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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Autoren: Rebecca Michéle
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besonders groß, aber schon lange Zeit im Besitz der Familie. Aus diesem Grund hoffe ich, dass Du – egal, ob Junge oder Mädchen – nach Schottland kommst, um Dein Erbe anzutreten.
    Dein unbekannter und inzwischen verstorbener Großvater Fitzroy MacHardy
     
    Mit dem Ärmel wischte ich mir die Tränen fort, damit sie nicht auf den Brief tropften und die Tinte verwischten. Es waren einfache, schlichte Worte, die mein Herz bis ins Innere aufwühlten. Unfähig, selbst etwas zu sagen, reichte ich den Brief an Madam Mellyn. Warum sollte sie ihn nicht lesen?
»Du hast also ein Haus geerbt«, bemerkte sie.
»Ich nehme an, das Haus befindet sich in Schottland, nicht wahr?«, wandte ich mich an den Anwalt.
Er nickte.
»Über die näheren Umstände kann ich Ihnen allerdings nicht mehr sagen. Dazu müssen Sie Mr. Grampson in Inverness aufsuchen.«
Ein Haus, das meinem Großvater – meiner Familie! – gehört hatte! Ein Haus, in dem mein Vater geboren wurde! Die Wärme, die sich in mir ausbreitete, kam nicht von dem Sommertag, sondern sie war etwas, das in mir entstand. Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich, wie es sein könnte, wenn man einen Platz hat, den man als seine Heimat bezeichnen kann.
»Ob es wohl ein Schloss ist?«, fragte Madam Mellyn. Ich war über ihren gierigen Ausdruck in den Augen belustigt und antwortete schmunzelnd:
»Bestimmt nicht! Mein Großvater war kein reicher Mann, denn sonst hätte sich sein einziger Sohn nicht in der Armee verdingt, und meine Mutter hätte bei der Familie ihres Mannes gelebt. Nein, es ist wahrscheinlich ein kleines Haus. Eine Kätnerhütte, bestenfalls ein kleines Bauernhaus.«
»Mit eingefallenem Dach und kaputten Fenstern! Inmitten des wilden Hochlandes!«, warf Madam Mellyn spöttisch ein. »Die einzigen Nachbarn sind die Ratten und Mäuse der Umgebung.«
Langsam stand ich auf und strich meinen Rock glatt. Das geschah mehr aus Nervosität denn aus Notwendigkeit.
»Nun, ich werde es herausfinden.«
»Du willst nicht ernsthaft nach Schottland reisen?« Madam Mellyn schüttelte verständnislos den Kopf. »Mr. Kinnley, bestimmt können Sie sich darum kümmern, dass das Haus für einen anständigen Preis verkauft wird. Wer weiß, Lucille, vielleicht ergibt sich ja ein kleines Auskommen für dich.«
Ich fuhr auf. Wie kam sie dazu, einfach über meinen Besitz zu entscheiden? Bevor ich etwas sagen konnte, antwortete der Anwalt:
»Ich kann in dieser Sache gar nichts mehr tun, Mrs. Mellyn. Meine Aufgabe bestand einzig und allein darin, Alexander MacHardys Kind zu finden. Wenn Sie, Miss Lucille, sich mit dem Gedanken eines Verkaufes tragen, müssen Sie mit Mr. Grampson in Schottland Kontakt aufnehmen.« Er stand auf und deutete eine Verbeugung in Richtung Madam Mellyn an. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Miss Lucille, suchen Sie mich doch bitte in den nächsten Tagen in meiner Kanzlei auf.« Er holte eine Karte aus seiner Tasche und gab sie mir. »Bei mir ist eine gewisse Summe Bargeld hinterlegt, die ich Ihnen aushändigen kann, um Ihre Reisekosten nach Inverness zu decken. Wenn Sie sich allerdings dazu entscheiden, nicht zu reisen, so muss ich das Geld wieder zurücksenden.« Er hob bedauernd die Schultern. »Es tut mir Leid, aber so lauten meine Anweisungen.«
Als er gegangen war, ließ ich mich völlig perplex in einen Sessel sinken. Zu viel war heute geschehen. Die Erkenntnis, dass ich die ganzen Jahre über einen lebenden Verwandten besessen hatte, trieb mir die Tränen in die Augen, keine Tränen der Traurigkeit, sondern der Wut. Warum hatte sich mein Großvater nicht früher bei mir gemeldet? Warum hatte er bis zu seinem Tod gewartet? Wenn ihm die Adresse meiner Mutter bekannt gewesen war, hätte er sie doch nach dem Tod meines Vaters zu sich holen können ... Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort gab. Ich wusste, wenn ich überhaupt eine Chance hatte, etwas Licht in das Geheimnis meiner Geburt zu bringen, so würde mir das nur in Schottland gelingen.
»Also, ich würde das Haus sofort verkaufen«, drängte sich Madam Mellyns Stimme in meine Überlegungen. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. »Ich meine es ja nur gut mit dir.«
Ungehalten schüttelte ich ihre Hand ab und stand auf.
»Ich werde so bald wie möglich nach Schottland reisen!«, sagte ich mit fester Stimme.
»Du? Ganz allein?« Sie sah mich erstaunt und auch ein wenig belustigt an. Ihr Blick wanderte über meinen Körper und blieb an meinem rechten Bein hängen. »Glaubst du nicht, dass
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