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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt
Autoren: Shana Norris
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und die wurde nicht zurückgezahlt, selbst wenn ich das übrige Geld nicht rechtzeitig zusammen hatte. Es musste also in diesem Sommer passieren, noch vor meinem Abschlussjahr. Dann würden die Colleges sich meine Bewerbungen ansehen, und mit dieser Erfahrung hatte ich weit größere Chancen, dass ich tatsächlich an einem akzeptiert wurde.
    Die kleine Stimme in meinem Kopf wusste genau, dass ich log. Ich hätte mich genauso gut auch für ein Praktikum hier in der Nähe entscheiden können, aber es hatte ja dieses eine sein müssen, weil es in Costa Rica stattfand. Mein Blick huschte zu der Karte, die an der Wand über meinem Bett hing. Die Welt da draußen war groß, doch nur wenige Orte waren mit gelben Reißnägeln markiert: Belgien, Hongkong, Südafrika, Vancouver und Costa Rica.
    Wenn ich die Augen schloss, dann stellte ich mir manchmal vor, wie sie bei mir auf der Bettkante saß und mir von all den fernen Ländern erzählte, die sie so gerne sehen wollte. Während Hannah Cohens Mom, die ständig nur in Designerklamotten rumlief, davon träumte, am Eifelturm vorbeizuspazieren oder über die Kanäle von Venedig zu gondeln, hatte meine Mom sich danach gesehnt, sich in Dschungeln, Wäldern oder auf Bergen zu verirren. Sie hatte sich vor der ganzen Welt verstecken wollen.
    Doch hatte ich mir nie vorstellen können, dass sie sich auch vor uns verstecken wollte.
    Ich hatte all mein Verhandlungsgeschick aufbringen müssen, um meinen Dad davon zu überzeugen, mich überhaupt nach Costa Rica gehen zu lassen. Er war immer noch nicht so recht begeistert von der Idee, mich Tausende von Meilen weit wegzuschicken, doch schließlich hatte er mir doch seine Erlaubnis gegeben – vorausgesetzt, ich sparte mir das Geld für die Reise selbst zusammen. Denn in unserer Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil – und demnach mit nur einer Person, die Gehalt bekam –, war Geld nicht eben im Überfluss vorhanden. Mr Throckmorton um eine Lohnerhöhung zu bitten, war meine letzte Hoffnung gewesen, um durch meinen Job doch noch an die restliche Kohle zu kommen.
    Ich seufzte, während ich den Blick von den Prospekten losriss und den Schrank aufmachte, um meinen Pyjama aus dem dafür vorgesehenen Regal in der Mitte zu holen. Ich würde es schon noch nach Costa Rica schaffen, ganz gleich, was es mich auch kostete. Und ich würde das ganze Land absuchen, bis ich die Antworten hatte, nach denen ich suchte.

Zwei
    »Jeder Id i ot, der a uch nur das Geringste von Firewalls versteht, könnte sich ins Netzwerk unserer Schule einhacken«, sagte Molly.
    »Und woher willst du das wissen?«, fragte ich. »Hast du dich denn schon eingehackt ins Netzwerk der Schule?«
    Mollys Gesicht wurde so rot wie die gefärbten Strähnen in ihrem ansonsten blonden Haar. »Natürlich nicht. Ich hab mir nur mal die Sicherheitseinstellungen angesehen und dabei bemerkt, wie schlecht sie eigentlich sind.«
    Eine von Mollys liebsten Freizeitbeschäftigungen war das »Testen« von Sicherheitseinstellungen verschiedener Einrichtungen in der Stadt. Zum Glück für die Unternehmen in Willowbrook hackte Molly sich nicht irgendwo ein, um Schaden anzurichten, sondern nur um zu sehen, ob sie es überhaupt schaffen würde. Anschließend bot sie den betroffenen Firmen ihre Dienste an, um die Netzwerksicherheit zu erhöhen – gegen eine großzügige Entschädigung, versteht sich. Molly war wirklich die geborene Geschäftsfrau.
    »Ich habe heute Morgen Miss Lancaster angerufen …«
    » Moment mal«, unterbrach ich sie. »Du hast die Computerlehrerin der Schule angerufen, an einem Sonntagmorgen? «
    »Ja.«
    »Zu Hause?«
    »Wo soll sie denn um acht Uhr früh sonst sein? Jedenfalls habe ich versucht, ihr das Problem mit der Firewall der Schule zu erklären, doch sie hat einfach aufgelegt.«
    Ich täuschte ein überraschtes Keuchen vor. »Nein, im Ernst?«
    Molly drohte mir mit dem Finger. »Mach du dich nur über mich lustig, aber die Sache ist ernst. Ich sollte wirklich meine Spuren hinterlassen im Netzwerk der Schule, das wäre ihnen sicher eine Lehre. Vielleicht sollte ich meine Noten manipulieren.«
    »Ich schätze, damit schadest du dir mehr, als es was nützen würde«, sagte ich. Molly hatte eh einen Einserdurchschnitt. Da konnte sie ihre Noten eigentlich nur schlechter machen.
    »Dann sollten die besser beten, dass kein anderer darauf kommt, wie man sich in die Notendatenbank einhackt.«
    Molly würde sich den ganzen Tag lang auslassen darüber, wie ungerecht Miss
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