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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate
Autoren: Volker Schnell
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Bewerbungen geschrieben, auch an Personalberatungsfirmen. Einige Wochen vor ihrer Entführung habe sie sich mit einem Headhunter getroffen. Von der verschwundenen ukrainischen Staatsbürgerin, Ludmilla Orlowa, einer Krankenschwester, wussten wir bereits, dass sie sich in Deutschland um eine Stelle bemühen wollte. Die verschwundene slowakische Staatsbürgerin, Maria Kovacs, eine Ergotherapeutin, ist laut Aussage ihres Mannes nach Regensburg gefahren, um sich dort mit einem Headhunter zu treffen. Die verschwundene französische Staatsbürgerin, Claudine Henz, eine Altenpflegerin, ist laut Aussage ihres Mannes nach –«
    Prinz schaltete aus.
    Desirée starrte ihn entsetzt an.
    Selbst Prinz war völlig bleich geworden.
    »Scheiße«, flüsterte er.

35.
    Die Personalberatung Simoneit Human Resources & Research nahm den ganzen ersten Stock eines Geschäftshauses in einer Parallelstraße der Königsallee in der Düsseldorfer Innenstadt ein. Selbst um drei Uhr morgens herrschte noch sporadischer Verkehr auf der Straße, und die Straßenbeleuchtung war nicht abgeschaltet.
    Ollie, Jörg, Dirk und Erich gruppierten sich um Prinz, der vorhatte, so schnell wie möglich das Sicherheitsschloss zu knacken, nachdem Ollie Kamera und Alarmanlage lahmgelegt hatte.
    Doch die Tür ging vor ihm auf, Irina Pawlowna Sarnizyna strahlte ihn an.
    »Kommen Sie doch herein«, sagte sie freundlich. »Sie werden bereits erwartet.«
    Sie stapfte vor ihnen die Treppe hoch. »Der Lift ist leider nachts nicht in Betrieb.«
    Oben bat sie die anderen, in einem Raum zu warten, in dem die Leibwächter mit ihren Stetschkins herumspielten, und führte Prinz ins Chefbüro von Peter Simoneit, dem Cousin von Ewald Baginski. Der schlaue Pate saß mit breitem Grinsen am Schreibtisch und deutete auf einen Stuhl davor.
    »Nehmen Sie Platz, mein lieber Prinz.« Er zeigte auf den Bildschirm des Computers. »Sie sind alle hier drin. Mit richtig hübschen Fotos. Es ist erstaunlich, was die Leute alles über sich verraten, wenn sie einen neuen Job suchen. Diese Firma hier ist auf medizinische Berufe spezialisiert, aber gelegentlich auch in anderen Branchen tätig. Personaldaten von Bewerbern werden nie gelöscht. Die Firma gibt es seit dreißig Jahren. Es müssen Zehntausende, vielleicht Hunderttausende Datensätze sein, überwiegend von Frauen.«
    »Ein Paradies für einen Serienmörder auf Opferjagd«, sagte Prinz.
    »Und er kam immer wieder her und setzte sich an einen Computer. Seinem Cousin erzählte er, aus Sentimentalität.« Der schlaue Pate kicherte.
    »Das haben Sie von Baginski erfahren«, sagte Prinz.
    Der schlaue Pate nickte. »Wenn er eine Kandidatin gefunden hatte, tat er so, als wäre er Personalberater, und nahm Kontakt mit ihr auf. Er meinte, die Verabredung habe fast immer geklappt. Er schraubte Düsseldorfer Nummernschilder an seinen Wagen, veränderte sein Aussehen, spulte in einem Café seine Personalberaternummer ab. Dann brachte er die Frau zu ihrem Wagen. Wenn sie ihm wirklich gefiel, rief er ein paar Wochen oder so später wieder an, der Auftraggeber wolle sie kennenlernen, aber zunächst diskret. Sie solle auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte vor dem letzten Laster am südlichen oder nördlichen Ende halten, aus ihrem Wagen steigen, um den Laster herumgehen, hinter dem sie seinen Wagen wiedererkennen würde. Sie solle hinten einsteigen, auf dem Rücksitz werde der Personalchef des Auftraggebers sie erwarten, er selbst sitze am Steuer. Da die Frauen ihn bereits kannten, ihn nett und vertrauenerweckend fanden und das Angebot außerdem verlockend war, erklärten sich die meisten dazu bereit. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass der Mercedes   SUV , den jetzt Ewalds Frau fährt, getönte Scheiben hat. Die Frau steigt also ein. Ewald, mit erneut verändertem Aussehen, diesmal auch mit Kontaktlinsen, empfängt sie auf dem Rücksitz mit einem Tuch mit einem Betäubungsmittel. Er steigt aus, schiebt den Schlüssel in den Auspuff des Wagens der Frau, geht in die Raststätte, trinkt einen Kaffee und überprüft, ob jemand was gemerkt hat. War nie der Fall. Er geht zu seinem Wagen, fährt nach Hause, setzt ihn in die Garage, lässt das Tor zuklappen, schafft die Frau ins Haus.«
    »Er hat diesen Raum aus dem Video irgendwo im Haus?«
    »Irgendwo.« Der schlaue Pate lächelte.
    »Karras war der Mensch vom   BKA , der Ihnen jahrelang auf die Pelle rückte, bis es letzten Oktober seinen Vorgesetzten reichte und sie ihn versetzten?«
    Der
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