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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
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125 Dezibel schafft? Und das immer wieder. Sie ist ein Wunder und die Krönung meines Werkes. Sicher hast du die Uhren gesehen. Wenn der ›Highway to Heaven‹ auf null steht, beginnt die Vorstellung des Deus Sonor. Kleine Kostprobe gefällig?«
    Auf dem Bildschirm öffneten sich mehrere Fenster. Jedes Fenster zeigte den Foltertisch, jeweils mit einem anderen Opfer darauf. Und dann brach das Inferno los. Ein kleiner Mann mit unglaublich tiefer Stimme schrie, es war Friedel Frenzen, dann eine Frau, die Fran nicht kannte, dann ein junges Mädchen, Helena Meier, mein Gott, er schnitt ihr den Finger mit der Rippenschere ab.
    Kaldenbach kam in den Folterkeller, stellte sich vor den Bildschirm und begann zu dirigieren. Und tatsächlich, es war keine reine Kakofonie, nein, Kaldenbach hatte die Schreie komponiert, ein Rhythmus schälte sich heraus, ein Leitthema, und sie erkannte, dass alles auf einen Höhepunkt zulief.
    Plötzlich absolute Stille. Die Aufnahme war zu Ende. Siefühlte sich wie geprügelt, jeder Knochen tat ihr weh, ihre Muskeln waren hart und verspannt. Nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie sich einnässte.
    Kaldenbach drehte sich um, verbeugte sich kurz, er strahlte vor Glückseligkeit. »Es gibt keine auch nur annähernd vergleichbare Sammlung auf dieser Welt. Endlich habe ich es geschafft. Und Anne ist mein Star.«
    »Du bist ein Genie«, sagte Fran gefasst.
    »Darauf kannst du wetten.«
    »Ein verletztes Genie. Außerhalb der Gemeinschaft. Verstoßen.« Fran musste Zeit gewinnen.
    »Ja, ja, ist ja gut. Was willst du von mir?«
    »Ich finde es nicht schön, wenn du meine Schwester folterst. Das schmälert meine Bewunderung.«
    Kaldenbach schwieg, und Fran glaubte schon, wieder ins falsche Horn gestoßen zu haben.
    »Bewunderung?«
    Er war zutiefst misstrauisch, natürlich, aber sie hatte sein Ego angestoßen. Er wollte sie tatsächlich. Dass er sie liebte, das war kein schlechter Scherz gewesen. Ein Teil in ihm verzehrte sich nach ihr. Aber er war nur in der Lage, seine Zuneigung zu zeigen, indem er alles vernichtete, was Fran lieb war, und zuletzt würde er sie zerstören wie ein Spielzeug, das ihm langweilig geworden war.
    »Aber ich foltere sie doch nicht. Ich arbeite mit ihr. Und ich brauche sie für das Finale. Es wird live übertragen. Im Internet.« Er schaute auf »Highway to Heaven«. »Die Übertragung startet noch heute. Und danach darfst du dir dein Geschenk aussuchen und gehen.«
    Fran lachte. »Du lässt mich nicht gehen. Du kannst mich nicht gehen lassen. Ich werde so enden wie deine Frau und deine Töchter.«
    Kaldenbach hob die Augenbrauen. »Ihr habt sie gefunden. Eiskalt, nicht wahr? Alle drei gefühllos, sie hatten kein Verständnis für mich. Ich habe mich wirklich bemüht, fast vierzehn Jahre lang!«
    Ein Piepsen erfüllte den Raum. Kaldenbach blickte zu den Uhren. »Ich muss den Code eingeben.« Er lächelte. »Kleine Sicherheitsmaßnahme. Sonst fliegt hier alles in die Luft. ›Highway to hell!‹«
    Er kicherte wie ein kleines Kind, verschwand in dem Raum mit der Glasscheibe. Fran vermutete dort die Aufnahmegeräte und die Steuerung der gesamten Bunkeranlage. Der Countdown sprang auf neun Minuten, Kaldenbach tauchte wieder auf.
    »Selbst wenn deine Leute dir gefolgt sein sollten, selbst wenn sie die Sprengfalle am Eingang entschärfen, es wird nichts nützen. Der Flur ist mit Bewegungsmeldern gespickt. Wenn jetzt jemand von oben in den Flur kommt, schließen sich alle Türen. Und wenn sie Gas reinpumpen, dann knallt es nach spätestens acht Minuten. Die besten Spezialisten könnten sogar den Code knacken. Aber das dauert mindestens zwölf Minuten.« Er drückte die Brust heraus. »Ja, ich bin genial.«
    »Das gefällt mir, ehrlich.«
    Kaldenbach trat einen Schritt näher. »Du machst mich geil, weißt du das? Ich dachte schon, es geht gar nicht mehr. Deine Schwester ist eine schöne Frau, aber sie lässt mich kalt. Ich wollte sie bumsen, aber ich konnte nicht.«
    Er wechselte in seiner Wortwahl. Sobald seine Gefühle sprachen, wurde seine Sprache derb und ordinär, entzog sich seinem überragenden Intellekt.
    »Hast du mit dem da«, er zeigte auf Albi, »hast du mit dem Schwächling gefickt?«
    Fran blickte ihm in die Augen.
    »Nein.«
    Kaldenbach zögerte. »Gut. Dein Glück. Nur, weil wir nicht verheiratet sind, musst du nicht glauben, dass du alles machen kannst, was du willst.«
    Jetzt begann er, vollkommen auseinanderzufallen. Realität, Fantasie und
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