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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Autoren: Rebecca Michéle
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Angelegenheiten zu mischen, dankbar. Die gleichen Fragen lagen mir auch auf der Zunge, aber mein Mund war wie ausgedörrt. Ich war unfähig, etwas zu sagen, unfähig, etwas Reales zu denken. Zu groß war meine Verwirrung darüber, zum ersten Mal den Namen meines Vaters gehört zu haben. Ich hatte also die ganzen Jahre eine Familie gehabt, zumindest einen Großvater!
»Aber warum trage ich denn den Namen Hardy?«, krächzte ich schließlich mit belegter Stimme. »Was macht Sie so sicher, dass es sich bei mir um die Gesuchte handelt?«
Mr. Kinnley legte die Fingerspitzen übereinander und betrachtete seine breiten, runden Nägel.
»Nun, es war und ist durchaus üblich, dass Schotten hier im Süden des Landes das Mac ihres Namens unterschlagen. Es gibt doch noch das eine oder andere Vorurteil. Genauso wie wir Engländer in weiten Gebieten in Schottland keine gern gesehenen Gäste sind, auch wenn die Liebe der Königin für dieses karge, kalte Land viel zur Verständigung beider Völker beigetragen hat.« Er rutschte auf dem Stuhl umher. »Mrs. Mellyn, es ist sehr heiß heute. Vielleicht könnte ich ein Glas Wasser bekommen?«
Madam Mellyn erhob sich und kehrte gleich darauf mit einer Karaffe Zitronenlimonade und drei Gläsern zurück. Es war offensichtlich, dass sie keine Minute des Gesprächs versäumen wollte. Erst als die kühle Flüssigkeit meine Kehle hinabrann, merkte ich, wie durstig ich war. Mr. Kinnley sprach weiter, und so erfuhr ich, wie er mich gefunden hatte. Der Anwalt aus Inverness hatte ihm eine Adresse mitgeteilt, unter der meine Mutter zuletzt gelebt haben musste. Natürlich konnte sich in dem Haus niemand mehr an sie erinnern, es lag schließlich einundzwanzig Jahre zurück. Aber da sich das Haus in einer sehr ärmlichen Gegend befand, war zu vermuten, dass sich eine junge Witwe, die zudem noch schwanger war, an das Arbeitshaus im jeweiligen Kirchspiel gewandt hatte. Dort fand Mr. Kinnley tatsächlich den Hinweis, der auch auf meiner Geburtsurkunde stand. Zusätzlich war angegeben, dass das Kind – ein Mädchen – in das Arbeitshaus von St. Mary-le-Bow gebracht worden war. Da ich dieses erst vor einigen Monaten verlassen hatte, erfuhr Mr. Kinnley von Harriet Channing, dass ich nun bei Madam Mellyn arbeitete.
»Trotzdem habe ich mir erlaubt, Sie etwas zu beobachten, Miss Lucille«, fuhr er fort, »wobei ich mich ja recht ungeschickt angestellt habe.«
Ich erwiderte sein Lächeln. Trotz oder wegen seiner Verwachsung war er mir sympathisch, denn auch ich stand wegen meiner Behinderung stets am Rande der Gesellschaft.
»Sie sagten, dass dieser Fitzroy MacHardy zwischenzeitlich gestorben sei. Wenn es sich tatsächlich um meinen Großvater handeln sollte, warum hat er erst jetzt nach mir suchen lassen? Jetzt kann ich ihn leider nicht mehr kennen lernen.«
»Mein Freund Grampson schrieb mir, der alte Mann sei lange Zeit krank gewesen. Wahrscheinlich wollte er vor dem Tod seine Angelegenheiten regeln. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Oder doch! Ach, das hätte ich beinahe vergessen!« Er griff in seine Rocktasche und holte einen verknitterten Umschlag hervor. »Diesen Brief sollte ich Ihnen geben, wenn ich Sie gefunden habe. Er ist von Fitzroy MacHardy.«
Hastig, mit zitternden Fingern riss ich das Kuvert auf. In Madam Mellyns Augen glühten Funken der Neugierde. Ich bemerkte, wie sehr sie sich beherrschte, mir beim Lesen nicht einfach über die Schulter zu sehen.
     
    Mein Enkel, oder meine Enkelin
    Wenn Du diesen Brief jemals erhalten und lesen wirst, werde ich bereits tot sein und meine Sturheit und Unnachgiebigkeit vor einem höherem als einem weltlichen Gericht zu verantworten haben. Ich weiß nicht einmal, ob Du ein Sohn oder eine Tochter von meinem geliebten Alexander bist. Durch einen schrecklichen Fehler – einen Fehler, den ich einzig und allein mir zuzuschreiben habe – habe ich erst jetzt erfahren, dass mein einziger Sohn nicht ohne Nachkommen von dieser Welt gegangen ist. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, und ich lege die Angelegenheit meinem Anwalt Reginald Grampson in die Hände. Er soll – und wird! – Dich finden!
    Warum ich Dir das schreibe? Nein, ich kann nicht erwarten, dass Du für mich irgendwelche Gefühle entwickelst, zudem uns nun die Möglichkeit genommen wird, uns auf dieser Welt zu begegnen. Aber da außer Alexanders Kind kein weiterer Mensch des einst mächtigen MacHardy-Clans mehr existiert, möchte ich, dass nach meinem Tod mein Haus Dir gehört. Es ist nicht
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