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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
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befreien.
    Die Luft roch nach Sommer, die Sonne hob sich bereits über den Horizont, es war gerade sechs Uhr. Sie lief zum Aachener Platz, gab ständig ihre Position durch, Kaldenbach schwieg. Der Wagen stand bereit, der Schlüssel lag an der richtigen Stelle, Fran schloss auf, setzte sich, schlug die Tür zu.
    »Sehr gut«, sagte Kaldenbach. »Jetzt steckst du dein Handy in die Freisprechanlage, wir wollen doch nicht, dass dich eine übereifrige Streife anhält.«
    Das Handy glitt ohne Probleme in die Halterung, sie setzte sich das Headset auf, das auf dem Beifahrersitz bereitlag.
    »Noch eine Kleinigkeit, Fran. Ich weiß, wie du dich fühlst. Du hasst mich, du denkst ständig daran, wie du mich unschädlich machen kannst. Das kann ich gut verstehen. Wäre ich nicht ich, ich würde mich sicherlich auch hassen. Aber duweißt ja, dass ich kein Mitgefühl habe. Nur meinen Verstand. Und deshalb habe ich in dem Auto Kameras installiert. Ich würde also sehen, wenn du zum Beispiel mit der Lichthupe irgendwem Morsezeichen geben würdest. Ich kontrolliere dich zu hundert Prozent. Wenn du das einsiehst, dann wird unser Geschäft reibungslos vonstattengehen. Na, was sagst du?«
    Fran konnte nichts sagen. Ihre Hände schwitzten dermaßen, dass sie befürchtete, das Lenkrad nicht festhalten zu können.
    »Okay, okay«, sagte Kaldenbach wie ein netter Papi, »du schwitzt ja wie ein Pferd. Du brauchst einen Moment Ruhe. Ich bin ja kein Unhold. Du hast sechzig Sekunden. Dann fährst du los, oder Albi ist tot, unser Geschäft geplatzt, und deine Schwester wird den Tag verfluchen, an dem sie geboren wurde. Albi hat dir ja mein kleines Geheimnis verraten. Sechzig Sekunden. Und ich beherrsche mein Handwerk, darauf kannst du dich verlassen. Sechzig Sekunden. Ab jetzt.«
    Fran vertrieb alle ängstlichen Stimmen, schlug sie nieder, verbannte sie, sperrte sie ins Verlies. Das Schwitzen ließ nach, nur dieses innere Vibrieren brachte sie nicht unter Kontrolle. Aber es genügte, um losfahren zu können.
    »Zweiundvierzig Sekunden. Alle Achtung, Fran, das ist eine ungeheure mentale Leistung. Weiter so. Du kannst es schaffen.«
    Fran schluckte. Was hatte er mit ihr vor? Was wollte er wirklich von ihr?
    »Warum ich?«, fragte sie.
    »Weil ich dich liebe«, sagte Kaldenbach ernsthaft. »Wenn ich könnte, würde ich dich heiraten, aber ich glaube, wir sind zu verschieden.«
    »Was?«
    »Was ist daran so ungewöhnlich? Du bist eine tolle Frau.Siehst gut aus, bist intelligent, ehrgeizig, fit, gebildet. Du bist eine liebenswerte Frau. Im wahrsten Sinne des Wortes. Schade, dass du immer an die Falschen gerätst. Wäre Albi nicht mitgegangen, hätte ich ihm nichts tun können. Dann hätte ich vielleicht deine Mutter geholt. Oder deinen Vater. Obwohl, nein, den magst du ja gar nicht. Ihr streitet euch ja dauernd.«
    »Sie können nicht lieben«, sagte Fran tonlos.
    »Was weißt du schon von mir, he?«, erwiderte Kaldenbach plötzlich zornig. »Wo bist du?«, raunzte er.
    »Kurz vor Neviges.«
    »Ich weiß.« Kaldenbach hatte sich wieder beruhigt.
    Er wusste, wo sie war, also hatte er das Auto mit einem Peilsender verwanzt.
    Zumindest war es ihr gelungen, seine Schwachstelle auszumachen. Sie konnte ihn wütend machen, und wenn er wütend war, machte er Fehler, wie jeder Mensch. Mitleid fehlte ihm, keine Frage. Ihm machte es nichts aus, andere zu quälen, aber er selbst steckte voll von Gefühlen, die er zu leugnen versuchte, die ihn von innen her auffraßen. Seine Seele war verstümmelt worden mit Peitschen. Fran spürte, wie sich ihr Puls ein wenig beruhigte, wie sie das warme Gefühl der Hoffnung auf Rettung durchströmte. Er hatte eine Achillesferse!
    »Die Nächste links.« Kaldenbach hatte sich wieder voll unter Kontrolle. »Links kommt ein Parkplatz, du fährst aber den Feldweg ein Stück weiter bis an die Schranke.«
    Fran kannte die Gegend. Sie war nicht weit entfernt vom Hardenberger Schloss. In dem Waldstück, in das sie jetzt hineinfuhr, gab es nichts außer Bäumen. Kein Forsthaus, keine Hütte, nichts. Sie hatten alle Katasterpläne durchgesehen.
    »Du fragst dich, wo ich stecke, nicht wahr?« Kaldenbachs Stimme schmerzte in Frans Ohren.
    »Das tue ich. Und ich werde es bald erfahren.«
    Eine Bake versperrte ihr den Weg, sie hielt an, legte das Headset weg und nahm das Handy in die Hand.
    »Sehr gut. Aussteigen, absperren. Du gehst den Weg weiter, bis zur rechten Hand ein Trampelpfad abzweigt.«
    Fran ging los, nach etwa dreihundert Metern
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