Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Conrath
Vom Netzwerk:
schlecht. Genauso schlecht wie mein Bruder und mein Vater. Ich muss sterben, um wieder rein zu werden.«
    Er wandte sich seinem Opfer zu, zerfetzte ihm mit den Zähnen die Wange. Kaldenbachs Schreie schraubten sich in unglaubliche Höhen, Blut spritzte aus seinem Mund, das Schreien ging in ein Gurgeln über.
    Hektisch löste Fran die Gurte, die Anne festhielten, und aus den Augenwinkeln sah Fran, wie Albi an seinen Fesseln riss. Kaum hatte Anne einen Arm frei, riss sie sich die Kanüle aus dem Arm, Blut sprudelte hervor, sie sog Luft wie eine Ertrinkende. Alle Gurte waren gelöst, drei Minuten dreißig.
    »Haut endlich ab!«, brüllte Rüttgen. »Rechts raus, da habe ich eine Backsteinwand eingerissen, die zum nächsten Bunker führt. Von dort kommt ihr ins Freie.«
    Kaldenbach versuchte, sich zu befreien, aber Rüttgen verpasste ihm eine weitere Kopfnuss, benommen schüttelte Kaldenbach wie in Zeitlupe den Kopf.
    Anne rutschte vom Tisch, Fran wollte sie stützen, aber sie lief von selber los, nach ein paar Schritten strauchelte sie, Fran half ihr auf, sie machte unbeholfene Schritte zur Tür hin. Fran zögerte. Albi! Die Augen traten ihm aus dem Kopf, so heftig zerrte er an dem Band, das ihn gnadenlos festhielt. Fran kniete sich hin und riss an den Fesseln, aber sie wusste, die Zeitreichte nicht. Zumindest ihre kleine Schwester war in Sicherheit. Albi schaute sie an, unendliche Traurigkeit lag in seinen Augen, sie küsste ihn, Tränen mischten sich mit seinem Blut, mit den Fingernägeln versuchte sie, das Band zu durchtrennen. Eine Schicht und noch eine. Aber es waren noch mehr als zwanzig. Ein Nagel riss ein, Blut quoll hervor, sie spürte keinen Schmerz.
    »Ich kann es schaffen«, murmelte sie.
    »Geh!«, sagte Albi. »Nein, bleib.« Er weinte leise.
    Annes Schreien drang in ihr Bewusstsein.
    »Fran! Hilf mir! Ich kann nicht weiter!«
    Verdammt! Die Zeit reichte nicht, um das Band zu lösen und ihrer Schwester zu helfen. Aber die Zeit hätte so oder so nicht gereicht. Sie hatte keine Wahl.
    Fran küsste Albi und rannte los. Nach rechts, ja, da war das Loch in der Wand, Anne schrie erneut, Fran beschleunigte. Da kauerte sie, schluchzte, heulte, die Füße blutig, sie war in Scherben getreten oder Metallsplitter, es war egal, Fran lud sie sich auf die Schultern wie einen Sack Zement, schleppte sich weiter, da, der Aufgang. Ihr wurde schwindelig. Geh! Du musst gehen, nur dieses eine Mal, du musst deine kleine Schwester beschützen, du musst, du musst, du kannst   …
    Sie taumelte die Treppe hoch, Tageslicht, Fran saugte es ein, ihre Knie gaben nach, sie stolperte noch ein paar Meter vorwärts, sie mussten weiter, aber Frans Beine gaben nach, sie fiel, warf sich zur Seite, Anne robbte vorwärts, Fran übergab sich vor Anstrengung, wenn sie richtig gezählt hatte, waren die drei Minuten um, sie warf sich über Anne, ein Schlag traf sie ihm Rücken, Hitze versengte ihr die Haut, alle Geräusche erstarben, dann verlor sie das Bewusstsein.

15. Sonntag
    Fran wachte auf, war sofort hellwach, ihr Körper fühlte sich unglaublich schwer an, so als herrsche eine erhöhte Schwerkraft. Überall loderten Schmerzen auf und verschwanden wieder. Am Rücken, im Gesicht, die rechte Hand spürte sie fast nicht. Sie hörte eine Stimme: »Sie ist wach.« Fran kannte die Stimme nicht. Sie öffnete die Augen. Ein Mann in weißem Kittel stand vor ihr und lächelte sie an.
    »Ich bin Arzt, mein Name ist Jamal Koumari. Sie sind in Sicherheit.«
    Sicherheit? Warum in Sicherheit. Was war passiert?
    »Erinnern Sie sich, Frau Miller?«
    Fran dachte nach, suchte Bilder. Was für ein Tag war heute? Sie wusste nur, dass sie gestern nach Hause gegangen war   …Kaldenbach! Hatten sie ihn zur Strecke gebracht?
    »Gestern Abend   … nach Hause gegangen   … Leibwächter   … hier aufgewacht«, stotterte sie.
    »Sie wissen also, wo Sie wohnen?«
    »Natürlich   …« Fran bekam Angst. »Schlaganfall?«
    »Nein, nein. Sie haben nur ein paar Erinnerungslücken. Das ist normal. Das geht vorbei.«
    Fran versuchte, sich aufzurichten, aber sie hatte keine Kraft. Sie starrte an die Decke, konzentrierte sich, durchwühlte ihr Gedächtnis, stieß Türen auf. Bilder blitzten auf.
    Es klopfte an der Tür. Jamal Koumari öffnete sie. Anne flog herein, warf sich über Fran und begann hemmungslos zu weinen.
    Mit der linken Hand tätschelte Fran ihr den Kopf. »Anne, was ist passiert?«
    Anne beruhigte sich. »Du weißt nichts mehr? Gar nichts mehr?«
    Fran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher