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Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer
Autoren: Jason Dark
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Geist, und man hat ihn wahrscheinlich wieder in seine eigene Sphäre zurückgeholt.«
    »Meinst du?«
    Da ich gegen Bills Rücken gesprochen hatte, drehteer sich um, weil er mir antworten wollte, »ja, das meine ich. Ein Phantom, einer aus dem Reich der Toten, der keine Ruhe gefunden hat. So jedenfalls sehe ich ihn.«
    »Auch wenn die Aussagen der Zeugen anders gelautet haben?«
    Er hob die Schultern. »Sie können sich geirrt haben.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Den genauen Grund kann ich dir nicht sagen, Bill. Ich will auch nicht auf meinem Gefühl herumreiten, das ist alles Unsinn. Ich sehe keinen Sinn darin. Ein Rächer aus dem Totenreich, okay, so etwas gibt es, haben wir schon erlebt, aber warum sollte dieser Rächer zuerst zwei Tiere töten und sich dann eine unschuldige Frau vornehmen?«
    »Weiß ich nicht!«
    »Jedenfalls hat er uns bewiesen, wozu er fähig ist. Ich möchte noch einmal auf deine Zeugen zurückkommen. Es ist am besten, wenn du den oder die glaubwürdigsten zusammentrommelst und wir uns wieder zusammensetzen, damit wir mit den Leuten reden können.«
    »Was versprichst du dir davon?«
    »Eine Beschreibung.«
    Bill bekam große Augen. »Des Geistes?«
    »Ja.«
    Er gab mir keine Antwort, aber ich wußte, an was er dachte, und daß er nicht direkt auf meiner Seite stand, stimmte aber zu und fragte, wo wir uns dann treffen könnten.
    »In meinem Büro.«
    »Gut. Bis später.«
    Wir waren mit zwei Wagen gekommen. Ich verließ mit Bill das Leichenhaus und alarmierte vom Rover aus unsere Mordkommission. Bis sie hier eintraf, wollte ich versuchen, den einen oder anderen Zeugen zu finden, wobei ich an die beiden Männer mit den Schubkarren dachte, die ich vor dem Betreten der Leichenhalle gesehen hatte. Ich schaute zum Himmel.
    Er war diesig, verhangen. Die Wolken waren wie Ballons, und die feuchten Dunstschwaden umwehten auch hier das Leichenhaus. Eine Stimmung, die einfach paßte.
    November — Zeit der Toten…
    Ich fand die beiden Männer in einem schuppenähnlichen Bau, wo nicht nur die Geräte und Werkzeuge zur Pflege des Friedhofs untergebracht worden waren, sondern auch so etwas wie ein Eßraum abgeteilt worden war. An einem viereckigen Tisch hockten die beiden, hatten Feierabend, tranken Bier und aßen trockene Sandwiches.
    Allerdings war ihnen nach meinen Worten der Appetit vergangen. Sie starrten mich an, bleich geworden und leicht zitternd. Bis sich der Größere von ihnen erhob, er hieß Vince Slater, zu einem Spind ging und dort eine Flasche Gin hervorholte. »Es ist doch gestattet — oder?« fragte er mit zitternder Stimme.
    »Natürlich.«
    Er setzte sich wieder zu uns, trank, reichte seinem Kollegen die Flasche, der ebenfalls einen Schluck nahm und sie mir dann weitergeben wollte, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich muß noch fahren.«
    »Ist Ihnen der Mord denn nicht auf den Magen geschlagen?« erkundigte sich Slater.
    Ich verzog die Lippen. »Doch, schon, ist er. Ich will auch nicht sagen, daß ich so etwas gewohnt bin, aber ich bin von Beruf Polizist, und da wird man eben mit ungewöhnlichen Tatsachen konfrontiert, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Klar.«
    »Die Frau hat doch keinem was getan?« fragte der andere Gärtner. Er hatte fuchsrote Haare und sie unter einer Schirmmütze zum Großteil verborgen.
    »Nein, das hat sie nicht. Sie wollte Abschied von ihrem Mann nehmen, was ihr auch gestattet wurde.«
    »Stimmt.«
    »Dann kam der Killer.«
    Die beiden schauten mich an. In diesem Bau war es fußkalt. Zudem düster, die Scheiben beschlagen, und die Geräte und Werkzeuge an den Wänden wirkten wie starre Arme. »Mir geht es natürlich um diesen Killer, und ich möchte Sie beide fragen, ob Sie etwas gesehen haben. Sagen Sie nicht sofort nein, jede Kleinigkeit kann da von großer Bedeutung sein, wenn Sie verstehen. Sie kennen sich hier aus, Sie gehören zu den Menschen, die täglich hier sind, und Sie müßten doch die Augen offenhalten.«
    Beide blickten gegen den Tisch. Sie sahen betreten aus, sie hoben auch gemeinsam die Schultern, und es war Vince, der mir eine Antwort gab.
    »Ich glaube nicht, daß wir etwas gesehen haben, Sir.«
    »Ist Ihnen nichts aufgefallen?«
    »Nein.«
    »Auch keine Veränderung?«
    »Nein, es war alles normal. Denken Sie an die Sicht, Sir, die ist heute nicht sehr gut.«
    »An die denke ich nicht, sondern an gewisse Gerüchte, die man sich hier erzählt. Es dreht sich dabei um den Friedhof.« Ich rückte mit dem Stuhl
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