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Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer
Autoren: Jason Dark
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kommst du darauf?«
    »Abwarten.«
    »Hast du keinen Tip für mich?«
    Ich mußte lächeln. »Die Zeugen haben ihn als kompakt beschrieben und trotzdem als feinstofflich. Das ist ein Widerspruch, wie ich finde. Sie sahen ihn auch nicht als einen grauen Schemen. Eine derartige Geistbeschreibung ist mir einfach neu. Und irgendwo kommt sie mir so überreizt vor, daß sie schon wieder wahr sein kann.«
    »Da komme ich nicht mit.«
    »Bis später dann.«
    »Okay, ich warte.«
    So gut es ging, streckte ich die Beine aus. Viel rauschte in meinem Kopf umher, ich brauchte ein wenig Ruhe, um nachdenken zu können. Hier im Wagen war der beste Platz. Ich zündete mir eine Zigarette an, kurbelte die Scheibe nach unten und blies den blaugrauen Rauch in den ebenfalls grauen Nebel hinein.
    Die Wagen der Mordkommission standen hinter einer Baumgruppe verborgen. Sie waren vor der Leichenhalle geparkt, mein Rover stand auf dem offiziellen Parkplatz und wirkte so, als wäre er von einem Wattebausch eingehüllt worden.
    Allerdings stand der nicht still. Er befand sich in einer ständigen Bewegung, er kreiste, er drückte sich hoch, breitete sich aus und bildete immer wieder neue Figuren, die alle aus dem Geisterreich zu stammen schienen.
    Ich mußte mir den Moment der Ruhe gönnen und wollte mich auch innerlich auf die Fragen der Kollegen einstellen. Was sollte ich ihnen erwidern, wenn sie ihre Pflicht taten? Ich mußte von einem Geist reden, und sie würden mich auslachen. Ein Geist, der mit einem völlig normalen Messer oder einem ähnlichen Gegenstand mordete, der paßte einfach nicht ins Konzept.
    Zum Glück war ich bekannt. Deshalb traf ich auf keine zu großen Schwierigkeiten und Nachfragen.
    Ich wollte das Fenster wieder schließen, als mir etwas auffiel. Es war der eisige Hauch, der mich erwischte und an meiner rechten Wange entlangstreifte.
    Okay, draußen war es kalt, aber nicht so kalt wie dieser Hauch, der mein Gesicht berührt hatte. Ich war gewarnt und wollte auch nicht mehr im Wagen bleiben. Bedächtig drückte ich die Tür auf. Ein leichtes Ziehen im Nacken spürte ich schon, als ich aus dem Wagen stieg, die Tür wieder zudrückte und wartend auf der Stelle blieb.
    Noch immer umwaberte mich der seichte Dunst. Er bildete weder faß- noch beschreibbare Gestalten, die wie lautlose graue Tänzer über den Boden huschten. Hatten sie für diese Kälte gesorgt? Das konnte ich mir nicht vorstellen, diese Art Inseln gab es einfach nicht, das war etwas anderes gewesen. Der Geist — der Killer!
    Mich fröstelte, als ich daran dachte. Gleichzeitig wäre es nicht übel gewesen, wenn ich ihn hier hätte stellen können, auch wenn ich Gefahr lief, daß er stärker war als ich.
    Ich drehte mich langsam um. Da sah ich ihn!
    Eine dunkle Gestalt stand oder schwebte vor mir. So genau konnte ich es nicht erkennen, und ich war in diesem Augenblick davon überzeugt, keinen Geist zu sehen.
    Das war ein anderes Wesen, nur kein Geist. Ich fand den richtigen Begriff nicht, doch ich spürte wieder diesen eisigen Hauch, der mich wie ein böses Omen traf.
    Da wußte ich Bescheid.
    Vor mir stand der Tod in seiner übelsten Art!
    ***
    Es gefiel Bill Conolly gar nicht, daß er sich mit den Zeugen in Verbindung setzten sollte, er kam sich irgendwie abgeschoben vor, aber er fügte sich, denn er war es gewesen, der seinen Freund John Sinclair auf den Friedhof geführt hatte. Jetzt mußte er den sauren Apfel, in den er gebissen hatte, auch runterwürgen.
    Bill war vom Friedhof ungefähr eine Meile entfernt, als er an einer ruhigen Stelle stoppte und darüber nachdachte, wen er als Zeugen in Sinclairs Büro gebrauchen konnte.
    Die Menschen stammten aus dem Londoner Süden und aus seiner fast unmittelbaren Nachbarschaft. Zwei Frauen und ein Mann hatten die Gestalt gesehen, wobei er den Mann abhaken mußte, denn er hatte einfach zu überdreht reagiert. Blieben die Frauen.
    Eine von ihnen, sie hieß Shelly Wagner, schien ihm am glaubwürdigsten zu sein. Sie lebten mit ihrem Freund in einem kleinen Apartmenthaus nicht weit von den Conollys entfernt und hatte auf dem Friedhof das Grab ihrer Tante besuchen wollen. Sie war zwar erschreckt gewesen, hatte sich aber gut in der Gewalt gehabt, und Bill hoffte, daß dies noch so geblieben war und er sie auch zu Hause antraf, wenn er anrief. Die Chancen standen recht günstig, denn bei einem derartigen Wetter gingen nur wenige Menschen aus.
    Die Nummer kannte er nicht auswendig. Er holte sie sich über die Telefonauskunft
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