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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
Autoren: Nuala O'Faolain
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Einleitung
    Nuala O’Faolain, 14. Januar 2008
     
    Ich wohne in einem Cottage im Westen Irlands, gar nicht weit vom Atlantik entfernt. Aber seit einigen Jahren – genauer gesagt, seit mein erstes Buch Are You Somebody (Nur nicht unsichtbar werden) so ein großer Erfolg in den USA war – teile ich mir meine Zeit zwischen Irland und einem Zimmer in Manhattan auf. Ich wollte die Immigranten-Energie dieser fantastischen Stadt anzapfen. Und ich wollte der Verzweiflung und Lethargie entkommen, die immer noch an den ländlichen Gebieten Irlands haftet.
     
    Seither ist für mich das bestimmende Thema im Leben die Geschichte des Älterwerdens. Und das Älterwerden ist, meiner Beobachtung nach, auf den beiden Seiten des Ozeans eine völlig unterschiedliche kulturelle Erfahrung. Zum Beispiel: Wenn eine Frau, die aus einem traditionellen Land wie Irland stammt, nach New York fliegt, fallen die Jahre von ihr ab, sobald das Flugzeug auf der Rollbahn aufsetzt. Ich nenne das den JFK-Effekt – innerhalb von Sekunden werden aus sechzig Jahren fünfzig Jahre. Noch ein wichtiger Aspekt – die amerikanischen Frauen halten nicht viel von der Selbstverleugnung der europäischen Großmütter, sie bekämpfen das Älterwerden mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, und sie denken lieber
nicht allzu viel über den Tod nach. Mir fällt auf, dass amerikanische Frauen bis ganz zum Schluss von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt sind – etwas, was ich bewundere und was mir gleichzeitig nicht ganz geheuer ist. In Irland hingegen hat eine kinderlose, alternde Frau keine Funktion mehr in der »Stammeskultur« und muss sich selbst Rechtfertigungen für ihre eigene Wichtigkeit ausdenken.
    Dunkle Tage, helles Leben ist aus diesen beiden Gedankensträngen entstanden. Was tut die Neue Welt mit einer Frau und für eine Frau, die von der Alten Welt geprägt ist? Und wie kann eine moderne Frau – die viel gereist ist, spannende Jobs und wechselnde Liebhaber hatte, die für nichts und niemanden verantwortlich war außer für sich selbst -, wie kann diese Frau den Herausforderungen begegnen, mit denen sie gegen Ende der mittleren Jahre konfrontiert ist, wenn die Faktoren, die bisher in ihrem Leben so zentral waren, nach und nach in den Hintergrund treten? Wie entdeckt ein Mensch neue Freuden, wenn die alten ihren Reiz verlieren?
     
    Während die Geschichte von Min und ihrer Nichte Rosie sich immer weiter entwickelte, habe ich oft gestaunt, wie viel Spaß ich an dieser Entwicklung hatte. Ich glaube, das lag daran, dass Min – die Ältere der beiden – mit so viel Schwung und Vitalität ihre Chance ergreift, aus dem gewohnten Umfeld in Dublin auszubrechen, das ihr nichts Neues mehr zu bieten hat. Die Abenteuer, die sie in diesem Buch erlebt, haben mich ebenso entzückt wie Min selbst.
     
    Mein Kopf gehört ihr. Aber mein Herz gehört ihrer Nichte, meiner lieben Rosie. Sie ist eine Frau, deren Bedürfnisse zu leidenschaftlich und zu komplex sind, als dass sie in Amerika befriedigt werden könnten. Also kehrt Rosie nach Irland und in die Vergangenheit zurück. Das Leben hat ihr viele Wunden zugefügt,
und sie verkriecht sich in dem primitiven Haus ihres Großvaters, das neben dem Steinbruch steht, in dem er vor langer Zeit gearbeitet hat. Auf einer entlegenen, wunderschönen Halbinsel. Rosie erfährt, wie qualvoll und schwer das Leben dort war, vor allem für die Frauen. Und sie findet die harte Wahrheit über ihre eigenen Eltern heraus. Gleichzeitig begegnen ihr aber auch zahlreiche Formen von Liebe und Zuneigung: Freundschaft; ein kleiner, treuer Hund; die Schönheit der Natur; das bewusste Bemühen, Fehler wiedergutzumachen – lauter Dinge, die sie in ihrer Jugend nie besonders wichtig fand. Doch genau sie sind die Kraftquellen, aus denen Rosie Zuversicht schöpft, als sie an der Schwelle zur nächsten Etappe ihres Lebens innehält.
     
    Tausende Meilen entfernt von ihr, in den Vereinigten Staaten, ist Min dabei, ebenfalls neue Facetten der Lebensfreude zu entdecken. Sie erlebt, wie befriedigend es ist, wenn man für seine Arbeit bezahlt wird, und welche Freiheit es bedeuten kann, zu einer wechselhaften, vielfältigen, vorurteilsfreien, unterprivilegierten sozialen Welt zu gehören. Nichte und Tante, die sehr schweigsam waren, als sie zusammen unter einem Dach lebten, lernen endlich, miteinander zu reden, nachdem sie die ihrem Alter angemessen erscheinenden Rollen abgelegt haben. Nun sind sie nur noch durch den Ozean getrennt und
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