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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt
Autoren: Shana Norris
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nichts als Cheeseburger und Pizza in sich hineinstopfen.
    Dad wischte sich mit einer Serviette einen Klecks Chili vom Kinn. »Ich geh jetzt ins Bett. Ich hab morgen nach der Arbeit ein Date mit Trisha, bin also erst spät zu Hause.«
    Bei der Erwähnung von Trisha verdrehte ich die Augen. Ian und ich hatten Dads neuste Freundin noch nicht kennengelernt, obwohl mir klar war, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, ehe sie mit uns am Esstisch sitzen würde. Dad hielt sich immer eisern an die Zweimonatsregel: Wenn eine Beziehung schon mehr als zwei Monate andauerte, dann brachte er die Betreffende mit nach Hause, damit wir sie kennenlernen konnten. Ich fand diese Regelung ziemlich genial. So war ich davor verschont geblieben, mich mit ein paar namenlosen Damen zu befassen, die es nicht über ein zweites Date hinaus geschafft hatten. Aber um ehrlich zu sein, hätte mich eine Zwei jahres regelung gleich noch viel glücklicher gemacht.
    Dad war mit Trisha jetzt schon zwei Monate und eine Woche zusammen.
    »Im Gefrierfach ist noch eine Lasagne«, fuhr er fort. »Und sorg bitte dafür, dass Ian an seinem Geschichtsaufsatz arbeitet.«
    »Ich brauche keinen Babysitter«, grummelte Ian.
    »Ja, Dad«, sagte ich. Manchmal kam es mir so vor, als würde Dad Ian und mich immer noch für kleine Kinder halten, die nicht fähig waren, auf sich selbst aufzupassen. So als hätten wir uns nicht eh schon fast seit vier Jahren um uns selbst gekümmert.
    Dad beugte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn. »Okay, ich hör schon an deinem Ton, dass du keine Anweisungen fürs Babysitten von deinem alten Dad brauchst. Gute Nacht.«
    Als Dad gegangen war, schnappte ich mir einen Putzlappen und wischte den Tisch und den Küchentresen ab. Während ich damit beschäftigt war, sagte ich mir im Stillen die einzelnen Knochen der Hand auf. Phalanx distalis, Phalanx proximalis, Ossa metacarpi, Ossa carpi . Der Rhythmus der Wörter klang nett und beruhigend, während ich alles in Ordnung brachte und zusah, dass die Schüsseln sauber gestapelt und die Löffel in der Schublade nicht durcheinander waren. Alles wieder hübsch ordentlich an den richtigen Platz zu räumen, beruhigte mich immer und gab mir das Gefühl, die Kontrolle zu haben.
    Unter einem Haufen Werbepost fand ich einen der unzähligen Ratgeber, die Dad sich ständig kaufte. Mein neues Ich: Wie man Enttäuschungen und Liebeskummer überwindet, um das Glück neu zu finden. Ich stopfte den kompletten Stapel – Werbeprospekte und Buch – gesammelt in den Mülleimer.
    »Versuch morgen bloß keinen Ärger zu machen«, warnte ich Ian, als ich mich zu ihm umdrehte. »Nur weil Dad nicht zu Hause ist, bedeutet das noch lange nicht, dass du dich aufführen kannst. Es geht einfach nicht, dass ich wieder mal von der Arbeit weg muss, bloß weil man dich dabei erwischt, wie du dich heimlich ins Kino schleichst.«
    »Kleine Korrektur«, meinte Ian. »Man hat mich erwischt, wie ich raus geschlichen bin, nicht wie ich rein bin.«
    »Nur weil du überhaupt erst in den falschen Film gegangen bist. Das nächste Mal sag ich das Dad.«
    »Du bist so eine Verräterin, Geschwister sollten zusammenhalten«, murmelte Ian.
    Ich ging auf mein Zimmer, um mich bettfertig zu machen. Als ich auf meinen Schrank zuging, fiel mein Blick auf die Prospekte, die in einer Ecke auf meiner Kommode lagen.
    »Verbringen Sie den Sommer in Costa Rica!«, verkündeten die riesigen orangen Buchstaben vorne auf dem Cover.
    Ich hatte mir die Broschüren bereits so oft angesehen, dass sie schon fast auseinanderfielen. Aber es ging nicht um einen Urlaub, ich wollte drei Wochen in einem Vorort von San José verbringen, um bei einer Hilfsorganisation ein medizinisches Praktikum zu machen. Das war ein reiner Bildungsaufenthalt, der sich auf meinen Bewerbungen fürs College gut machen würde, ein erster Schritt in Richtung meines Ziels, Medizin zu studieren. Es würde eine Erfahrung fürs Leben werden.
    Doch leider kostete das Ganze auch viertausend Dollar.
    Inzwischen hatte ich mehr als zweitausend angespart, nachdem ich nun schon mehr als ein Jahr teilzeit im Diggity Dog House arbeitete und auch das Geburtstagsgeld von meinen Großeltern gespart hatte. Aber ich hatte immer noch einiges vor mir, und da es nur noch zwei Monate waren, bis es losging, war ich nicht allzu zuversichtlich, dass ich diesen Sommer wirklich in Costa Rica verbringen würde.
    Allerdings hatte ich bereits die Kaution bezahlt, mit der man mir meinen Platz reservierte,
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