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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal
Autoren: Frederick Forsyth
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Fahrer sitzende Oberst de Boissieu drehte sich zu seinen Schwiegereltern um und schrie: »Deckung!«
    Mme. de Gaulle barg den Kopf im Schoß ihres Gatten. Der General machte seinem Unmut über den Zwischenfall mit einem ungehaltenen »Was, schon wieder?« Luft und wandte sich zum Rückfenster, um hinauszublicken.
    Marroux umklammerte das bebende Lenkrad und drehte es, wobei er langsam den Gashebel durchtrat, sacht in die Richtung der Schleuderbewegung. Nach einem vorübergehenden Geschwindigkeitsabfall zog der Citroën rasch an und schoß wieder vorwärts, auf die Kreuzung mit der Avenue du Bois zu, der Nebenstraße, auf der das zweite Kommando der OAS-Männer lauerte. Unmittelbar hinter dem Citroën folgte der von keinem einzigen Schuß getroffene Sicherungswagen.
    Die hohe Geschwindigkeit der beiden heranpreschenden Automobile stellte den mit laufendem Motor in der Avenue du Bois wartenden Bougrenet de la Tocnaye vor die Wahl, sie entweder abzufangen und dabei, indem er sich von den aufeinanderprallenden Metallteilen in Stücke reißen ließ, Selbstmord zu begehen, oder den Gang um Bruchteile von Sekunden zu spät einzulegen. Er entschied sich für letzteres. Und so war es, als er aus der Seitenstraße hinausschoß und in die Fahrtrichtung des Konvois einschwenkte, nicht de Gaulles Wagen, mit dem er in gleicher Höhe fuhr, sondern der mit dem Scharfschützen d'Jouder und Kommissar Ducret besetzte Sicherungswagen.
    Den Oberkörper bis zur Hüfte aus dem rechten Seitenfenster gelehnt, richtete Watin seine Maschinenpistole auf das Rückfenster des ihm unmittelbar vorausfahrenden DS 19 und schoß das Magazin leer. Hinter der zersplitterten Glasscheibe war das hochmütige Profil des Generals deutlich erkennbar.
    »Warum schießen diese Idioten nicht zurück?« fragte de Gaulle vorwurfsvoll.
    Aus dem zwischen seinem und dem Wagen der OAS-Killer bestehenden Abstand von drei Metern versuch te d'Jouder zum Schuß zu kommen, aber der Polizist auf dem Motorrad nahm ihm die Sicht. Ducret befahl dem Fahrer, sich an den Wagen des Präsidenten zu hängen, und in der nächsten Sekunde hatten sie die OAS hinter sich gelassen. Die beiden motorisierten Vorreiter, von denen der eine fast aus dem Sattel gehoben worden wäre, als de la Tocnayes Wagen plötzlich aus der Seitenstraße herausgeschossen kam, schlössen jetzt rasch auf und nahmen wieder ihre vormalige Position ein. In dieser Formation durchraste der Konvoi den Kreisverkehr der Kreuzung von Petit-Clamart und setzte seinen Weg in Richtung Villacoublay fort.
    Zu gegenseitigen Beschuldigungen hatten die am Tatort verbliebenen Männer der OAS keine Zeit. Das mußte auf später verschoben werden. Sie ließen die drei beim Überfall benutzten Fahrzeuge zurück, sprangen in ihre bereitgestellten Fluchtwagen und verschwanden in der hereinbrechenden Dämmerung, Über sein im Citroën eingebautes Sprechfunkgerät rief Ducret Villacoublay und berichtete kurz, was geschehen war. Als der Konvoi zehn Minuten später die Ortschaft erreicht hatte, bestand de Gaulle darauf, sogleich zum Flugplatz, wo der Hubschrauber wartete, weitergefahren zu werden.
    Dort eingetroffen, wurde der Wagen von Offizieren und Honoratioren umringt, welche die Türen aufrissen, um der sichtlich mitgenommenen Mme. de Gaulle beim Aussteigen behilflich zu sein. Die Glassplitter von den Aufschlägen seines Jacketts abschüttelnd, entstieg der General dem zerschossenen Fahrzeug auf der anderen Seite. Er überhörte die angstvollen Beschwörungen der ihn umdrängenden Offiziere geflissentlich, umschritt den Wagen und bot seiner Frau den Arm.
    »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er, »wir fliegen heim.« Abschließend gab er den Mitgliedern des Luftwaffenstabs seine Meinung über die OAS kund: »Nicht einmal richtig schießen können sie.« Damit wandte er sich um, half seiner Frau beim Besteigen des Hubschraubers und nahm neben ihr Platz.
    D'Jouder stieg hinzu, und der Hubschrauber, mit dem der General und seine Gattin für ein Wochenende aufs Land flogen, hob ab.
    Auf der Landebahn war François Marroux mit aschfahlem Gesicht am Steuer des Citroën sitzen geblieben. Aus dem Reifen sowohl des rechten Vorder als auch des rechten Hinterrads war die restliche Luft entwichen, und der D S fuhr auf Felgen. Ducret beglückwünschte Marroux mit ein paar gemurmelten Worten und machte sich daran, Ordnung zu schaffen. Während die Journalisten in aller Welt Spekulationen über den Mordanschlag anstellten und ihre Kolumnen mangels
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