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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt
Autoren: Shana Norris
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herumsprang und mit dem Hintern wackeln wollte – vom gellenden Gelächter des Kleinen begleitet –, rief eine Stimme: »Pass auf! Da kommt ein herrenloser Einkaufswagen angefahren!«
    Wenn man in einem Brötchen aus Schaumstoff gefangen war, konnte man schnelle Bewegungen so gut wie vergessen. Ich konnte gerade noch erkennen, wie irgendwas Verschwommenes auf mich zukam, ehe es gegen meine Hüfte krachte und mich rückwärts durch die Luft segeln ließ. Ich landete, flach auf dem Rücken, mitten auf dem Gehweg.
    Von alleine wieder aufstehen war in einem riesigen Schaumstoff-Hotdog ebenfalls unmöglich. Ich ruderte also mit Armen und Beinen und versuchte möglichst viel Schwung zu bekommen, um mich auf die Seite zu drehen.
    So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn man eine Schildkröte war.
    Jemand packte mich am Arm und zog mich in eine sitzende Position. »Alles in Ordnung?«, fragte eine Stimme, die mir entfernt bekannt vorkam.
    Ich machte den Mund auf, um zu erwidern, dass es mir gutging – ein Schaumstoff-Hotdog eignete sich überraschend gut als Polster bei einem Sturz –, doch dann ließ mich eine andere Stimme, die mir noch vertrauter war, innehalten.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst den Einkaufswagen in Ruhe lassen«, blaffte Hannah Cohen.
    Ihr Freund, Zac Greeley, kniete vor mir auf dem Boden und hielt meine wulstige, behandschuhte Hand in der seinen, während er sich abmühte, mir auf die Beine zu helfen. Neben uns lag ein umgestürzter rostiger Einkaufswagen, dessen eines Rad sich immer noch drehte.
    Zac und ich kannten uns nur flüchtig von der Schule. Ich wüsste echt nicht, was er und Hannah gemeinsam haben könnten. Während man durch Zacs knittrige Klamotten und die stets abstehenden Haare am Hinterkopf mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen konnte, dass er morgens einfach aus dem Bett rollte und offensichtlich das Erstbeste anzog, was er in die Finger bekam, sah Hannah immer total ordentlich und gestylt aus. Sie war Vorsitzende des Junior-Schülerrats (ich war Vizevorsitzende), Vizevorsitzende der Mathe-AG (von der war ich wiederum Vorsitzende), und zugleich war sie diejenige, die momentan genau denselben Notendurchschnitt hatte wie ich, was uns beide zur Klassenbesten machte. Mit anderen Worten: Hannah war meine erklärte Erzrivalin.
    Außerdem war sie vor langer, langer Zeit mal meine beste Freundin gewesen.
    Die beiden wussten nicht, dass ich da in diesem Riesen-Hotdog steckte. Zum Glück hatte das Kostüm neben Schaumstoffarmen und Handschuhen auch Schaumstoffbeine und Schaumstofffüße, daher war ich komplett verhüllt, sodass sie nicht sehen konnten, wie mir angesichts dieses Fiaskos die Schamesröte ins Gesicht stieg.
    »’Tschuldigung, tut mir voll leid!« Zac zerrte mich auf die Füße, ergriff meine Arme, als ich leicht ins Wanken geriet, während ich versuchte, das Gleichgewicht zu finden. »Das nächste Mal werde ich erst mal rausfinden, wie man so einen Einkaufswagen lenkt, bevor ich mit dem Ding den abschüssigen Gehsteig entlangdüse.«
    Er grinste und sah dabei aus wie ein verschmitzter kleiner Junge. Soweit ich Zac kannte oder von dem, was man sich über ihn erzählte, war das mit der rasanten Fahrt auf dem Einkaufswagen nur eine von vielen Dummheiten, die er so anstellte. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich das Gerücht glauben sollte, er habe am irischen Nationalfeiertag, dem St. Patricks Day, in der Cafeteria einen Jig hingelegt, und zwar mit nichts am Leib außer einer grünen Boxershort.
    Also bitte: Was hatten er und Hannah gemeinsam?
    Ich wollte auf gar keinen Fall was sagen, sonst würde Hannah meine Stimme erkennen, deshalb hielt ich Zac nur den hochgereckten Daumen hin. Oder zumindest versuchte ich es, so gut es mit dem riesigen Handschuh an meiner Hand ging.
    Hannah wartete an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. »Können wir dir jetzt endlich diesen Hotdog besorgen, vielleicht bevor das Wochenende vorbei ist?«
    Damals, als Hannah und ich noch Freundinnen waren, war sie immer albern und total witzig gewesen. Doch jetzt, je mehr wir uns dem Abschlussjahr näherten, war sie nur noch total gestresst, eine verbissene Streberin, die entschlossen war, mich notentechnisch auf den zweiten Platz zu verbannen.
    Mir war klar, dass viele Leute vermutlich dasselbe von mir dachten. Aber bei mir war das etwas anderes. An einem Tag hatte ich noch eine Mom gehabt. Und am nächsten Tag war sie plötzlich weg gewesen. Das Verschwinden meiner Mutter, als ich
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