem Haus auch woanders hochgehen lassen.«
    Mit einer Hand massierte Fran sich den Hals, der so eng geworden war, dass sie keine Luft mehr bekam. Panikattacke, verdammt. Atmen! Atmen! Langsam entspannten sich die Muskeln, Luft strömte wieder in ihre Lunge.
    »Bist du noch dran, Fran? Ich habe noch mehr zu bieten. Deine Schwester zum Beispiel. Weißt du, wo sie ist?
    Fran konnte nicht sprechen.
    »Oder Herrn Neusen, den magst du doch auch. Ich will dich nicht auf die Folter spannen. Beide sind meine Gäste.«
    »Wer sind Sie?« Frans Kopf drohte zu platzen.
    Leises Lachen. »Franziska, bitte.«
    »Joseph Kaldenbach.«
    »Höchstpersönlich. Also, für was entscheidest du dich?«
    »Ich will mit beiden sprechen.«
    Grundregel eins: sich davon überzeugen, dass die Geiseln leben.
    »Aber gerne.«
    Einen Moment war die Leitung stumm, dann hörte Fran heftiges Atmen.
    »Fran, bitte, komm her, rette mich, bitte   …« Annes Stimme verlor sich in verzweifeltem Schluchzen.
    Fran schossen die Tränen in die Augen, sie konnte es nicht verhindern.
    »Das war Nummer eins, und jetzt kommt Nummer zwei.« Kaldenbach war bester Laune, das war nicht zu überhören.
    »Fran!«
    Albis Stimme, keine Frage. Beherrscht, aber die Furcht in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Er meint es ernst. Komm nicht her. Er wird uns alle töten.«
    »Seid ihr verletzt?«
    »Nein. Fran, um Gottes willen, komm nicht, er bringt uns alle um! Er sammelt Schmerz   …«
    Weiter kam Albi nicht. Fran hörte ein klatschendes Geräusch und Albis Stöhnen.
    »Du kleiner Stinker«, schrie Kaldenbach.
    Im Hintergrund hörte Fran Albi ächzen und Anne weinen. Ihre Eingeweide brannten wie Feuer. Sie konnte nicht denken. Diese Situation war nicht zu lösen. Sie konnte nur entscheiden zwischen zwei Toten und drei Toten. Kaldenbach hatte sie in die Hölle gestoßen. Fran hörte ihn schwer atmen, aber seine Stimme war wieder scheißfreundlich.
    »Dieser Albert Neusen ist wirklich tapfer. Aber trotzdem war es ein Kinderspiel, ihn abzufangen. Er ist zu hilfsbereit oder, besser gesagt, zu ehrgeizig. Er ist tatsächlich mit mir alleine zu meinem Auto gegangen, weil ich ihm sagte, da sei etwas Ungewöhnliches, ein Mann drücke sich da herum. Wie eine reife Pflaume ist er in meinen Kofferraum geplumpst. Er hat nicht einmal seine Kollegen gerufen.« Er räusperte sich. »Und jetzt zum Geschäft. Du kommst hierher, wir unterhalten uns ein bisschen, du wirst Zeugin meines Werkes, das ich extra für dich vollenden werde. Dann nimmst du deine Lieben mit dir, und alle sind glücklich. Ich bin zwar ein Killer, aber ein ehrlicher Killer. Bevor du nach mir suchen kannst, bin ich längst weit, weit weg. Es gelten die üblichen Regeln: Wenn du nicht alleine kommst, gibt es Ärger. Ach ja, Peilsender und so ein Kram, vergiss es, du weißt, dass ich Ingenieur bin. Du hast ja gesehen, was ich kann.«
    Fran zweifelte keine Sekunde an Kaldenbachs Können und seiner Bereitschaft, die ganze Stadt zu zerstören und sich selbst dazu. Nur um ihr zu zeigen, wozu er fähig war, hatte er sein Haus gesprengt. Vielleicht sagte er wirklich die Wahrheit und würde sie laufen lassen. Er musste sie nicht verletzen, das
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