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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate
Autoren: Volker Schnell
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Andreas setzten sich ihr gegenüber in Sessel. Zwischen ihnen stand ein niedriger Glastisch.
    Andreas, im Anzug, holte das Foto vor dem La Mama aus der Innentasche, legte es vor Heike Schäfer auf den Tisch.
    »Das sind Sie, oder?«
    Sie sah kaum hin. »Und?«
    »Wie geht’s Marcello denn so?«
    »Woher soll ich das wissen? Er hat sich mit seinem Vater überworfen und ist nach Italien gegangen, schon vor fünfzehn Jahren oder so.«
    »Wo Sie jeden Urlaub verbringen. In Kalabrien. In einem Haus an der Steilküste beim Capo Vaticano. Der Blick über das Tyrrhenische Meer, bis zur Straße von Messina und zu den Äolischen Inseln muss noch toller sein als dieser hier.«
    »Herr Viehmann, ich würde wirklich gern wissen, was das alles soll.«
    Andreas trug in höflichem Tonfall Desirées Recherche-Ergebnisse vor. »Das Haus gehört einem gewissen Umberto Scilla, der nach Überzeugung italienischer Ermittler Boss einer der größten ’Ndrangheta-Familien ist. Cataldo und Marcello Crotone sollen dieser Familie angehören. Wie auch der Besitzer einer Pizzeriakette in Frankfurt, der dort vor zwei Jahren angeklagt wurde. Sie waren bei dem Prozess Beisitzerin. Eine Verurteilung scheiterte an Ihnen.«
    Heike Schäfer setzte ein träumerisches Lächeln auf, sah aus dem Fenster und sagte nichts.
    »Sie sind nicht verheiratet, niemand weiß etwas über eine Beziehung zu irgendeinem Mann, weder hier noch in Offenbach und Frankfurt, wo Sie früher tätig waren. Aber Sie sollen dort unten mit Marcello Crotone gesehen worden sein. Und damals, als das Foto gemacht wurde, haben Sie allen Ihren Freundinnen erzählt, er sei Ihre große Liebe, Sie würden ihn nie verlassen.«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    Andreas legte das Foto des Mannes in Badehose mit dem nackten kleinen Mädchen auf den Tisch.
    »Ihr Großvater in der Blüte seiner Jahre. Zu der Zeit war er Wirtschaftsminister, siebzehn Jahre lang. Das kleine Mädchen ist übrigens Ellen Kaiser. Kaiser Spezialarmaturen und Ventile konnte in den fünfziger und sechziger Jahren nur durch Förderung des Wirtschaftsministeriums so groß werden. Das gilt übrigens für über ein Dutzend Familienunternehmen, nicht nur hier in der Region, in ganz Hessen. Dass reichlich Gelder an die Familie Schäfer zurückgeflossen sind, wurde damals hingenommen. Das waren andere Zeiten. Bei neun dieser Familien finden sich ähnliche Fotos wie dieses in den Fotoalben. Die neun kleinen Mädchen haben heute als erwachsene Frauen alle unerklärliche psychische Probleme, die es ihnen unmöglich machen, dauerhafte Beziehungen mit Männern einzugehen.«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    »Man erinnert sich nun einmal nicht daran, wenn man als Zweijährige missbraucht wurde. Aber Ellen Kaiser hatte so einen Traum und wollte sich einer Tiefenhypnose unterziehen. Das erzählte sie ihrer Familie an ihrem letzten Geburtstag. Jutta Kaiser erzählte das ihrer Freundin Renate Meier, die es an ihren Bruder Ludger Pollert weitertratschte, Ihr Onkel, der es an Weihnachten im Familienkreis zum Besten geben musste. Eine Woche vorher hatten Sie die Anträge von Agnes Behrens unterschrieben, auf denen Baginskis abgepauste Unterschrift stand. Ihr Plan war genial. Alle Beweise würden Baginski belasten, aber wenn es uns doch gelingen sollte, seine Unschuld zu beweisen oder zumindest hinreichend Zweifel zu säen, kämen wiederum nur andere Täter in Frage. Sie konnten ziemlich sicher sein, dass dieser Fall der erste des Jahres sein würde. Sie wussten bereits, dass den eigentlich Mütze kriegen würde, der sich aber für befangen erklären würde. Und wenn es doch der zweite sein sollte, wären Sie sowieso an der Reihe. Als Vorsitzende Richterin hätten Sie vollständige Kontrolle über die Verhandlung. Sie riefen den alten Marcello an und ließen Ellen Kaiser beseitigen, bevor sie sich einer Tiefenhypnose unterziehen konnte.«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    »Zur Weihnachtszeit waren Sie in all den Jahren immer hier, und Sie gehen zwischen den Jahren an ein, zwei Abenden immer mit der Familie essen. Natürlich nicht im La Mama, sondern im La Conchiglia. Das freundliche Besitzer-Ehepaar erinnert sich, dass mindestens dreimal Ellen Kaiser und Ewald Baginski gleichzeitig dort waren. Am ersten Weihnachtsfeiertag kamen Sie vorbei und fragten, ob die beiden auch jedes Jahr kämen. Das wurde bestätigt.«
    Heike Schäfer lächelte und schwieg.
    »Die Frage ist nur, warum?«
    Heike Schäfer lächelte und
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