Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autoren: Ingrid Law
Vom Netzwerk:
um mit Bitsy zu spielen. Ich folgte ihnen durch die Fliegengittertür, blieb aber stehen, als ich Samson auf der Veranda erblickte. Er saß neben Opa Bombas leerem Sessel und sah aus, als wünschte er sich, er könnte sich wieder in einen Schatten verwandeln oder hätte die Farbe einer Motte, um optisch mit dem Holzhaus zu verschmelzen.
    »Hallo«, sagte ich. Ich war noch nicht daran gewöhnt, Samson in Fleisch und Blut vor mir zu haben. Er war immer noch von A bis Z körperlich anwesend, mit allem Drum und Dran für jeden sichtbar.
    »Hallo«, gab er zurück.
    »Findest du es nicht auch unfassbar, dass hier am Ende doch Gold vergraben war?«
    Über Samsons Gesicht huschte ein zartes Grinsen.
    »Äh … wahrscheinlich sollte ich dir das nicht erzählen, aber der Schatz, den die Mädchen gefunden haben, war aus Pyrit, Ledge. Katzengold.« Samson guckte verlegen und vergewisserte sich mit einem schnellen Blick, dass Fe und die Zwillinge nicht in der Nähe waren. »Du darfst es den Mädchen niemals verraten, aber Autry hat zwölf Pfund von dem Zeug aus Willies Schnäppchenmarkt mitgebracht. Er hat alles aufgekauft, was Willie noch hatte. Und dann hat er es mir gegeben, damit ich es irgendwo vergrabe, wo die Mädchen es auch ganz sicher finden.« Er lächelte erneut, als genösse er die Erinnerung an die Zeit, in der er noch ungesehen Dinge tun konnte.
    Mir fiel die Kinnlade runter. »Aber Mr Cabot hat alles mitgenommen! Er muss doch gewusst haben, dass es kein echter Schatz war – schließlich hat er eine ganze Sammlung von Steinen und Mineralien. Er kann Gold und Pyrit spielend auseinanderhalten. Und Marisol und Mesquite auch!«
    Samson zuckte die Schultern. »Vielleicht war es Schatz genug.«
    Eine Weile blieb ich noch dort neben Samson sitzen, dann stahl ich mich von allen davon. Ich wollte dringend noch woandershin. Es gab da ein Mädchen, das ich wegen eines Briefes besuchen musste.
    Ich tauschte meine gute Anzughose gegen eine Jogginghose, schnürte meine Laufschuhe und war schon auf dem Schotterweg und über den Südhügel, bevor irgendwer nach mir rufen konnte. Ich rannte Richtung Sundance, aber kurz vor dem Highway hörte ich ein Geräusch hinter mir und drehte mich um.
    »Bitsy, nein! Du kannst nicht …« Doch bevor ich den Satz, dass sie nicht mitkommen könne, beendet hatte, blieb ich stehen. Ihre Augen strahlten, und sie grinste mich nach Hundeart mit hechelnder Zunge breit an. Dafür, dass sie drei Beine hatte, hielt Bitsy ganz schön gut mit. Und auch Bitsy verdiente es, hin und wieder mal was anderes als die Ranch zu sehen. Also ließ ich sie diesmal mitkommen, und wir liefen beide stolz und glücklich unseren eigenen Außenseitermarathon zur Stadt.
    Wir hielten nicht an, als wir an Nearys Schrottplatz vorbeikamen. Aber als ich sah, dass das Zwangsvollstreckungsschild verschwunden war, und las, was mit frischer Farbe auf Nearys Schild gepinselt war, musste ich grinsen. Nearys Autoverwertung und Skulpturenpark stand da. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich Winonas Bärenfigur aus Schrott neben dem Schild erblickte. Die wieder zusammengeschraubte Knucklehead hatte den Hauptpreis auf der Motorradausstellung in Spearfish nicht gewonnen, aber sie war mit dem »Weißen Band« ausgezeichnet worden. Anders als die zwölf Pfund Pyrit und der Packen Spendengelder aus Cheyenne, die das Fliegende Ochsenauge gerettet hatten, reichte ein weißes Band jedoch nicht aus, um Mr Cabot zufriedenzustellen. Rocket hatte mir eine Postkarte geschickt und geschrieben, Gus und Winona hätten einen anderen Weg gefunden, um ihren Schrottplatz vor der Zwangsvollstreckung zu bewahren. Er hatte mir nur nicht verraten, welchen .
    Ich rannte weiter, an der Tankstelle und an Mr Cabots Firmengebäude vorbei. Sheriff Browns Wagen parkte vor dem Willkommen in Sundance -Schild. Ich nickte dem Sheriff im Vorbeilaufen kurz zu, während er einem Touristen einen Strafzettel für zu schnelles Fahren ausstellte. Dann steigerten Bitsy und ich unseren lässigen Trab zu einem flotten Sprint und flitzten wie der Blitz an der offenen Tür von Nobles und Willies Schnäppchenmarkt vorbei.
    Als ich das Haus der Cabots erreichte, blieb ich abrupt stehen und schnappte nach Luft, während ich meine Kinnlade vom Boden aufsammelte. Mr Cabot hatte seinen Zaun nicht wieder errichtet. Dafür hatte er etwas anderes in seinem Vorgarten aufgestellt – etwas Großes. Plötzlich war mir sonnenklar, womit Gus und Winona Mr Cabot bezahlt hatten. Denn mitten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher