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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal
Autoren: Frederick Forsyth
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an der Côte d'Azur weitgehend in eigene Regie), kämpften die Korsen in den frühen sechziger Jahren in ihrer Vendetta gegen die OAS wiederum für Frankreich. Viele OAS-Männer waren pieds noirs - in Algerien geborene französische Siedler - und den Korsen vom Typ her sehr ähnlich, und zeitweilig steigerte sich der Krieg zum Brudermord.
    Während die Verhandlung gegen Bastien-Thiry und seine Kameraden ihren Fortgang nahm, eskalierte auch die Kampagne der OAS. Ihr Führer war Oberst Antoine Argoud, der hinter den Kulissen schon als eigentlicher Anstifter der Verschwörung von Petit-Clamart gewirkt hatte. Argoud verfügte über einen geschulten Intellekt und dynamische Energie ; er war Absolvent der zu den besten Hochschulen Frankreichs zählenden Ecole Polytechnique und hatte unter de Gaulle als Leutnant für die Befreiung Frankreichs von den Nazis gekämpft. Später befehligte er ein Kavallerieregiment in Algerien. Als hervorragender, wenngleich unbarmherziger Soldat war der kleine, drahtige Mann bereits 1962 zum Operationschef der exilierten OAS avanciert.
    Erfahren in der Technik psychologischer Kriegführung, hatte ersogleich erkannt, daß der Kampf gegen das gaullistische Frankreich auf allen Ebenen, mit Terror, Diplomatie und unter Anwendung wirksamer Public-Relations-Methoden, aufgenommen werden mußte. Es entsprach diesem Konzept, daß er eine Serie von Interviews plante, die der ehemalige französische Außenminister Georges Bidault als Vorsitzender des den politischen Flügel der OAS repräsentierenden Nationalen Widerstandsrates westeuropäischen Zeitungen und Fernsehstationen gewähren sollte, um der Weltöffentlichkeit die Gründe für die unversöhnliche Gegnerschaft der OAS zum gaullistischen Regime in »würdiger« Form darzulegen.
    Auch hierbei kam Argoud die ungewöhnliche Intelligenz zugute, die ihn einst zum jüngsten Obersten der französischen Armee werden und jetzt als den gefährlichsten Mann der OAS gelten ließ. Er organisierte für Bidault eine Reihe von Interviews mit Zeitungs-, Rundfunk­ und Fernsehjournalisten, bei denen der alte Politiker die weniger ruhmreichen Aktionen der OAS zu bemänteln oder herunterzuspielen verstand. Der offenkundige Erfolg der von Argoud initiierten Propagandaaktion Bidaults beunruhigte die französische Regierung nicht weniger als die terroristische Taktik und die Welle der in Paris und überall in Frankreich in Kinos und Cafés explodierenden Plastikbomben.
    Am 14. Februar wurde dann ein weiteres Komplott zur Ermordung General de Gaulles aufgedeckt. Für den darauffolgenden Tag war ein Vortrag des Präsidenten in der Ecole Militaire auf dem Champs-de-Mars angesetzt gewesen. Der Plan sah vor, daß de Gaulle beim Betreten des Saales vom Dach des angrenzenden Gebäudes aus hinterrücks niedergeschossen werden sollte.
    Jean Bichon, einem Hauptmann der Artillerie namens Robert Poinard und Mme. Paule Rousselet de Liffiac, einer Englischlehrerin an der Militärakademie, wurde später wegen des geplanten Attentats der Prozeß gemacht. Der Mordschütze hätte Georges Watin sein sollen, aber das »Hinkebein« entkam wiederum. In Poinards Wohnung fand man einen Karabiner mit Zielfernrohr, und die drei Verschwörer wurden verhaftet. In der Verhandlung wurde erklärt, daß Feldwebelleutnant Marius Tho, mit dem sie darüber beratschlagt hatten, wie Watin mit seinem Gewehr unbemerkt in die Akademie geschmuggelt werden könne, schnurstracks zur Polizei gegangen war. General de Gaulle nahm wie vorgesehen an der militärischen Veranstaltung teil, machte aberwenngleich nur ungern - die Konzession, in einem gepanzerten Wagen vorzufahren.
    Als Anschlag war das Ganze unglaublich dilettantisch geplant gewesen; aber es hatte de Gaulle doch außerordentlich verstimmt. Am Tag darauf bestellte er Innenminister Roger Frey zu sich, schlug mit der Faust auf den Tisch und machte Frey als dem für die nationale Sicherheit verantwortlichen Minister unmißverständlich klar, daß er die fortgesetzten Anschläge nunmehr satt habe.
    Man beschloß, an einigen der OAS-Verschwörer zur Abschreckung der anderen ein Beispiel zu statuieren. Über den Ausgang des Verfahrens gegen Bastien-Thiry, das vor dem Obersten Militärgerichtshof verhandelt wurde, hatte Frey keinerlei Zweifel, denn der Angeklagte war seinerseits bemüht, eingehend darzulegen, aus welchen Gründen er Charles de Gaulles Beseitigung als unerläßlich erachtete. Was dennoch not tat, war eine Maßnahme, deren abschreckende Wirkung
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