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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal
Autoren: Frederick Forsyth
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Bezeichnung für die Abteilung V besteht aus einem einzigen Wort, das ihre Tätigkeit gleichwohl treffend wiedergibt, und lautet: Aktion. Die Abteilung ist nahe der Porte des Lilas in einem unauffälligen, gleich hinter dem Boulevard Mortier im Pariser Nordosten gelegenen Gebäudekomplex untergebracht, von dem aus die hundert eisenharten Burschen des Aktionsdienstes in den Kampf geschickt werden. Diese Männer, die in ihrer Mehrzahl korsischer Herkunft sind, verkörpern einen Typus, der James Bond ähnlicher ist als alles, was die Wirklichkeit bislang in Fleisch und Blut hervorgebracht hat. Sie waren zunächst durch spezielle Trainingsmethoden in Spitzenkondition gebracht und dann zur Polizeischule nach Satory versetzt worden, wo man sie in einem vom regulären Schulungsbetrieb hermetisch abgeschlossenen Sonderlehrgang mit allen bis dato bekannten Formen der Zerstörung und Vernichtung vertraut mach te. Sie wurden Experten im Kampf mit leichten Waffen, im waffenlosen Zweikampf, in Judo und Karate. Sie absolvierten Spezialkurse in funktechnischer Kommunikation, in Demolierung und Sabotage, Menschenraub, Brandstiftung und Mord sowie Verhörtechniken mit und ohne Anwendung von Foltermethoden.
    Einige von ihnen sprachen nur Französisch, andere beherrschten mehrere Fremdsprachen und kannten sich in allen Hauptstädten der Welt aus, als seien sie dort zu Hause. Sie waren berechtigt, in Ausübung ihres Dienstes zu töten, und machten nicht selten von diesem Recht Gebrauch.
    Als die Aktionen der OAS zusehends bedenkenloser und brutaler wurden, entschloß sich General Guibaud, der Leiter des SDECE, seine Männer loszuketten und auf die OAS zu hetzen. Einige von ihnen traten der Geheimorganisation bei und gelangten bis in deren höchste Gremien. Dort beschränkte sich ihre Tätigkeit auf die Übermittlung von Informationen, auf denen dann die gezielten Aktionen ihrer außerhalb der OAS verbliebenen Kollegen basierten. So wurden viele OAS-Kuriere, die in geheimer Mission nach Frankreich oder in Länder entsandt worden waren, die mit Frankreich Auslieferungsabkommen geschlossen hatten, aufgrund von Informationen verhaftet, welche die in die OAS eingeschleusten Männer des Aktionsdienstes geliefert hatten. In anderen Fällen wurden steckbrieflich gesuchte Männer, die sich nicht nach Frankreich locken ließen, außerhalb des Landes brutal ermordet. Viele Angehörige verschwundener OAS-Mitglieder sind nach wie vor überzeugt, daß der Aktionsdienst diese Männer liquidiert hat. Nicht daß die OAS ihrerseits Lektionen in Gewalttätigkeit nötig gehabt hätte. Ihre Mitglieder haßten die ihrer Untergrundtätigkeit wegen »les barbouzes« - die »Bärtigen« - genannten Männer des Aktionsdienstes mehr als jeden Polizeibeamten. In den letzten Tagen des zwischen OAS und gaullistischen Behörden ausgetragenen Kampfes um die Macht in Algerien gerieten sieben barbouzes lebend in die Hände der Geheimorganisation. Ihre Leichen wurden später, von Balkonen und Laternenpfählen baumelnd, ohne Ohren und Nasen aufgefunden. In dieser Weise ging der Untergrundkrieg weiter, und die ganze Wahrheit darüber, wer von wem in wessen Keller zu Tode gefoltert wurde, wird nie ans Licht kommen.
    Die außerhalb der O AS verbliebenen barbouzes hielten sich dem SDECE ständig zur Verfügung. Einige von ihnen, die vor ihrer Anwerbung schwere Jungens gewesen waren, hatten ihre alten Kontakte zur Unterwelt niemals abreißen lassen und konnten auf diese Weise so manches Mal, wenn es im Auftrag der Regierung eine besonders schmutzige Arbeit zu verrichten galt, die Hilfe ihrer alten Freunde in der Unterwelt in Anspruch nehmen. Diese Praktiken waren es vor allem, die den in Frankreich kursierenden Gerüchten von einer Jacques Foucard, Präsident de Gaulies rechter Hand, unterstehenden »Parallel«-Polizei Nahrung gaben. In Wirklichkeit existierte eine solche »Parallel-Polizei nicht; die ihr zugeschriebene Tätigkeit blieb den Gorillas des Aktionsdienstes und den zeitweilig angeheuerten Gangsterbossen aus dem milieu vorbehalten.
    Auf Vendetten haben sich die Korsen, die sowohl die Pariser als auch die Marseiller Unterwelt kontrollierten, von jeher verstanden, und nach der Ermordung der sieben barbouzes in Algerien begannen sie eine Vendetta gegen die OAS. In gleicher Weise, wie die korsische Unterwelt 1944 den Alliierten bei ihrer Landung in Frankreich Hilfsdienste leistete (wahrlich nicht zu ihrem Schaden übrigens - bald darauf nahm sie das organisierte Laster
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