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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate
Autoren: Volker Schnell
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schwieg.
    »Nur damit der Ruf des alten Mannes nicht zerstört wird? Oder hat er bei Ihnen das Gleiche gemacht, nur dass es bei Ihnen längere Zeit weitergegangen ist, aber Sie lieben Opa trotzdem?«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    »Oder vermuten Sie so etwas nur und wollen der ganzen Familie Schmach und Schande ersparen?«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    »Haben Ihr Vater und Ihr Bruder vielleicht die Veranlagung geerbt?«
    Heike Schäfer wandte ihm den Blick zu und lächelte freundlich.
    »Ich finde, Sie sollten jetzt gehen«, sagte sie.
    Prinz erhob sich. »Wir finden allein raus«, sagte er.
    Prinz und Andreas gingen zur Tür, die in einen Flur führte. Dort drehte Prinz sich noch einmal um.
    »Baginski weiß alles. Er ist übrigens gleich nach dem Freispruch verschwunden. Er steht jetzt in Diensten eines Mannes, dem die Amerikaner den Spitznamen ›The Brainy Don‹ gegeben haben. Sie können leicht herausfinden, wer das ist.« Heike Schäfer saß unverändert entspannt auf dem Sofa, wandte ihm den Kopf zu und lächelte freundlich. »Ich an Ihrer Stelle würde eine Lebensversicherung abschließen und sonstige Vorbereitungen treffen. Sie werden nämlich in Kürze aus dem Leben scheiden. Ein schönes Restleben noch. Auf Wiedersehen.« Er zögerte. »Oder lieber doch nicht.«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.

Epilog
    In einem sonnigen, aber kalten Mai …
    … schien es, als könnte das Team nichts mehr tun. Sie hatten Baginskis ganzes Haus auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Wo zum Teufel war dieser fensterlose Raum, in dem Baginski die Frauen gefangen hielt, ständig filmte und schließlich umbrachte?
    Heike Schäfer hatte nichts zugegeben. Wenn sie tatsächlich Marcello Crotone beauftragt hatte, Ellen Kaiser ermorden zu lassen, würden sie ihr das nie nachweisen können. Baginski würde vielleicht weitermorden, vielleicht auch nicht, wie der schlaue Pate versprochen hatte, aber er würde ganz sicher nie wieder auftauchen.
    Desirée rief den Autor an und gab ihm einen groben Überblick über die ganze Geschichte. Später, wenn er mit seinem roten Stift und seinem Notizblock anrückte, würden alle ins Detail gehen. Volker war begeistert: Das könnte ein tolles Buch werden. Als sie den Raum ansprach, den sie nicht finden konnten, gab er ein nachdenkliches »Hm« von sich.
    »Desirée, geh mal auf die Website des Jérôme. Rechts unten stehen die Namen der Autoren. Klick meinen an, dann findest du eine Liste meiner sämtlichen Artikel. Vor zwei oder drei Jahren ist einer erschienen, der irgendwas mit ›Unterwandern‹ heißt.«
    Sie tat es. »Okay, hier ist er. ›unter-wandern bietet unterirdische Stadtführungen – Expeditionen mit Tiefgang‹, von Volker Schnell.«
    »Darin werden zwei Namen erwähnt, ein Mann und eine Frau, ich hab nicht mehr präsent, wie die hießen. Ruf den Mann an, der ist der Experte. Vielleicht kann der euch einen Tipp geben.«
    Sie legte auf und überflog den Artikel.
    »Unter der Stadt liegt noch eine Stadt, und die wurde kaum zerstört, anders als die da oben: Felsenkeller, Bunker, ein ›U-Bahn‹-Abschnitt, alte Stollen, geheime Gänge.   VHS   Region Kassel und   DGB   Nordhessen bieten die Möglichkeit, die Stadtgeschichte zu ›unterwandern‹. Es ist kühl unter der Erde, so zehn bis zwölf Grad, und zwar immer, egal wie kalt oder heiß es oben sein mag … Initiiert wurde das Ganze von der Filmemacherin Heidi Sieker und dem Tonkünstler Bernd Tappenbeck … Kassels ausschweifender Underground ist allerdings noch längst nicht vollständig erfasst. ›Wenn Sie in einer entsprechenden Gegend ein Haus kaufen‹, erzählt Tappenbeck, ›kann es durchaus sein, dass man Ihnen noch einen Schlüssel für irgendeine vergessene Tür in die Hand drückt, und dahinter finden Sie dann Gänge, die wer weiß wohin führen und wo Sie wer weiß was entdecken können.‹ … Unterirdische Gänge und Schatzkammern, Felsenkeller zum Kühllagern …«
    Desirée las nicht mehr weiter, suchte die Telefonnummer heraus und rief diesen Bernd Tappenbeck an. Er fragte, wo Baginskis Haus sei. Sie sagte es ihm.
    »Beim Tannenwäldchen? Ist es eins dieser Häuser, die zwei Meter über Straßenniveau errichtet worden sind?«
    »Genau.«
    »Die stehen alle auf uralten Felsenkellern. Die Zugänge sind meistens zugemauert, aber so eine Mauer kann man ja wieder aufstemmen. Wenn es irgendwo einen geheimen Zugang gibt, kann sich dahinter sonst was verbergen.«
    Sie lief damit
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