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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal
Autoren: Frederick Forsyth
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Fakten mit unverbindlichen Vermutungen und persönlichen Betrachtungen füllten, startete die Sûreté Nationale, unterstützt sowohl vom Geheimdienst als auch von der Gendarmerie, die umfassendste Polizeiaktion der französischen Geschichte. Sie sollte sich schon bald zur größten Menschenjagd entwickeln, die das Land je erlebt hatte, und nur noch von der Großfahndung nach einem anderen Attentäter übertroffen werden, der in den Polizeiakten noch heute unter seinem Decknamen »Der Schakal« geführt wird, weil sein bürgerlicher Name unbekannt geblieben und seine Lebensgeschichte nie veröffentlicht worden ist.
    Ein erster Erfolg konnte am 3. September verzeichnet werden. Wie so oft war es eine routinemäßig vorgenommene Ausweiskontrolle, die auf eine wichtige Spur führte. Eine Polizeistreife hielt außerhalb der südlich von Lyon gelegenen Stadt Valence auf der von Paris nach Marseille führenden Nationalstraße einen Privatwagen mit vier Insassen an. Sie hatte an diesem Tag bereits Hunderte gestoppt, um Ausweise zu kontrollieren. Einer der vier Männer hatte keine Papiere bei sich. Er behauptete, sie verloren zu haben. Daraufhin wurde er mitsamt den drei anderen zu einem Routineverhör nach Valence gebracht.
    Dort stellte sich rasch heraus, daß die übrigen drei Insassen, abgesehen davon, daß sie ihn ein Stück mitgenommen hatten, mit dem vierten nichts zu tun hatten. Man ließ sie frei. Von dem vierten Mann wurden lediglich Fingerabdrücke angefertigt und nach Paris geschickt, weil man seine Identität überprüfen wollte. Zwölf Stunden später traf die Auskunft ein: Die Fingerabdrücke waren die eines 22jährigen fahnenflüchtigen Fremdenlegionärs, aber der Name, den er angegeben hatte - Pierre-Denis Magade -, stimmte.
    Magade wurde nach Lyon in die Zentrale des Service Regional der Police Judiciaire gebracht. Während er in einem Vorzimmer auf seine Vernehmung wartete, fragte ihn einer seiner Bewacher scherzhaft: »Na, und in Petit-Clamart - wie hat sich das abgespielt?«
    Magade zuckte hilflos mit den Achseln. »Also gut«, sagte er, »was wollen Sie wissen?«
    Acht Stunden lang lauschten Polizeibeamte gebannt und kratzten emsige Stenographenfedern über Stöße von Papier, während Magade »sang«. Als er endete, hatte er die Namen jedes einzelnen der am Attentat von Petit-Clamart Beteiligten sowie die neun weiteren Mitwisser genannt, die in der Planungsphase der Verschwörung und bei der Beschaffung von Waffen, Gerät und Fahrzeugen kleinere Rollen gespielt hatten - 22 Namen insgesamt. Die Jagd begann, und diesmal wußte die Polizei, wen sie suchte.
    Nur ein einziger Mittäter entkam ihr und wurde bis zum heutigen Tag nicht gefaßt: Georges Watin. Dem Vernehmen nach soll er, wie die meisten Ex-Bosse der OAS, unter ehemals frankoalgerischen Siedlern in Spanien leben.
    Im Dezember waren Ermittlung und Anklagevorbereitung gegen Bastien-Thiry, Bougrenet de la Tocnaye und die anderen Verschwörer abgeschlossen, und im Januar 1963 wurde die Gruppe vor Gericht gestellt.
    Während man den beiden Hauptangeklagten und ihren Mittätern den Prozeß machte, sammelte die OAS alle ihr verfügbaren Kräfte zu einer neuerlichen Großoffensive gegen das gaullistische Regime, das diese von seinen Geheimdiensten mit unbarmherzigen Gegenangriffen beantworten ließ. Hinter den gefälligen äußeren Formen des pariserischen Lebensstils wurde unter dem Firnis von Kultur und Zivilisation im Untergrund ein grausamer und erbitterter Krieg geführt.
    Der französische Geheimdienst trägt die offizielle Bezeichnung Service de Documentation Extérieure et de Contre-Espionage, die unter der Abkürzung SDECE allgemein bekannt ist. Zu seinen Aufgaben zählen sowohl die Spionage außerhalb als auch die Spionageabwehr innerhalb Frankreichs, wobei sich die Aufgabenbereiche der einzelnen Dienste gelegentlich überschneiden. Die Abteilung I versieht ausschließlich nachrichtendienstliche Aufgaben und ist in diverse, durch den Buchstaben R (Renseignement = Information) gekennzeichnete bureaux gegliedert. Diese Unterabteilungen sind im einzelnen das Bureau R l (Nachrichtenauswertung), R 2 (Osteuropa), R 3 (Westeuropa), R 4 (Afrika), R 5 (Mittlerer Osten), R 6 (Ferner Osten), R 7 (Amerika/Westliche Hemisphäre). Die Abteilung II ist mit der Spionageabwehr betraut, die zusammengelegten Abteilungen III und IV sind für das Sachgebiet Kommunismus zuständig; VI ist für die Finanzen und VII für die Verwaltung verantwortlich.
    Die offizielle
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